#32
Die Gedanken verloren sich, immer wieder. Die Geheimnisse entflohen ins Nichts und mit ihnen jede Absicht, dieses Gefängnis zu zerstören. Sein Hass war nur eine Maske für den tief verwurzelten Zorn über seinen Verlust. Doch der Zorn ließ ihn nicht los, nicht mehr, denn sein Herz war inzwischen zu dunkel, um sich darum zu sorgen. Er verdiente es nicht mehr. Seine Hände presste er gegen die alte Spieluhr. Wie konnte er diesem Leben noch gegenübertreten, wenn er bereits alles zerstört hatte? Doch hatte er der Galaxis klar gemacht, dass er einzig und allein Vesperum war. So sehr wünschte er sich, dass er etwas fand, was ihn hier hielt und doch würde ihn dies letztlich verletzen. Er wünschte sich diesen Schmerz. Möge die Galaxis ihr Mitgefühl in sein Gesicht spucken, mit Schimpf und Schande, ihn verdammen und doch war er hier. Die Strafe war nur ein Preis, nur eine Abfolge, denn dieses Gefängnis war bereits hier. Die schwarzen Äderchen gruben sich in seine Haut, vertieften den Marmorschatten. Teile von seiner Seele waren zerborsten, kreisten im Nichts, was er geschaffen hatte. Jeder Atemzug war leblos, ein einfacher Versuch, nicht mehr. Vesperum lebte nicht mehr, doch wusste er es nicht. Untotes Leben war seine Strafe und auch Geschenk für seine Entscheidung. Jedes Ritual hatte mehr aus ihm herausgebrochen, immer mehr herausgerissen, um seinen Versuch zu retten, etwas am Schicksal zu ändern; ein Versprechen gegen die Macht selbst. Er hörte nicht mehr zu, hörte die Schreie nicht mehr, die ihm folgten, sondern sah nur dieses Gefängnis, welches er selbst war. Die Spieluhr spielte ihre Melodie, vielleicht um eine Erinnerung zu wecken und diese Erinnerung wurde zu Schmerz. Alles, was er bisher getan hatte, hatte er sich selbst angetan; nicht mehr nur der Galaxis. Gründe mochte es viele geben und doch waren sie bedeutungslos. Vieles war bedeutungslos geworden, wenn man das Ende so klar sah, wie Vesperum. Alles was aus seinen Trümmern erwuchs, wurde grausamer, kälter und beherrschender. Der Mensch unter Vesperum war nur die Saat für einen neuen Teufel. Die Saat, der Leib verfaulte, um dem unheiligen Geist zu nähren, der den Namen Vesperum trug. Aidan Iactura verlor sich, war nicht mehr real, verdrängt von der bösen Macht, die er selbst beschworen hatte. Doch etwas war noch hier. Etwas von der Vergangenheit, die sich stets verweigerte. Vesperum hatte nicht gewonnen. Er konnte nicht gewinnen und doch dauerte dieser Kampf an. Immer wieder in diesen Momenten kam die Vergangenheit als Heimsuchung zurück, wollte ihn daran erinnern, was er einst war und das noch ein Mensch unter der Maske lebte. Die dämonischen Augen glimmten böse, während die Spieluhr ihr Lied spielte. Sorzus Syns Geist durchzog die Ferne hinter Vesperum, kreiste auch dort, mit den Fragmenten seiner Seele, sammelte diese auf und warf sie in jenes Höllenfeuer, welches Vesperum zum untoten Leben brauchte. Noch immer wollte er nicht weiter gehen, wollte sich diese Kette an diese Welt nicht völlig lösen, denn der kümmerliche Rest an Mensch kämpfte gegen die dämonische Macht an, die er nun besaß. Ein Gott konnte erschaffen werden, wenn Sorzus Syn ihren Willen erhielt. Doch der unheilige Herrscher zögerte, weigerte sich sogar, denn jedes Ritual und jeder Fluch verdarb die Fragmente, die er noch wertschätzte. Die Welten mochten an ihm zerbrechen, doch nicht seine Vergangenheit, die ihn nicht losließ. So sehr er sich von seinem alten Selbst lösen wollte, umso stärker wurde es. Diese Flucht in die ewige Nacht brachte nicht die Seligkeit zurück. Der Zorn keimte, sprudelte hinauf, entfaltete sich in einer Geste, indem er die Spieluhr von sich warf. Mit einem lauten Scheppern fiel sie auf den Boden, war aber nicht zerbrochen und spielte ihre Melodie als dunkle Warnung weiter. Das Schicksal weigerte sich. Immer wieder. Der Verdammte erhob sich von seinem Thron, verbannte sich für einen Moment selbst, um nach der Spieluhr zugreifen. Der Imperator sammelte die Spieluhr auf und hielt sie nun stehend in Händen. Die Melodie endete. Das Schicksal brauchte keine Hilfe. Er brauchte Hilfe und der diabolische Geist von Sorzus Syn kroch aus dem Schatten heran. Der Geist ließ ihn nicht mehr los, verschwand nicht mehr, denn er war längst gebunden und mit ihm verdammt. Es war ihr gemeinsames Gefängnis. Dieses unvollständige Leben war geteilt, wie die Umarmung, die Sorzus Syn ihrem Vesperum schenkte. Ein kalter Hauch aus Eis und Frost umschloss den Imperator, der sich willfährig einfügte. Die beiden verdammten Seelen fanden sich wieder, in diesem Augenblick, der so nicht mehr passte. Sorzus Syn gab ihren Vesperum nicht auf und Vesperum konnte bei aller Macht Sorzus Syn nicht verlieren. Wie sehr er wünschte, dass es Amaranthine war, doch diese war verloren; es blieb ihm einzig dieser fürchterliche Dämon, der schon die alten Sith heimgesucht hatte. Eine Angst manifestierte sich, dass Sorzus Syn alles orchestriert hatte, um diese Hölle mit ihm zu teilen. Schändlich war jede Absicht geworden und doch wollte Vesperum ihren Geist nicht aufgeben, wie sollte er auch? Sie war die letzte Stimme, das letzte Wort, welches er hören würde. Nicht einmal Saanza konnte ihn erlösen, so sehr er es sich wünschte, denn es war bereits zu spät. Der Sog der dunklen Seite war zu stark geworden, jener Abgrund zu nah und sein letzter Weg war der Weg, welcher durch Sorzus Syn bereitet war. Machtlos war er geworden, trotz aller Magie und dunkler Wunder, die er sein eigen nannte. Vesperum hütete seinen Atem, erinnerte sich, und verweilte in dieser Umarmung, die Spieluhr weiterhin tragend. Sorzus Syn und er waren gleich und sein Wille gebunden an die verdammte und verfluchte Ewigkeit.
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