#7
Verdammt! Er leistete sich menschliche Züge. Nein, dies war in der Tat ein Fehler. Er hatte in aller Eile, seinen nervösen Durst zu stillen, die Frau übergangen. Dies war für einen aufgesetzt höflichen Imperialen, ein Frevel. Erneut wollte er aber nicht um Verzeihung bitten, da dies seine Position schwächen würde, also überlächelte er die Situation einfach und tat unschuldig. Mehr konnte er nicht tun, um seinen eisigen Mantel zu erhalten. Es war ein gut geübtes Theater, das er spielte. Versuchte diese wertvolle Amber etwa, ihn aus der Reserve zu locken? Seine Position als Verhandlungspartner zu schwächen, indem sie Emotionen ins Spiel brachte? Flirtete sie? Verdammt. Berrik ging mit seinem Herzen darauf ein und fühlte sich geschmeichelt. Wer konnte einer hübschen Frau etwas abschlagen? Nein, jetzt nicht. Er ist die Arbeit, dann... der Feierabend in einem ranzigen Hotelzimmer. Wohl nicht mit Amber mit einer günstigen Nutte. Wenigstens konnte er so - ohne persönliche Folgen - Emotionen ablassen, ohne sich großartig zu binden oder zu gefährden. Berrik war das beste Beispiel für einen langweiligen und kalten Beamten eines Staatsapparates, der solche Personen expliziert fördert. Menschen, ohne großartige Träume, allein im Leben, um zu folgen. Das dies nicht gesund für die Seele war, war auch ihm klar aber eine laufende Maschine stoppt man ungerne. Man findet sich zu schnell mit seiner Rolle ab. Gelangweilt spielte er mit seinem Glas in den Händen und schob es zwischen diesen hin sowie her. Warum erinnerte ihn dieser Moment nur an etwas? Dieser Gedanke kam auf, wie ein Vorschlaghammer. Es war ein Echo aus der Vergangenheit. Dann verwarf er diesen Gedanken schnell wieder. Deja vu's waren nicht gefragt. Den Blick steif auf Ambers Gesicht gerichtet, ging es weiter.


"Wen haben sie sonst? Mein Freund bietet ihnen einen großen Teil des Geschäftes an, sofern man ihm seinen Teil lässt," erklärte Berrik die Position von Zsinj knapp. Natürlich war dies eine Lüge. Niemals würde Zsinj mit der Republik über einen längeren Zeitraum paktieren; noch zog er es wirklich in Erwägung. Es ging schlicht darum, Zeit zu schinden, bis die Galaxis so zerrüttet war, dass man ihn als Heilsbringer feiern würde - oder nicht mehr aufhalten konnte. Berrik kannte diese Pläne im Groben aber teilte sie selbstverständlich nicht mit. Lügen waren immer Teil der Politik. "Staaten haben keine Moral, sondern nur Interessen, Miss." Ja, es war in der Tat so. Der Diplomat wollte es Amber noch einmal klarmachen, was Staaten in Wahrheit waren: Lügenkonstrukte. Man konnte sich keine Moral mehr leisten. Nicht jetzt und auch in Zukunft nicht. Die Worte von Amber sprachen von tiefer Überzeugung, so dass Berrik diesen Punkt nicht übergehen konnte. Es war dieser Punkt, an dem man nicht vorbeikam. Sie diente ihren Menschen und glaubte sogar daran. Wahrscheinlich hatte sie noch nicht begriffen, was Politik war. Politik war ekelig. Abartig. Und in allen Belangen: verlogen. Das war das einzige, was wahr in der Galaxis war. Eine Lüge funktionierte immer besser als die Wahrheit. Amber hatte sich gerade selbst verraten. Zudem missfiel Berrik der gedämpfte Tonfall. "Wenn sie sich für keine Seite entscheiden, werden sie dazwischen zerrieben. Entweder sie dienen dem einen Herren oder dem anderen. Es gibt kaum eine Möglichkeit, frei zu bleiben. Dennoch möchte mein Freund, ihre Souveränität schützen und ist bereit, sofern die Zeit kommt, wenn sie ihn unterstützen, ihr System als autonomen Sektor zu betrachten," weitreichend hatte er formuliert und musste so auch gleich im Nachsatz zurückrudern. "Mein Freund ist in diesem Punkt aber noch..." Berrik machte eine Pause. "... offen." Verdammt. Diesen Verhandlungsposten konnte er streichen. Nicht immer gelang es ihm, den Punkt gut zu treffen oder besser zu umgehen. Schnell suchte er einen Ausweichpunkt: die Ideen, die Amber ansprach. Ein wenig allgemein Geplänkel mochte diesen Fehler ungedacht machen.

