Da saß sie nun und kümmerte es die Meute? Natürlich nicht. Es wurde registriert, abgespeichert, aber niemand würde eingreifen oder einschreiten. Es widersprach dem Protokoll, der Etikette. Dem programmierten Hirn, wenn man so wollte. Sie waren dort drinnen wie Automaten, alles lief nach Kommandos ab, auf jeden Befehl kam eine Reaktion. Konnte der Befehl verarbeitet werden oder nicht? Wenn nicht griff der Protokollalgorithmus. Das Militär war eine Ansammlung von Abfragen, eine Datenbank, ein Programm mit strikten Abläufen - ein beständiger Prozess. Noch beeinträchtigte die Absonderung ihres Programms vom Rest nicht die Leistung, denn Effizienz war auf einer solchen Veranstaltung nicht gefragt. Aber was würde später werden? In Zwei Monaten? In einem Jahr? Manche Programme waren angesteckt und trugen Viren in sich, ihr Algorithmus war beschädigt und konnte sich nicht mehr in den Prozess einfinden, mehr noch, wurde wie ein Fremdkörper isoliert und ausgeschlossen. Ihre Gedanken schlugen Brücken zu Bright Jewel. Was der Anfang der Abtreibung? Der Beginn des Ausschließens? Oder hatte es sich die Admiralin am Ende sogar insgeheim gewünscht? Komplex und schwierig schien die Frage auf den ersten Blick und dennoch war die Antwort so simpel, so profan. Sie musste den Gedanken bejahen. Ja, sie wollte weg. Raus. Aber war es möglich? Konnte man das Imperium hinter sich lassen? Das kämpfen? Vermutlich nicht. Wie so viele würde sie eines Tages eine tote Leiche im All sein, das war die einzige Freiheit, auf die man im Imperium hoffen konnte, nunmehr vielleicht sogar die einzige Gnade. Wenn sie in ihr Herz lauschte, musste Daro erkennen, dass es nicht länger für ein Imperium schlug, ihr Ideal war verloren. Verbrannt im Krieg und nun trieb sie ziellos zwischen den Schlachten dahin. Gleichzeitig hoffend, dass sie jemand erlösen würde, wie darum bangend, noch einen weiteren Tag leben zu dürfen. Ein Widerspruch, den sie nicht lösen konnte. Der Leib rutschte tiefer. Warum fühlte es sich an wie das Ende?
Blauer Rauch umnebelte ihr Gesicht - wäre Vergessen nicht das gnädigste Geschenk von allen? Beinahe waren die Droiden zu beneiden, eine einfache Speicherlöschung und der Weg für einen Neuanfang stand offen. Aber nicht für sie. Der Prozess hatte seine Backups. Niemand vergaß seine Pflicht, nicht, solange er nicht tot war... und selbst dann war es fraglich tatsächlich entlassen zu werden? Oder? Sie erinnerte sich an Vaash. Vaash den Krüppel. Den Geschlagenen. Wie er in seinem Stuhl hing war er nichts mehr. Altmetall, Schrott, der aussortiert gehörte. Aber erwies ihm jemand diesen Gefallen? Natürlich nicht. Vielleicht verdiente er dieses Leid sogar. Ihr Blick hob sich, während es sich anfühlte, als würden ihre Gedanken von großer Last erdrückt werden. Unscharf erfasste sie die Umrisse der Person vor sich, beinahe als hätte sie Fieber, als wäre der Virus nun endgültig ausgebrochen. Doch Daro erkannte die Silhouette. Da war er also. Der Alte. Nicht einmal er verschonte sie - und wie könnte er? Der Mann war allein. Vielleicht hätte er ihr Leid getan. Doch Vaash trug Schuld. Mitschuld an diesem Zustand. Mitschuld an diesem Imperium. Würde er sich rechtfertigen? Nein, sicherlich nicht. Alles was blieb war stille. Der Veteran schwieg sich aus. Oder war er es nun der Mitleid hatte? Der auf die traurige, gebrochene Gestalt herabblickte - doch wie? Sie vermochte den Blick nicht zu deuten. Ob gnädig, ob herablassend... und doch... war es letztlich unwichtig. Was zählte war seine Präsenz. Er konnte sie nicht verschonen.
