#13
Es war diese Erkenntnis, die zerstörte. Alles schien so endlich, so fragil, wenn ein solches Ende für Lee und jeden den er getötet hatte aufwartete. Mytria hatte immer geglaubt, dieser Trauer entkommen zu können, die sie schon früh als Kind kennengelernt hatte. Es war dieser doppelte Boden, diese Falltür in ihrem Geist, die sie fürchtete. Darunter lag dieser Schmerz, der ihr Ende sein konnte. Es war diese kalte Furcht, diese kriechende Trauer, welche erweckt worden war. Die Macht sprach nicht in klarer Wärme zu ihr, sondern presste mit aller Kraft gegen sie. Es fühlte sich grausam an, als die Ketten rissen, die ihr Verstand einst aufgestellt hatte. Stimmen hallten wieder, immer wieder, bis sie begriff, dass es die Toten waren, die gepeinigt durch den brutalen Tod nur mühsam in die Macht gehen konnten. Es waren diese Stimmen, die nach einem "Warum" schrien, nach einer Begründung. Es war diese Ungerechtigkeit, die die Geister nicht sofort weichen ließ. Nur langsam aber beständig forderte die Macht die Leben ein, widerwillig und unfähig eine Antwort zu geben. So unfähig, wie die Jedi, die immer noch kauernd an ihren Haaren riss. Dion Bresk konnte ihr nicht helfen, mit seiner hölzernen Bewegung, seiner stoischen Härte, war dort nichts, was Mytria erinnern konnte, dass sie nicht allein war mit den Stimmen. Die großen und leeren Augen suchten immer noch eine Antwort für die vielen Stimmen, die immer mehr zu einem Rauschen wurden, als die Macht endgültig die Pein im Licht zu ertränken suchte. Erst Koryns Nähe, seine Umarmung und seine sanfte Berührung am Rücken schafften wieder einen Moment, indem sie nicht den Tod hörte, sondern das Leben. Sie war nicht allein - doch es drang nicht zu ihr durch. Es war diese Furcht, die immer mehr in die Augen gierte, um dort bereits kleine Äderchen platzen zu lassen. Mytrias Augen wurden immer dunkler, gefüllt mit einem Gelb unter Rot, welches die Furcht in Zorn verwandelte.

Die Erkenntnis der eigenen Bedeutungslosigkeit, trotz des wiedergefundenen Lebens, machte wütend. Ihr Herz schlug schneller, lauter und zorniger, bis sie entsetzt und überrascht von seinen Worten, den Kel'dor mit beiden Händen von sich schob. Es war eine Kraft in ihren Armen, die ungewohnt roh und brutal war. Die zornigen Augen wollte nicht mehr verstehen, sondern nur fliehen. Endlich entkommen aus diesem Schmerz. Die labile Mytria erhob sich vom Boden, stand nun einfach auf den zerbrochenen Fliesen, während sie immer mehr ihre Zähne zusammenbiss. Es knirschte. Der Herzschlag pochte nun so laut, dass Koryn in hören konnte. "Wir alle sind allein," schimpfte sie, als sie ihren Mund wieder öffnen konnte. Die Regeln hatten keine Bedeutung mehr. Es blieb nur Zorn; in einem einzigen Gedanken vereinten sich sämtliche Zurücksetzungen ihrer Jugend, die Trauer und diese Erfahrung zu einem traurigen Bild. Die dunkle Seite lachte heimlich, während sich die Macht um Mytria trübte. Immer mehr trübte, bis das Licht Mühe hatte, den schwarzen Schatten zu vertreiben. Koryn hatte nicht versagt, doch im falschen Moment den Geist geweckt; mit seinem liebevollen Versuch und seinen Tränen fand er zwar einen Zugang zu etwas aber schloss die falsche Emotion auf. Doch dann geschah etwas, da sich die Macht an ihren Händen in Wellen fortbewegte und ein Knistern in der Luft lag. Ihre eingetrübten Augen fanden die verdeckten Augen des Kel'dor. Sie hatte sie nicht sehen können, nicht wahrnehmen können in ihrer Haltung. Doch nun, wo der Blick hinabfiel, sah sie ihn an. Sein Leid vermischte sich mit ihrem Zorn zu einer neuen Emotion. Ihr Herz konnte noch sehen, noch nicht verdorben durch das Geschehene, fiel die Entscheidung der jungen Frau anders aus als es die dunkle Seite diktieren konnte. Mytria keuchte, suchte nach Luft, während ihre Haare zerwühlt in langen Strähnen herabhingen. Es tat ihr nun leid. Es tat ihr leid, denn Mitgefühl offenbarte sich; ihre Fähigkeit, welche die dunkle Seite in ihr aufgeschlossen hatte und diese Wahrnehmung konnte sie auch wieder verschließen. Vertrauen war das Schild, welches sie brauchte, um diesen Zorn zu vertreiben. Die Eintrübung verschwand mit jedem Atemzug, den sie für Koryn tat, um eine Antwort und Entschuldigung ringend.

Ihre Augen verloren den Zorn und die furchtbare Färbung, als sie sich wieder herabkniete, um nun Koryn beizustehen. "Es tut mir leid," stammelte sie, lächelte aber vorsichtig als sie begriff, dass Koryn wohl ihr einziger Freund war, dem sie vollends vertraute. Nicht, weil sie es bewusst entschieden hatte aber eine fremde Verbindung verband beide. Sie gab Vertrauen und Hoffnung. Die Macht fand ihr Licht wieder, wärmte ihr Herz und diese strahlende Hoffnung machte den Rest Zorn in ihrem Gesicht verloren. Auch ihre vertrockneten Tränen war mehr stille Erinnerung. Koryn brauchte sie, wollte ihr helfen und doch hatte sie ihn von sich gestoßen. Mytria schämte sich aber verlor sich nicht in dieser Emotion, da Koryn direkt vor ihr war. Sie suchte sein Gesicht, um dieses mit beiden Händen zu berühren. "Ich danke dir," sagte sie hingebungsvoll, während ihre Augen wieder groß und schön waren. Ihr Herzschlag flaute ab, ihre Atmung ebenso und nur Vertrauen blieb. Beide fanden sich in einem strahlenden aber unsichtbaren Licht wieder, welches beide beschützte; sogar isolierte, um ihnen einen Moment der Ruhe zu schenken.
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