
Wie viel Aufhebens Leute doch wegen hässlichen, unbequemen Gesteins machten. Ein Thron war nichts weiter als ein erhaben wirkender Stuhl, der letztlich nichts besser demonstrierte als die Getrenntheit von allem anderen und das endlose Ego derer, die darauf Platz nahmen. Natürlich war der Thron vor allem ein Symbol. Symbole waren für den Zusammenhalt durchaus von gewisser Relevanz, das war nicht zu bestreiten. Aber was Herrscher rasch vergaßen, wenn sie erst einmal darauf Platz nahmen, war, dass ein Thron allein noch keinen Herrscher machte. Die wichtigen Entscheidungen wurden nicht hier auf dem Thron getroffen, wurden sie nie und würden sie auch nie. Der Thron war nur das vermeintlich hübsche Abendkleid, das manche anlegten, um den Schein zu wahren und vom hässlichen Inneren abzulenken, doch selbst die hübscheste Fassade würde am Entscheidenden nun einmal nichts ändern können. Das Versteckspiel mochte eine Zeit lang tragen können, würde auch kurz oder lang jedoch scheitern. Ein Thron machte wahrlich keinen Herrscher. Und der Titel Imperator ebenso wenig.
Effektiv hatte Ysanne Isard das Reich in Abwesenheit des Imperators verwaltet, mal mit, aber doch meist ohne Billigung oder gar Kenntnis von Sate Pestage, der ohnehin zu sehr mit der Vorbereitung seiner eigenen Erhebung beschäftigt gewesen war, um dies effektiv machen zu können. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte er vermutlich nicht bemerkt, wie Isard bereits an dem Strick gearbeitet hatte, der sich nach und nach um seinen Hals legen sollte – doch nun war dieser gar nicht mehr nötig und das elegante Netz löste sich langsam auf. Und das, obwohl er doch der designierte Nachfolger, der Großwesir, der höchste Bürokrat des gesamten Imperiums gewesen war. Doch auch ein Titel machte keinen Herrscher. Wissen und Informationen bereiteten Macht. Vesperum würde das verstehen müssen. Niemand im Imperium hatte mehr Informationen als Ysanne Isard. Niemand sonst kannte alle schmutzigen Geheimnisse aller wichtigen und vieler unwichtiger Personen der imperialen Hierarchie. Jeder wusste es. Wenige forderten sie heraus, das lag in der Natur der Sache als Direktorin eines Geheimdienstes. Und selbst wenn sie keine Informationen hatte, rechnete jeder damit. Manche sagten, ihr Geheimdienst sei im Inneren weniger gut vernetzt als die Imperiale Sicherheitsbehörde, dessen Primäraufgabe Moralüberwachung war. Das war in der Sache wohl auch richtig. Aber es spielte keine Rolle. Nur wenige wären mutig genug, diesen Schritt zu riskieren und das vieldeutige Lächeln Isards zu ignorieren. Nur wenige riskierten, darauf zu setzen, dass sie Informationen nicht besaß, die sie hypothetisch haben könnte. Und hypothetisch konnte sie nahezu alle Informationen haben. Der Geheimdienst war daher sicherlich zum Teil Blendwerk, die Angst davor, dass in diesem Überwachungsstaat mit allerlei Informationszufluss zu rechnen war, zum anderen aber insoweit auch in gewisser Weise Ausfluss der Tarkin-Doktrin – Herrschaft über andere durch die Angst vor Repressalien, selbst wenn die Repressalien auch nur möglich schienen. Und darin stimmten die beiden Anwesenden hier und jetzt überein. Der Unterschied war, dass die dienenden Lebewesen verschiedene Formen der Angst vor beiden hatten. Vesperum war wegen seiner unheimlichen Aura und seiner uneinschätzbaren Fähigkeiten gefürchtet, Isard, weil sie jede Peinlichkeit, Schlüpfrigkeit und Perversion wissen konnte. Das waren zwei mächtige Synergien, die sich hervorragend ergänzten. Ihm folgte die Kälte und Autorität, die zum Herrschen notwendig war, während sie das Skalpell war, das die Teile hinausschnitt, die störten und den anderen damit eine Lehre erteilte. Vielleicht war ihr allgemeiner Spitzname „Eisherz“ doch passender als sie bisher dachte.
