#7
Die Jedi waren also oberste Priorität – wieder einmal. Die jahrelangen Mühen, ihre unnatürlichen Bestrebungen mithilfe ähnlich unnatürlicher Bestrebungen in Form des Inquisitorius aus der Galaxis zu tilgen, waren offenbar gescheitert. Wie immer waren sie ein Ärgernis, doch dieses Unkraut schien schlichtweg nicht gebannt werden zu können, egal wie offensiv man es an Stumpf und Stiel bekämpfte. Auch die Bekämpfung Feuer mit Feuer durch Dunkle Jedi konnte es offenbar nicht verhindern. Allmählich begann sie sich damit abzufinden, dass es eine Aufgabe war, die wohl letztlich nie vollständig durchgeführt werden konnte, ohne die gesamte Galaxis in Brand zu setzen. Das Auffinden einer Zentrale, des Treffpunkts einer sich sammelnden Gruppe war dagegen eine andere Sache, mehr in ihrem Gebiet, mehr eine Frage von Information, sowie deren Aus- und Bewertung. Unsicher war allerdings, was der Imperator im Anschluss an das Auffinden des Standorts damit zu tun gedachte. Diese Frage stellte sich jedoch noch nicht – und schon gar nicht oblag es ihr, sie jetzt an dieser Stelle aufzuwerfen. Die geschwiegene Abmachung, dass sie sich nicht in seine Angelegenheiten der Macht einmischte, solange er es ebenso mit den ihren hielt, sollte Bestand haben.
„Wie Ihr wünscht“, entgegnete sie zunächst eiskalt und ließ keinerlei Notwendigkeit für weitere geknurrte Anweisungen seinerseits, wie dies konkret vonstattengehen sollte, erkennen. Je mehr Spielraum er ihr ließ, desto besser. Wie gut, dass er ihr damit ohnehin eine Aufgabe zuwies, die ihr eine passende Rechtfertigung dafür geben würde, sich mit jemandem… auseinanderzusetzen, den sie auch vorher schon hatte treffen wollen. Eine nette Ironie, die sie innerlich amüsierte.
„Ich werde mich dieser Sache persönlich annehmen.“
Jedi zu finden war nicht einfach. Doch eine Spur hatte sie bereits. Mehr als das. Wenn jemand wusste, wo sich Jedi aufhielten, dann war es ein Jedi. Welch passender Zufall, dass sie offensichtlich einen in Gewahrsam hatten – zumindest auf die eine oder andere Weise. Manchmal setzten sich die einzelnen Erkenntnisse ihrer Arbeit so perfekt zu einem Gesamtwerk zusammen, dass die Realität wie klarer Fakt vor ihr lag. Und so mochte die ungeplante Nebenbeschäftigung einer unbedeutenden Inquisitorin bereits jetzt ihr Gutes haben. Schon wechselte das analytische Gehirn Isards wieder den Plan. Adaption an die neuen Umstände, der Aufgabe alles andere unterordnen. Nun, fast alles. Einen kurzen Augenblick lang weiteten sich Isards heterochrome Augen, als Vesperum ihr eröffnete, dass es sich bei Nigidus um eine Sith handelte. Das war… neu. Und durchaus erstaunlich. Sie wandte ihren Blick vorläufig ab, um ihre Überraschtheit fortzublinzeln, schließlich sah sie die Fratze der Bosheit wieder an. Dann nickte sie verstehend. Vielleicht erklärte das mehr als ihm lieb sein konnte. Sein Versuch, die Inquisitorin zu binden, schien dem Imperator jedoch misslungen zu sein, befand Isard. Oder jedenfalls nicht auf die Art, wie er es Isard zu verstehen gab. Er war offensichtlich völlig ahnungslos. Anders war seine Antwort auf ihre Frage gar nicht zu verstehen. Welcher Aufgabe Nigidus auch immer für ihn nachkam, es stand nicht in Zusammenhang mit dem, was gerade auf der Abaddon passierte, ansonsten hätte sie sich keine Mühe gemacht, die Anwesenheit ihres Fundstücks vor ihm gezielt zu verschleiern. Doch was auch immer Nigidus‘ Absichten insoweit waren, spielte für Isard letztlich keine Rolle – nicht zuletzt, weil sie nun als Sith offensichtlich mehr zu Vesperums Problem als zu ihrem wurde. Oder wäre es nicht sinnvoller, es ihm gleich zu sagen? Nein, es würde ihrer eigenen Aufgabe im Wege stehen. Und es war Nigidus‘ Pflicht als Inquisitorin, dem Imperator Bericht zu erstatten und ihn über ihre Aktivitäten auf dem Laufenden zu halten, nicht Isards. Solange nicht klar war, was dort wirklich vor sich ging, bestand somit kein Anlass. Das und noch sehr viel mehr würde sich bald klären.