"Ideen kann man töten, indem man eine Gegenidee setzt, die weitaus viraler ist, als die ihre,"
folgte dann fast zu nüchtern gesprochen. Es war die Idee des Hasses, der Verhetzung und der Gewalt, die er ansprach. Menschen folgten lieber vermeindlicher Stärke und Sicherheit als Ideen, wie Freiheit oder Eigenständigkeit. Gut, als Imperialer musste er dies annehmen, da sonst sein Weltbild eher paradox war. Doch in dem Fakt: eine Idee setzen, um eine andere Idee zu vernichten, hatte er wohl recht. "Die Idee von Sicherheit und Ordnung wird nicht mit uns vergehen. Nicht mit den Kriegsherren oder Imperatoren. Sie wird immer in uns sein und immer für Konflikt sorgen, Miss Ghazalah." Ja, das war Wahrheit. Eine traurige Erkenntnis mochte man meinen.

Scheinbar ging die gute Dame nicht auf die Angst-Macherei des Abgesandten des Zsinj Reiches ein, was Berrik ein wenig erstaunte. Er hätte sie für naiver und leichter kontrollierbar gehalten. Immerhin fürchteten viele diesen selbsternannten Messias, genannt Vesperum. In seinen Augen war er auch nur ein weiterer Leicherfledderer am Imperium, wie Zsinj. Nur war Zsinj weitaus rationaler und beruhigter als Vesperum, der aus seiner Grausamkeit nicht unbedingt eine Tugend machen sollte. In Berriks Angesicht war dieser Imperator in seiner Brutalität gefährlich für die gesamte Galaxis. Leider war er noch intelligent und konnte auf eine breite Basis im alten Reich zurückgreifen. Eine - leider so musste er zugegeben - gefährliche Mischung für Zsinj und alle anderen, insbesondere für die Republik. Seine Rückkehr war eine weitaus schlechtere Nachricht als die damalige Niederlage von Endor; zumindest die Zsinj-Anhänger. Wo Zsinj Strategie setzte, setze dieser Irre Gewalt. Wo die anderen Diplomatie suchten, zerschlug dieser Wahnsinnige jeglichen Widerstand. Dabei gewann er auch noch. Diese Galaxis war wirklich unfair. Aus diesem Grund musste sich Zsinj noch bedeckt halten, in der Hoffnung vorerst vergessen zu werden. Die Zeit des großen Zsinj würde kommen - bis dahin, stabilisieren und verhandeln. Netzwerken, das einzig Mögliche.

Wenigstens sah Amber auch dies ein. Ein kleiner Pluspunkt in der Verhandlungsstrategie. Die Kleine war klug, das bestätigte sich gerade wieder. Seine Einschätzung war korrekt gewesen. Leider verstand sie, was Zsinj plante oder zumindest in Ansätzen. Also konnte er auf ihre Worte nicht mehr eingehen, um sie nicht zu bestätigen. Dies würde dem Dicken böse aufstoßen. Insofern ging er direkt zum Angebot über oder besser der tieferen Verhandlung.

"Sie haben nun folgende Alternativen," begann Berrik.

"A - Sie liefern uns weiterhin das, was wir wünschen, vorallem Schiffe und wir halten uns aus ihren Geschäften heraus."

Er blickte kurz den Raum, um sicher zu gehen nicht belauscht zu werden, bevor er weiter sprach.

"B - Sie überzeugen die Republik anzugreifen und treten uns die Geschäftsfelder ab, die sie erobern und erhalten dafür Frieden."

Wieder der schweifende Blick.

"C - Sie geben uns wichtige Informationen aus ihren Reihen und wir erlauben uns ihnen wichtige Informationen aus unseren Reihen zu geben. Wir möchten über jede Bewegung informiert werden und halten uns dafür aus ihren weiteren Geschäften heraus."

Mehr konnte er so nicht anbieten. Zsinj würde mit Sicherheit noch nicht, aktiv gegen den Kern vorgehen und sich mit Sicherheit nicht offiziell mit der Republik verbünden. Dies würde ihm nicht nur in Gefahr bringen, sondern ihn auch Männer durch Desertation kosten, da er sich ja offiziell als Imperialer Retter betitelt und seinen Männern eine starke Ordnung versprochen hat. Natürlich konnte er sie belügen aber nicht für einen so geringen Preis. Wenn er dies tat, für die gesamte Galaxis und nicht nur einen Bruchteil davon. Erst einmal musste der Kern weg, und die anderen Kriegsherren, bevor es ihm überhaupt in den Sinn kam, aktiv Partei zu ergreifen. Stabilität seiner kleinen Fraktion war vorher wichtiger und dazu würde dieser Handel, der durch Berrik geführt wurde, beitragen. Auch wenn der junge Diplomat erst Rücksprache halten würde.

"Sie verstehen sicherlich, dass wir noch nicht aktiv werden können."

Wieder eine Pause, ein großer Schluck blaue Chemie, bis er sagen konnte: "Mein guter Freund ist sich der Lage vollens bewusst. Es herrscht Krieg." Das war die knappe Zusammenfassung des jetzigen Zustandes. Banal einfach, nicht wahr?
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