#17
Mit ruhigen Schritten ging Luke seinen beiden Schülern voran. Er lies die Macht durch sich fließen, welche ihm eine beruhigende Aura verlieh und ihn, wie auch seine beiden Schüler vor dem Wirbel an Emotionen um sie herum schütze. Sie sollten es auf diese Weise einfacher haben zur Ruhe zu kommen und wieder eine Form von emotionaler Balance erhalten. Für Luke war dies dennoch ein seltsamer Moment, in seiner Pilotenmontur durch das Praxeum zu gehen und für seine Schüler der Meister zu sein, den sie nun brauchten. Natürlich hatte Kleidung keinen Einfluss auf das was er sagte oder was er tat oder was er war. Doch er hatte für sich immer versucht eine Linie zu ziehen zwischen seinen Aufgaben als Mitglied der Neuen Republik und seinen Pflichten als Jedi Meister. Er hatte stets darauf geachtet, dass man ihn bei Verhandlungen als Vertreter der Neuen Republik wahr nahm und nicht als Jedi. Kleidung hatte hier stets die einfachste Methode dargestellt. Oft hatte man ihn dennoch auf seine Rolle als Jedi angesprochen, hatte ihn gefragt was die Jedi tun würden oder wie die Jedi über einen Beschluss dachten und immer wieder war er gezwungen gewesen zu erklären, dass die Jedi nicht Bestandteil der Neuen Republik waren und sie nicht dazu dienten die Interessen der Neuen Republik durch zu setzen.Es war nicht immer ein leichtes Unterfangen, so saßen bestimmte Denkweisen tief in den Erinnerungen mancher Personen, welche die Jedi noch aus den alten Zeiten kannten. Ein Orden, über den er selbst nicht viel wusste, was zu einem zusätzlichen Druck in solchen Situationen für ihn wurde. Er wollte nicht, dass der neue Jedi Orden zu einem Instrument der Politik wurde, wenn auch es keine leichte Aufgabe war die er sich selbst auferlegt hatte. Das Geschehen heute, ihre Anwesenheit auf Naboo, hielt ihm nur erneut vor Augen, dass er eine Entscheidung treffen musste, wenn er bei dieser Aufgabe nicht versagen wollte. Es gab so vieles für ihn zu tun. So viele Orte an denen er sein sollte, dass er oftmals das Gefühl hatte, die Kontrolle über sein eigenes Leben zu verlieren. Dass er als Person, als Individuum, unter dem Berg an Pflichten und Aufgaben in den Hintergrund geriet. Gerade dieser Tag stellte ihm die Frage, ob er sich mit der Gründung des Ordens nicht überschätzt hatte. Ob er zum aktuellen Zeitpunkt wirklich in der Lage war seinen Pflichten dem Praxeum gegenüber nachzukommen.

Für einen kurzen Moment flackerte die Aura die ihn umgab und spiegelte damit seine innere Zerrissenheit wieder. Doch war der Moment zu kurz um ihn als solchen wirklich wahr zu nehmen. Luke folgte schweigsam einem schmalen Weg, der von den Gebäuden des Praxeums weg führte und hin zu einem alten Baum inmitten einem kreisrunden Grün. Seine ausladenden Äste und seine großen, fleischigen Blätter bildeten ein natürliches Dach, welches sogar den heftigsten Regenbrüchen stand hielt. Die Luft hier war angereichert von dem süßen Duft der hier wachsenden Blumen und aus der Ferne drang das sanfte und gleichmäßige Plätschern des Brunnens heran. Mit der Hand deutete Luke seinen beiden Schüler an, sich auf die Bank unter dem Baum zu setzen, während er sich selbst auf den weichen Boden setzte. Die Beine locker übereinander geschlagen, ruhten seine Hände in seinem Schoß. „Was an diesem Tag geschehen ist“, begann er mit leiser Stimme zu sprechen, ehe er innehielt und erneut schwieg. Wie sollte er ihnen erklären, was er selbst nicht in seiner Gänze verstand? Es gab noch so viele Fragen, die beantwortet werden musste, ehe er sagen konnte, er wusste was passiert war. Doch konnte er Mytria und Koryn nicht bis zu diesem Zeitpunkt vertrösten, von dem er nicht einmal mit Sicherheit sagen konnte, dass er jemals eintreffen würde. „Vielleicht hätte man es verhindern können, aber vielleicht hatte es auch passieren sollen“, sprach Luke mit gesenkter Stimme weiter. Es war eine harte Aussage, das war ihm bewusst, aber da er sich selbst nicht sicher war, dass man es hatte verhindern können, kam für ihn eine Lüge nicht in Frage. Sicherlich wäre eine Lüge in diesem beruhigender, aber wäre die Enttäuschung von ihm angelogen worden zu sein nicht härter als die Wahrheit? „Zu viele haben an diesem Tag den Tod gefunden und jeder von ihnen hat eine Lücke zurückgelassen. Wir haben Freunde verloren, Bekannte und Verbündete. Wir alle kannten diejenigen, die an diesem Tag den Tod gefunden haben und ich will nicht, dass man nicht um sie trauert. Ich will nicht, dass ihr euch den Schmerz verbietet, der ihr Tod euch bereitet. Und doch muss ich euch davor warnen diesem Schmerz nicht zu große Macht über euch zu verleihen. Ihr müsst es sein, die ihn kontrollieren. Nicht er euch. Er darf nicht euer Handeln oder euer Denken lenken, so würde ihr einen Pfad betreten, von dem eine Umkehr nur schwer ist.“ Luke vertrat die Sichtweise, dass nicht die Gefühle selbst es waren, die einen auf die Dunkle Seite zogen, sondern dass es die Schwäche eines jeden selbst war, sie nicht unter Kontrolle halten zu können. Wut alleine führte nicht auf die Dunkle Seite. Niemand verlor den Weg aus den Augen oder drohte abzurutschen, wenn er wütend wurde. Doch die Gefahr bestand dann, wenn er sich darin verlor. Er der Wut erlaubte ihn zu dominieren. Doch so wie es für die Wut galt, so galt es seiner Ansicht nach für alle Gefühle. Auch Liebe und tiefe Zuneigung konnten einen auf die Dunkle Seite locken, so war man doch eher bereit den schnellen Weg zu wählen, um zu schützen wer einem wichtig war. Nein, in seinen Augen konnte man Gefühle nicht in gute oder schlechte Gefühle trennen. Nicht in Gefühle der Hellen Seite und Gefühle der Dunklen Seite. Jedes Gefühl funktionierte in beide Richtungen. So hatte ihn die Liebe für seine Schwester für einen kurzen Moment auf die Dunkle Seite gezogen, während es die Liebe für den Sohn gewesen war, die seinen Vater zurück auf die Helle Seite geführt hatte.

„Doch unterliegt nicht dem Irrglauben ihr wärt alleine mit allem“, sprach er weiter und ein warmes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Wir sind eine Gemeinschaft und in dieser Gemeinschaft braucht keiner sich alleine fühlen. Niemand hier muss sich mit seinen Gedanken oder Schwierigkeiten die ihm das Leben stellt, alleine zurecht kommen. Je mehr wir füreinander da sind. Je fester wir zusammenstehen, desto stärker werden wir sein.“ Eine einzelne Person konnte noch so stark sein, doch eine Gruppe, die wie eine Einheit fungierte, würde ihr immer überlegen sein. Aber es war die Entscheidung von jedem selbst, ob er in der Gruppe überleben oder als Einzelner sterben wollte. Diese Entscheidung konnte und noch weniger würde er jemanden abnehmen.
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