Isard war klar gewesen, dass Vesperum nach seinem Spiel im Senat unmittelbar hierher hetzen würde. Es war ihr Beruf, Personen durchschauen zu können, auch wenn der Imperator es vermutlich verabscheute, durchschaut zu werden. Der Durst nach der Symbolik der Macht, der er so lange ferngewohnt hatte, musste unerträglich gewesen sein, schon allein die nahezu groteske Inszenierung seiner Rückkehr bestätigte dies aus ihrer Sicht. Und so hatte Isard das gesamte Schauspiel nicht einmal verfolgt, sondern kurz vor dem Ende bereits den Senat verlassen, um Vesperum sein Territorium zu überlassen, so wie er ihr ihres überlassen sollte. Hatte er damit gerechnet, sie hier zu sehen? Vermutlich nicht. Er stockte kurz, als er sie an seinem heiligen Thron erblickte. Sie lächelte ihr vielsagendes Lächeln, während ihre verschiedenfarbigen Augen blitzten, ein falsches Lächeln aus Selbstüberzeugtheit und Bestätigung. Die Art Lächeln, die nur die herrschende Klasse zeigte und auch nur diese verstand, während alle anderen sie als Arroganz oder Anmaßung ansahen. Natürlich übertrieb sie ihr Spiel nicht. Zwar hätte sie zu gerne seine Reaktion erfahren, wenn sie ihn tatsächlich auf dem Thron sitzend empfangen hätte, doch hierfür war seine Reaktion nicht gut genug zu kalkulieren und ihr Leben war weitaus zu wertvoll, um es aus Neugierde zu riskieren. Und Gestalten wie Vesperum hatten es an sich, dass sie hin und wieder zu einem Wutausbruch neigten, der bar jeglicher Rationalität war und hinterher bereut wurde. Auch Palpatine hatte dies gelegentlich gezeigt, häufiger allerdings sein abstoßender Lakai Vader. Das Biest in den dunklen Schatten zu reizen, war unklug. Sie hatte es gelernt, primär durch das Scheitern anderer, die diesen Fehler zumeist nicht überlebt hatten. So passte man sich an. Und so hatte sie beide überlebt. Und so würde sie auch Vesperum überleben.
Als er die letzten Stufen hinauftrat, stieß sie sich leicht von seinem Thron ab und verlagerte ihr Gewicht gleichmäßig zurück auf ihre Beine, blieb aber weiter neben dem Thron stehen. Es war der Platz, den sie hatte. Mindestens. Und im Gegensatz zum Sitzen auf dem Thron war es eben gerade keine Herausforderung. Vesperum dachte in Symbolen und so würde er dies auch verstehen. Er kam in ihrer Nähe zum Stehen, beinahe zu nah. Es störte sie jedoch nicht, zeigte keinerlei Anzeichen, vor ihm zurückzuweichen. Vertrauen? Vielleicht. Sie hatte niemals Angst vor der Macht besessen, im Gegenteil, sie empfand sie als anziehend. Schon unter Palpatines Ägide hatten dies wenige aufmerksame Beobachter erkannt und vielleicht war es eine ihrer Schwächen. Manche waren sogar der Ansicht gewesen, sie habe eine beinahe erotische Beziehung zu dem alten Mann gehabt, allerdings verkannte dies die Realität und reduzierte das tiefe Verständnis, das sie besessen hatten. In Wahrheit war es eine Art von Beziehung gewesen, die vermutlich niemand außerhalb je verstehen würde, weil sie die Parameter darin nicht begriffen. Es war nie um körperliche Anziehung oder ein klassisches Verständnis von dem gewesen, was andere als Liebe bezeichnet hätten – und sie war immer unter dem Eindruck gewesen, dass Palpatine dies exakt so empfunden hatte. Nicht zuletzt, weil er ihre Person und ihre Ratschläge zwar sehr geschätzt hatte, sich dennoch aber nie davon hatte lösen können, dass sie ihn eines Tages stürzen wollen würde. Das war eine Ansicht, die sie zu ihrem Bedauern nie vollständig hatte ausräumen können, aber letztlich war das wahrscheinlich nur die logische Folge, wenn man so eng mit dem mächtigsten Mann der Geschichte konferiert hatte, der von geifernden Opportunisten umgeben waren, die dies in der Tat geplant hatten. Dennoch hatte es sie in gewisser Weise enttäuscht, dass Palpatine mit dieser Ansicht ins Grab gegangen war. Nun war Vesperum kein Palpatine, in vielerlei Hinsicht. Das konnte aber auch Vorteile haben, schon weil sie sein Imperium rein faktisch besser kannte als er selbst. Alles in allem machte das ihren Rat wohl noch gewichtiger als zu Palpatines Zeit.
