#19
Vergessen waren die alten Geschichten für die Galaxis, doch für Vesperum wurden sie immer mehr zu seiner Wahrheit. Wenn seine Hoffnung abartige Schönheit war, war dieser Ort Abbild jener Macht, die er anstrebte. Pein und Opfer vermählten sich zu einer neuen Geschichte, die wie ein Wispern nur von seinen Lippen kam. Syns unheiliger Einfluss gierte nach einer tragischen Erzählung, wie ein dunkler Engel, der nur für Vesperum gefallen war, einst vor Jahrtausenden. Ihre Umarmung war das Gift in seinem Blut, welches auch ihn tiefer stürzen ließ. Getrieben von dem Wahn, von den rauschenden Stimmen in seinem Schädel, die einem Echo gleich, hypnotisch Verheißungen verschrien. Doch war es nur sein eigener Wunsch, der blieb und sein Opfer verlangte. Der dunkle Lord hatte sich vom Boden des Tempels erhoben, um die Wunder der dunklen Seite zu beobachten, die in dahinscheidender Macht Illusionen in die Umgebung schlug, wie Säulen und Anker in die Welt der Finsternis. Die Wände bebten und der Boden war, wie schwarzes Wasser aus dem ewigen Meer, dem seine Seele längst gehörte. Alles war ein Fiebertraum, nur frostig und kalt.

Die kostbare Sehnsucht, jene Leidenschaft, die Vesperum für die Dunkelheit empfänglich machte, machte ihn ebenso wertvoll für den bösen Geist von Syn. Darth Vesperum erreichte die starken Tiefen der dunklen Seite der Macht. Sein Verstand begann bereits Traum, Wunsch und Realität zu vermischen, wie jenes Opfer wenige Stunden vorher erbracht. Die Augen, die in seinem Angesicht, wie okkulte Schimmer strahlten, voller Hass und Gier, wollten sich ergötzen an diesem Zustand. Diese wahnsinnige Lächeln der Selbstgerechtigkeit war der blinde Engel, der seine Schwingen mit schwarzer Feder um seinen verfallenden Körper schlug. Kräfte entwickelten sich, brachen frei, die verborgen bleiben sollten. Es war zu spät, der Prozess hatte begonnen, der am Ende ein Urteil über das seiner selbst und vieler anderer fällen sollte. Die dunkle Seite pulsierte in den Adern des dunklen Lords, ließ die Haut mehr erbleichen, während sich am Hals dicke Äderchen in der Farbe der Schatten bildeten, geschlagen in sein Fleisch, wie Striemen. Nein, er hatte nicht auf Maar gehört. Nein, wie sollte er auch? Das Opfer erschien so sinnvoll, so köstlich, im Vergleich zur angebotenen Macht, die bereits ihre Boten geschickt hatte. Unbegrenzte Macht - der Gedanke, der blieb. Die Macht, das Schicksal selbst zu brechen und alles zu verändern, was ihm geschehen war. Mutter, Amaranthine und Saanza, alle würden leben, ewiges Glück finden, wenn er diese Macht hätte. Es war Trugschluss dieses Hungers, der immer mehr wuchs, alles verbrauchte, was einst einmal Mensch war. Syn schwieg, verwunderte selbst über diesen Umstand, dass Vesperum ein williges Geschöpf der dunklen Seite war; einerseits gesteuert durch die bösen Kräfte und andererseits lenkend auf diese einwirkend. Darth Vesperum war der Nexus, das Portal des Chaos, welches sich etablierte und allein für sich zu sein schien. Das Imperium war Werkzeug und solange Vesperum war, war auch das Imperium eine gefährliche Macht gegen das Licht sowie den Frieden. Es war nicht mehr zu unterscheiden, wer das Gift in sich trug. Vesperum oder das Imperium?

Der Sith atmete schwer, während seine Lungen vom Fieber berauscht kaum Luft erhielten. Der Raum veränderte sich, so dass das Vibrieren der Wände, der Fluss des Bodens, ohne Unterlass sich vor seiner Macht zu verneigen schien, im grausamen Wahn seiner Wahrnehmung, die sogar Einfluss auf die Realität hatte und in der Tat begann der Boden leicht zu beben, während Vesperum seinen Pfad betrat. Er stand nun aufrecht, mit ausgestreckten Armen mittig im Raum, umschloss von Säulen und Statuen, als kleinere Machtblitze von seinem Körper aus, über den Boden krochen, wie falsche Schlangen. Das Beben riss einige Bodenplatten in Zwei, während Staub hinfort geschleudert wurde. Vesperum verlor den Moment an die dunkle Seite, die das verbrauchte, was noch in ihm schlug. Was war geschehen? Es wurde wahr, was einst nur Geschichte war. Vielleicht hatte eine ferne Hexe Recht mit ihrer Annahme, dass etwas erwacht war. Etwas, was hätte schlafen sollen, um nicht erneut über das Leben herzufallen, wie ein Biest und Dämon. Sorzus Syn hatte ihre Rache, ihre Geschichte vollendet, indem sie das tat, was sie einst in der Zeit des großen Jedi Chiasmas getan hatte. Es war diese Warnung, die durch die Macht hallte. Es geschah erneut, dass die dunkle Seite nicht wich und sich erneut festigte. Die Hexe hatte nur am falschen Ort gesucht und war dafür bestraft worden. Nun hätte sie Gelegenheit mit der helfenden Hand einer guten Seele ihre Antwort zu finden, bevor die Geschichte auch für sie ein Ende fand.
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