Wie eine kraftlose Gliederpuppe, sank ihr Kopf wieder nach unten. Sie sah den Alten nicht an, sie huldigte ihn nicht seiner Taten, noch schenkte sie ihm sonstige Anerkennung. Er war wie ein Geist, eine schlechte Erinnerung, etwas, dass in ihre Gedanken biss, etwas, dass sich nur schwerlich abschütteln ließ. Sie könnte zurückkehren, auf ihren Platz. Zurück in den Prozess. Zurück in die Maschine, sich wieder damit begnügen den Admiral gedanklich zu hinterfragen, bloßzustellen als Heuchler, sich einzureden, sie sei wütend auf ihn. Denn seltsamerweise fehlte es in diesem Moment, bei diesem Aufeinandertreffen an Zorn. Sie vergab ihm nicht, sie mochte ihn nicht und doch vollbrachte es Daro nicht, den Mann so zu attackieren, wie sie es sich stets vorgestellt hatte. Resignation. Vielleicht war es das. Eine Einsicht, dass es ohnehin kaum mehr eine Rolle spielte und kleine egoistische Siege letzten Endes bedeutungslos waren.
"Hm. Was wollen Sie Vaash?" Mehr gab es für diesen Moment nicht. Sie ersparte es ihnen, den Admiral sogleich mit Vorwürfen zu erschlagen, sondern erwies ihm die Gnade sich zu erklären.
Blauer Rauch umnebelte ihr Gesicht - wäre Vergessen nicht das gnädigste Geschenk von allen? Beinahe waren die Droiden zu beneiden, eine einfache Speicherlöschung und der Weg für einen Neuanfang stand offen. Aber nicht für sie. Der Prozess hatte seine Backups. Niemand vergaß seine Pflicht, nicht, solange er nicht tot war... und selbst dann war es fraglich tatsächlich entlassen zu werden? Oder? Sie erinnerte sich an Vaash. Vaash den Krüppel. Den Geschlagenen. Wie er in seinem Stuhl hing war er nichts mehr. Altmetall, Schrott, der aussortiert gehörte. Aber erwies ihm jemand diesen Gefallen? Natürlich nicht. Vielleicht verdiente er dieses Leid sogar. Ihr Blick hob sich, während es sich anfühlte, als würden ihre Gedanken von großer Last erdrückt werden. Unscharf erfasste sie die Umrisse der Person vor sich, beinahe als hätte sie Fieber, als wäre der Virus nun endgültig ausgebrochen. Doch Daro erkannte die Silhouette. Da war er also. Der Alte. Nicht einmal er verschonte sie - und wie könnte er? Der Mann war allein. Vielleicht hätte er ihr Leid getan. Doch Vaash trug Schuld. Mitschuld an diesem Zustand. Mitschuld an diesem Imperium. Würde er sich rechtfertigen? Nein, sicherlich nicht. Alles was blieb war stille. Der Veteran schwieg sich aus. Oder war er es nun der Mitleid hatte? Der auf die traurige, gebrochene Gestalt herabblickte - doch wie? Sie vermochte den Blick nicht zu deuten. Ob gnädig, ob herablassend... und doch... war es letztlich unwichtig. Was zählte war seine Präsenz. Er konnte sie nicht verschonen.
Wie eine kraftlose Gliederpuppe, sank ihr Kopf wieder nach unten. Sie sah den Alten nicht an, sie huldigte ihn nicht seiner Taten, noch schenkte sie ihm sonstige Anerkennung. Er war wie ein Geist, eine schlechte Erinnerung, etwas, dass in ihre Gedanken biss, etwas, dass sich nur schwerlich abschütteln ließ. Sie könnte zurückkehren, auf ihren Platz. Zurück in den Prozess. Zurück in die Maschine, sich wieder damit begnügen den Admiral gedanklich zu hinterfragen, bloßzustellen als Heuchler, sich einzureden, sie sei wütend auf ihn. Denn seltsamerweise fehlte es in diesem Moment, bei diesem Aufeinandertreffen an Zorn. Sie vergab ihm nicht, sie mochte ihn nicht und doch vollbrachte es Daro nicht, den Mann so zu attackieren, wie sie es sich stets vorgestellt hatte. Resignation. Vielleicht war es das. Eine Einsicht, dass es ohnehin kaum mehr eine Rolle spielte und kleine egoistische Siege letzten Endes bedeutungslos waren.
"Hm. Was wollen Sie Vaash?" Mehr gab es für diesen Moment nicht. Sie ersparte es ihnen, den Admiral sogleich mit Vorwürfen zu erschlagen, sondern erwies ihm die Gnade sich zu erklären.