„Und Euch, mein Freund. Es ist lange her“, entgegnete sie noch immer mit ihrem Lächeln auf den Lippen und kopierte sein Nicken, ein wenig tiefer vielleicht als das seine, doch so, dass sie ihre Würde behielt. Seine Erscheinung schien sie nur kurzzeitig zu überraschen – und dann nicht einmal negativ. Sie war eine abstoßende Erscheinung gewohnt, im Vergleich zu Palpatine erschien Vesperum sogar noch vergleichsweise gut erhalten. Ja, aber er wurde Palpatine immer ähnlicher, nicht nur optisch. Er wurde immer mehr zu dem, was er werden musste. Und er schien es zu akzeptieren. Gut. Er bedurfte nur etwas Formung. Sie betrachtete ihn schließlich für einige Augenblicke aus dieser unmittelbaren Nähe, trat einen Schritt beiseite und gab so den Weg zu seinem Thron frei, den sie ihm mit einer unauffälligen Geste einladend überließ, so als hätte sie ihn für ihn freigehalten. Nun, ganz falsch war es auch nicht.
„Ich hoffe, die kleine Inszenierung hat Euch zugesagt“, fuhr sie dann fort, fast ein Stück weit süffisant, wie auch ihr Applaus in der Loge im Senat gewesen war. Sie hatte ihren Teil dazu beigetragen, dass er die Inszenierung hatte haben können, hatte die Gerüchte und später die Fakten über seine Rückkehr, von der sie spätestens seit Fondor sicher Bescheid wusste, unterdrückt und ihr Durchsickern verhindert, so dass diese Überraschung auch so theatralisch ablaufen konnte, wie es ihm offenbar beliebt hatte.
„Ist der Verlust Onderons von Relevanz?“
Die Frage schnitt wie ein Messer durch den Raum. Direkt, ohne Umschweife, Effektivität. Onderon selbst war das ohne Zweifel nicht, aber der Imperator hatte ursprünglich Pläne für den Hauptplaneten und vor allem dessen Mond besessen, die sich nun auf längere Zeit wohl nicht verwirklichen ließen. Dies konnte man als Scheitern betrachten, aber letztlich hing das von der Perspektive ab und dem, was Vesperum damit wirklich hatte erreichen wollen. Viele seiner finsteren Diener waren dort gefallen, aber Sith dachten nicht unbedingt in solchen Kategorien, sondern in anderen Gedankengängen, die nicht immer verständlich waren. Daher schien die Frage, wie er den Verlust ansah, angemessen zu sein, auch wenn die Pläne, die er mit seinem düsteren Gesinde hatte, sie eigentlich nur am Rande interessierten.
