#19
"Möge die Macht mit dir sein." murmelte er langsam, mehr zu sich selbst als zu Lee welcher sich nach einer kurzen Verbeugung auf den Weg in sein Quartier gemacht hatte. Ajax hatte noch immer die Holzschnitzerei in der Hand und betrachtete sie ein weiteres Mal argwöhnisch. Die Abhängigkeit und Leidenschaft welche Lee Saanza gegenüber zeigte war beunruhigend. Der Junge hatte seine Gefühle noch nicht im Griff und seine Trauer und absolute Überzeugung, dass die Jedi tot war, was mach einer wohl als irationale Annahme sehen würde, bestätigte Ajax Hypothese nur noch weiter, laut welcher Lee romantische Gefühle für die blonde Ausbilderin hegte. So verschwommen war seine Wahrnehmung gewesen, er hatte nicht die wahre Essenz hinter Ajax Geschichte erspähen können und selbst als der Meister seinen mächtigen Ring entblößt hatte konnte der Ritter dessen Aura nicht wahrnehmen. Es war vielleicht ungerecht von dem Firrerreo gewesen Lee nicht die ganze Wahrheit über seinen Talisman zu erzählen, doch hielt er es für besser die Scharade fürs erste aufrecht zu erhalten. Artefakte der Macht, egal welcher Konfession, waren stets mit Gefahren verbunden und Ajax konnte nicht riskieren, dass der Ring in die falschen Hände gelangte. Er verlieh dem Nutzer eine Möglichkeit sein Machtpotential zu sehr hohen Ausmaße zu entfalten, und obwohl der Kristall mit Energie der hellen Seite der Macht durchflossen war, so fürchtet Ajax stets die Entdeckung des Artefakts durch dunkle Mächte.
Lees Gefühlsstatus und die Unberechenbarkeit, welche dieser mit sich führte bereiteten Ajax Kopfzerbrechen. Die Begründung des jungen Ritters bald den Planeten verlassen zu müssen machte einen eher unwahren Eindruck auf den Meister, zumal diese genau auf die Aussage Lees folgte die Sith aufhalten zu wollen. Ajax hätte den Jungen wohl aufhalten können wenn es sein musste, doch Valen hatte sein Schicksal gewählt. Doch der als Dario bekannte Meister hatte ihm ein Versprechen gegeben, Gewissheit über Saanzas Zustand zu erfahren und dies war nun fürs erste seine Aufgabe.

Der Jedi zog sich tief in den Garten zurück, um jegliche Störung vermeiden zu können. Er lies sich unter einer schattenbietenden Weide nieder, drehte seinen Kommunikator ab und legte sein Lichtschwert so wie seine Robe neben sich. Mit beiden Händen hielt er die Holzschnitzerei welche mit einem winzigen blauen Stein versehen war vor sich und spielte etwas nervös damit herum. Die Aura des Ringes war stark und der Jedi würde das volle Potential der hellen Seite in ihm benötigen um auf seiner Suche erfolg zu haben. Der Firrerreo schloss die Augen und tauchte tief in den flüssigen und immer beweglichen Strudel der Macht ein. Er suchte verbittert nach Saanza in einer Galaxie voll mit beinahe unendlich Lebewesen. Zeit war für den Moment verschwommen. Er suchte Jahre, dann wieder bloße Sekunden auf den verschiedensten Welten des Universums. Auf manchen Planeten verbrachte er ein Menschenleben, andere überblickte er nur im Vorbeiziehen. Die Macht führte ihn, doch er konnte keinen klaren Pfad erkennen. Nur in seinen Händen vernahm er ein dumpfes pochen, welches von der Holzschnitzerei ausging die Lee ihm gegeben hatte. Es war als ob Saanza versuchte in die Macht einzutauchen, ihre Kräfte zu binden, als wäre sie unter Wasser und suchte dringend nach der Oberfläche. Er konzentrierte sich immer stärker auf das, was er als Saanzas Präsenz zu erkennen meinte. Doch der Erfolg blieb ihm fürs erste verwehrt, er konnte sie nicht finden, vielleicht war es nicht mehr als ein Echo gewesen welches er vernommen hatte. Noch hatte er aber seine Suche durch die Macht nicht beendet und wurde für seine Hartnäckigkeit belohnt. Für einen kurzen Moment konnte er einen einzelnen hellen Streifen ausmachen welcher wie Sonnenlicht durch einen kleinen Spalt flutete. Es war als ob Saanza aus einem Sarkophag erwacht war, aus einem dunklen Behältnis, doch nun war sie wieder ins Licht getaucht. Sie war am Leben. Wo konnte Ajax nicht sagen, doch nun war ihre Präsenz in der Macht stark genug um wahrgenommen zu werden. Sie war am Leben.

Erschöpft, jedoch stark erleichtert löste sich Ajax aus dem tiefen Wässern der Macht, öffnete die Augen und stellte fest, dass tatsächlich einige Stunde auf Naboo vergangen waren. Er saß immer noch im Schneidersitz unter der Weide und konnte im fernen Osten die aufgehende Sonne des nächsten Tages erkennen.
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