Wieder dieses besondere Interesse an einer bestimmten Jedi. Es war geradezu obsessiv. Die Direktorin hatte die Datenbanken über diese junge Frau durchgestöbert und dabei erfahren, dass sie schon einmal in imperialer Obhut gewesen, schließlich aber daraus entkommen war. Interessanterweise stammte auch sie von Fondor, ebenso wie der Imperator selbst. Viel mehr war über ihn nicht bekannt, aber Isard entschied, dass Nachforschungen über Cyrodiells Vergangenheit vermutlich in irgendeiner Form auch weitere Erkenntnisse zu seiner liefern würden. Es konnte schlichtweg kein Zufall sein, wenn er so besonderen Wert darauf legte, diese Jedi wiederzusehen. Hätte Palpatine damals nur klarere Aufzeichnungen über seine Schar an Dunklen Jedi hinterlassen, hätte ihr das ihre Arbeit nun weitaus erleichtert. So aber musste sie mühsam viele Kleinigkeiten zusammensuchen und ebenso vielen Spuren nachgehen, die am Ende ins Nichts führten. Noch. Vielleicht würde diese Obsession hier mehr Verwertbares aufzeigen können – und wenn Isard selbst Informationen aus der Jedi extrahieren musste.
„Mein Dienst hat ihre Spur im Äußeren Rand aufnehmen können und sie auf einen unbedeutenden Planeten in der Expansionsregion verfolgt. Ich warte noch auf eine Rückmeldung des zuständigen Agenten, der ihre Anwesenheit dort zuletzt bestätigte. Es besteht jedoch die realistische Möglichkeit, dass sie ihn beseitigt hat. Im Zuge dessen habe ich die verdeckte Operation mit dem OKF geteilt, so dass bereits eine Flotte in der Umgebung auf Patrouille ist. Ich denke, dieses Mal haben wir in der Tat gute Chancen, sie zu fassen.“
Sorgfältig betrachtete sie die Reaktion des auf dem Thron versunkenen Geistes, das rissige Gesicht in dunkle Schatten gegerbt, fast so hart wie die Statue seiner Selbst, die auf dem Monument Plaza stand. Erstaunlich eigentlich, dass er sie so unbesehen um sich herum akzeptiert hatte, sie, die Schlange, das Eisherz. Nun war Vesperum in gewissen Dingen durchaus von rationaler Natur, dennoch neigten mächtige Herrscher mit emotionalen Komplexen der Geschichte nach häufig dazu, hohe Staatspositionen nach ihrer Machtergreifung zu säubern und durch Lakaien wie Ishin-Il-Raz zu ersetzen, willige Dienermenschen, deren Loyalität aber unzweifelhaft schien – wenn auch häufig nur trügerisch und sich in schlechten Zeiten sehr bald wieder in Richtung des Siegers schwenkte. Aber vielleicht war es gerade dieser letzte Punkt. Vielleicht spürte Vesperum, dass sie eher das Imperium, ja die gesamte Galaxis tief in den Abgrund reißen würde, ehe sie je Frieden mit den Terroristen machen würde. Schon weil sie so tief in den widerlichsten, abstoßendsten, aber nunmal auch notwendigsten Machenschaften des Staates steckte, dass sie keinerlei Milde oder gar Gnade erfahren würde. Vermutlich tiefer als sich Vesperum überhaupt vorstellte. Aber so war der Beruf eben, das war ihr immer klar gewesen.

„Etwas direkt, brummte sie auf den Vorschlag hin, der mehr als offensichtlich die Handschrift des gnomhaften Ishin-Il-Raz trug, welcher selbst seinen eigenen Vater an Vesperum verkaufen würde, um seine Stellung zu verbessern. Nun gut, zumindest war das eine Sache, die sie beide vielleicht gemein hatten. Es war lange her. Mit dem Unterschied, dass Isard nicht die Anerkennung einer Person gesucht hatte, sondern eine Stellung, die ihren weitaus kompetenteren Fähigkeiten angemessen war.
„Die Menge zu beschaffen wird kein Problem darstellen“, entgegnete sie dann beiläufig. „Ich werde eine Liste von Verrätern vorbereiten lassen, die uns von keinem weiteren Nutzen mehr sind.“
Mit genügend Halluzinogenen würden sich auch propagandistisch verwertbare Aussagen aufnehmen lassen können, die den Mob dazu aufstachelten, ein solch brutales Vorgehen zu rechtfertigen. Eine solche Demonstration der Stärke ergab nur dann Sinn, wenn das Volk Blut sehen wollte. Den Grund dafür würden sie erhalten.

Dass er baldmöglichst einen ausführlichen Rapport über den Zustand der Galaxis wollte, ergab Sinn. Isard war kein Militär, es war nicht ihr Territorium. Das Imperium war nur dann stark gewesen, wenn auf allen Gebieten nur die Experten in ihrer jeweiligen Funktion besetzt waren – ein Punkt, den allerdings Palpatine selbst nicht immer bedacht hatte. Doch nur dann konnte ein absoluter Funktionsstaat, der so komplex war wie das Imperium, auch wirklich reibungslos ablaufen. Störende Elemente mussten dafür eben beseitigt werden, selbst wenn es hart war.
„Das Oberkommando wird sicherlich erfreut sein, bei Eurer diesmaligen Ankunft nicht um seinen Kopf bangen zu müssen.“
Isard hob eine Braue an und blickte beinahe sarkastisch auf ihn herab, ehe sich ein schmales Lächeln um ihre Lippen bildete, ohne die offensichtliche Frage wirklich auszusprechen. Muss es doch nicht, oder?
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Imperialer Thronsaal - von Protokolldroide - 06.12.2014, 06:10
RE: Großer Thronsaal - von Darth Vesperum - 06.01.2020, 21:56
RE: Großer Thronsaal - von TX-9941 - 06.01.2020, 22:45
RE: Großer Thronsaal - von Darth Vesperum - 06.01.2020, 23:26
RE: Großer Thronsaal - von TX-9941 - 07.01.2020, 00:12
RE: Großer Thronsaal - von Darth Vesperum - 07.01.2020, 22:50
RE: Großer Thronsaal - von TX-9941 - 09.01.2020, 15:37
RE: Großer Thronsaal - von Darth Vesperum - 09.01.2020, 22:40
RE: Großer Platz - von TX-9941 - 05.01.2020, 22:43