„Es steht für mich außer Frage, dass die Republik über Euch informiert gewesen sein muss. Ansonsten hätte es keinen so schnellen Gegenschlag geben können. Wir verfolgen jedoch noch, woher sie den Tipp erlangt haben. Wer auch immer dafür verantwortlich war, verschleiert seine Spur gut. Und hat Zugang zu wichtigen Ressourcen, um Eure Rückkehr auf den Thron zu verhindern.“
Sie überließ dem Imperator selbst die Schlussfolgerung, auch wenn sie damit eine Implikation gegen eine bestimmte Person aufzeigte, denn alles in allem war vor allem nur dieser ganz bestimmten Person daran gelegen gewesen, dass Vesperum nicht wiederkehrte, sondern den Thron freimachte. Gab es dafür Hinweise? Nicht direkt. Aber notfalls ließen sich welche finden. Macht bedeutete eben auch, Konkurrenten so weit auszustechen, dass sie nicht mehr auf die Beine kamen. Selbst wenn sie gerade schon im Dreck lagen. War die Saat des Verrats erst gesät, erholte sich niemand mehr davon.
Effektiv hatte Ysanne Isard das Reich in Abwesenheit des Imperators verwaltet, mal mit, aber doch meist ohne Billigung oder gar Kenntnis von Sate Pestage, der ohnehin zu sehr mit der Vorbereitung seiner eigenen Erhebung beschäftigt gewesen war, um dies effektiv machen zu können. Schon zu diesem Zeitpunkt hatte er vermutlich nicht bemerkt, wie Isard bereits an dem Strick gearbeitet hatte, der sich nach und nach um seinen Hals legen sollte – doch nun war dieser gar nicht mehr nötig und das elegante Netz löste sich langsam auf. Und das, obwohl er doch der designierte Nachfolger, der Großwesir, der höchste Bürokrat des gesamten Imperiums gewesen war. Doch auch ein Titel machte keinen Herrscher. Wissen und Informationen bereiteten Macht. Vesperum würde das verstehen müssen. Niemand im Imperium hatte mehr Informationen als Ysanne Isard. Niemand sonst kannte alle schmutzigen Geheimnisse aller wichtigen und vieler unwichtiger Personen der imperialen Hierarchie. Jeder wusste es. Wenige forderten sie heraus, das lag in der Natur der Sache als Direktorin eines Geheimdienstes. Und selbst wenn sie keine Informationen hatte, rechnete jeder damit. Manche sagten, ihr Geheimdienst sei im Inneren weniger gut vernetzt als die Imperiale Sicherheitsbehörde, dessen Primäraufgabe Moralüberwachung war. Das war in der Sache wohl auch richtig. Aber es spielte keine Rolle. Nur wenige wären mutig genug, diesen Schritt zu riskieren und das vieldeutige Lächeln Isards zu ignorieren. Nur wenige riskierten, darauf zu setzen, dass sie Informationen nicht besaß, die sie hypothetisch haben könnte. Und hypothetisch konnte sie nahezu alle Informationen haben. Der Geheimdienst war daher sicherlich zum Teil Blendwerk, die Angst davor, dass in diesem Überwachungsstaat mit allerlei Informationszufluss zu rechnen war, zum anderen aber insoweit auch in gewisser Weise Ausfluss der Tarkin-Doktrin – Herrschaft über andere durch die Angst vor Repressalien, selbst wenn die Repressalien auch nur möglich schienen. Und darin stimmten die beiden Anwesenden hier und jetzt überein. Der Unterschied war, dass die dienenden Lebewesen verschiedene Formen der Angst vor beiden hatten. Vesperum war wegen seiner unheimlichen Aura und seiner uneinschätzbaren Fähigkeiten gefürchtet, Isard, weil sie jede Peinlichkeit, Schlüpfrigkeit und Perversion wissen konnte. Das waren zwei mächtige Synergien, die sich hervorragend ergänzten. Ihm folgte die Kälte und Autorität, die zum Herrschen notwendig war, während sie das Skalpell war, das die Teile hinausschnitt, die störten und den anderen damit eine Lehre erteilte. Vielleicht war ihr allgemeiner Spitzname „Eisherz“ doch passender als sie bisher dachte.
Isard war klar gewesen, dass Vesperum nach seinem Spiel im Senat unmittelbar hierher hetzen würde. Es war ihr Beruf, Personen durchschauen zu können, auch wenn der Imperator es vermutlich verabscheute, durchschaut zu werden. Der Durst nach der Symbolik der Macht, der er so lange ferngewohnt hatte, musste unerträglich gewesen sein, schon allein die nahezu groteske Inszenierung seiner Rückkehr bestätigte dies aus ihrer Sicht. Und so hatte Isard das gesamte Schauspiel nicht einmal verfolgt, sondern kurz vor dem Ende bereits den Senat verlassen, um Vesperum sein Territorium zu überlassen, so wie er ihr ihres überlassen sollte. Hatte er damit gerechnet, sie hier zu sehen? Vermutlich nicht. Er stockte kurz, als er sie an seinem heiligen Thron erblickte. Sie lächelte ihr vielsagendes Lächeln, während ihre verschiedenfarbigen Augen blitzten, ein falsches Lächeln aus Selbstüberzeugtheit und Bestätigung. Die Art Lächeln, die nur die herrschende Klasse zeigte und auch nur diese verstand, während alle anderen sie als Arroganz oder Anmaßung ansahen. Natürlich übertrieb sie ihr Spiel nicht. Zwar hätte sie zu gerne seine Reaktion erfahren, wenn sie ihn tatsächlich auf dem Thron sitzend empfangen hätte, doch hierfür war seine Reaktion nicht gut genug zu kalkulieren und ihr Leben war weitaus zu wertvoll, um es aus Neugierde zu riskieren. Und Gestalten wie Vesperum hatten es an sich, dass sie hin und wieder zu einem Wutausbruch neigten, der bar jeglicher Rationalität war und hinterher bereut wurde. Auch Palpatine hatte dies gelegentlich gezeigt, häufiger allerdings sein abstoßender Lakai Vader. Das Biest in den dunklen Schatten zu reizen, war unklug. Sie hatte es gelernt, primär durch das Scheitern anderer, die diesen Fehler zumeist nicht überlebt hatten. So passte man sich an. Und so hatte sie beide überlebt. Und so würde sie auch Vesperum überleben.
Als er die letzten Stufen hinauftrat, stieß sie sich leicht von seinem Thron ab und verlagerte ihr Gewicht gleichmäßig zurück auf ihre Beine, blieb aber weiter neben dem Thron stehen. Es war der Platz, den sie hatte. Mindestens. Und im Gegensatz zum Sitzen auf dem Thron war es eben gerade keine Herausforderung. Vesperum dachte in Symbolen und so würde er dies auch verstehen. Er kam in ihrer Nähe zum Stehen, beinahe zu nah. Es störte sie jedoch nicht, zeigte keinerlei Anzeichen, vor ihm zurückzuweichen. Vertrauen? Vielleicht. Sie hatte niemals Angst vor der Macht besessen, im Gegenteil, sie empfand sie als anziehend. Schon unter Palpatines Ägide hatten dies wenige aufmerksame Beobachter erkannt und vielleicht war es eine ihrer Schwächen. Manche waren sogar der Ansicht gewesen, sie habe eine beinahe erotische Beziehung zu dem alten Mann gehabt, allerdings verkannte dies die Realität und reduzierte das tiefe Verständnis, das sie besessen hatten. In Wahrheit war es eine Art von Beziehung gewesen, die vermutlich niemand außerhalb je verstehen würde, weil sie die Parameter darin nicht begriffen. Es war nie um körperliche Anziehung oder ein klassisches Verständnis von dem gewesen, was andere als Liebe bezeichnet hätten – und sie war immer unter dem Eindruck gewesen, dass Palpatine dies exakt so empfunden hatte. Nicht zuletzt, weil er ihre Person und ihre Ratschläge zwar sehr geschätzt hatte, sich dennoch aber nie davon hatte lösen können, dass sie ihn eines Tages stürzen wollen würde. Das war eine Ansicht, die sie zu ihrem Bedauern nie vollständig hatte ausräumen können, aber letztlich war das wahrscheinlich nur die logische Folge, wenn man so eng mit dem mächtigsten Mann der Geschichte konferiert hatte, der von geifernden Opportunisten umgeben waren, die dies in der Tat geplant hatten. Dennoch hatte es sie in gewisser Weise enttäuscht, dass Palpatine mit dieser Ansicht ins Grab gegangen war. Nun war Vesperum kein Palpatine, in vielerlei Hinsicht. Das konnte aber auch Vorteile haben, schon weil sie sein Imperium rein faktisch besser kannte als er selbst. Alles in allem machte das ihren Rat wohl noch gewichtiger als zu Palpatines Zeit.
„Und Euch, mein Freund. Es ist lange her“, entgegnete sie noch immer mit ihrem Lächeln auf den Lippen und kopierte sein Nicken, ein wenig tiefer vielleicht als das seine, doch so, dass sie ihre Würde behielt. Seine Erscheinung schien sie nur kurzzeitig zu überraschen – und dann nicht einmal negativ. Sie war eine abstoßende Erscheinung gewohnt, im Vergleich zu Palpatine erschien Vesperum sogar noch vergleichsweise gut erhalten. Ja, aber er wurde Palpatine immer ähnlicher, nicht nur optisch. Er wurde immer mehr zu dem, was er werden musste. Und er schien es zu akzeptieren. Gut. Er bedurfte nur etwas Formung. Sie betrachtete ihn schließlich für einige Augenblicke aus dieser unmittelbaren Nähe, trat einen Schritt beiseite und gab so den Weg zu seinem Thron frei, den sie ihm mit einer unauffälligen Geste einladend überließ, so als hätte sie ihn für ihn freigehalten. Nun, ganz falsch war es auch nicht.
„Ich hoffe, die kleine Inszenierung hat Euch zugesagt“, fuhr sie dann fort, fast ein Stück weit süffisant, wie auch ihr Applaus in der Loge im Senat gewesen war. Sie hatte ihren Teil dazu beigetragen, dass er die Inszenierung hatte haben können, hatte die Gerüchte und später die Fakten über seine Rückkehr, von der sie spätestens seit Fondor sicher Bescheid wusste, unterdrückt und ihr Durchsickern verhindert, so dass diese Überraschung auch so theatralisch ablaufen konnte, wie es ihm offenbar beliebt hatte.
„Ist der Verlust Onderons von Relevanz?“
Die Frage schnitt wie ein Messer durch den Raum. Direkt, ohne Umschweife, Effektivität. Onderon selbst war das ohne Zweifel nicht, aber der Imperator hatte ursprünglich Pläne für den Hauptplaneten und vor allem dessen Mond besessen, die sich nun auf längere Zeit wohl nicht verwirklichen ließen. Dies konnte man als Scheitern betrachten, aber letztlich hing das von der Perspektive ab und dem, was Vesperum damit wirklich hatte erreichen wollen. Viele seiner finsteren Diener waren dort gefallen, aber Sith dachten nicht unbedingt in solchen Kategorien, sondern in anderen Gedankengängen, die nicht immer verständlich waren. Daher schien die Frage, wie er den Verlust ansah, angemessen zu sein, auch wenn die Pläne, die er mit seinem düsteren Gesinde hatte, sie eigentlich nur am Rande interessierten.
„Es steht für mich außer Frage, dass die Republik über Euch informiert gewesen sein muss. Ansonsten hätte es keinen so schnellen Gegenschlag geben können. Wir verfolgen jedoch noch, woher sie den Tipp erlangt haben. Wer auch immer dafür verantwortlich war, verschleiert seine Spur gut. Und hat Zugang zu wichtigen Ressourcen, um Eure Rückkehr auf den Thron zu verhindern.“
Sie überließ dem Imperator selbst die Schlussfolgerung, auch wenn sie damit eine Implikation gegen eine bestimmte Person aufzeigte, denn alles in allem war vor allem nur dieser ganz bestimmten Person daran gelegen gewesen, dass Vesperum nicht wiederkehrte, sondern den Thron freimachte. Gab es dafür Hinweise? Nicht direkt. Aber notfalls ließen sich welche finden. Macht bedeutete eben auch, Konkurrenten so weit auszustechen, dass sie nicht mehr auf die Beine kamen. Selbst wenn sie gerade schon im Dreck lagen. War die Saat des Verrats erst gesät, erholte sich niemand mehr davon.