#5

Terminus - Raumüberwachungszentrale


Es war ein gewöhnlicher Tag. Ein ruhiger Tag. Der Wachmannschaften an den Monitoren schienen gelangweilt. "Jurge," rief eine weibliche Stimme, die entfernt aus einem Raum abseits des Hauptraumes drang. "Machst du uns noch einen Kaf?" Eine einfache Frage, die dennoch freundlich und bestimmt von Leben sprach. Jurge, ein junger Mann in einer Uniform der Rebellion, mit den Rangabzeichen eines Lieutenant, stand von seiner Konsole auf. Mit schlendernden Schritten trat vor einen kleinen Beistelltisch aus Plastoid. Auf diesem Stand eine blubbernde Kaf-Maschine, die eine Kanne mit jenem braun-schwarzem Geschmacksträger bereitstellen konnte. Mit einem huschenden Druck seines Zeigefingers aktivierte er diese Apparatur, die sofort mechanisch rumorte. "Läuft," rief er in den abseitigen Raum, der inzwischen einen seltsam aromatischen Duft abgab. Es handelte sich um eine kleine Teeküche mit Aufenthaltsraum. "Ich mache nur schnell das Blech warm," sagte die Frau. "Jalena," meinte der der junge Jurge. "Hast du etwa doch an meinen Geburtstag gedacht?" Eine Frage, die ihm ein sanftes Lächeln auf die Lippen zauberte. "Wie? Du hast Geburtstag?" - war die prompte Antwort der Frau, welche den Namen Jalena trug. "Typisch. Ich habe dir doch erst gestern davon berichtet," sagte Jurge, der neben der Kaf-Maschine wartete, bis diese durchgelaufen war. "Hey, ich merke mir Geburtstage nie. Wenn ich mein Pad nicht hätte, würde ich meinen auch vergessen...," scherzte sie und trat mit einem dampfenden Blech an gebackenen Teigwaren, welche im eleganten Zuckerglanz funkelten, in den Hauptraum, der durch viele Bildschirme beleuchtet wurde, die verschiedene taktische Raumkarten zeigten und auch Videoaufnahmen von Überwachungssatelliten. "Selbstgemacht?" Jurge beugte sich leicht vor, wandte sich freundschaftlich um. "Natürlich," log sie mit einem frechen Grinsen. "Nein, ich kann Packungen öffnen," gestand Jalena schließlich und stellte das Blech, welches sie nur mit Topfhandschuhen anpacken konnte auf den letzten Rest Platz des Plastoidtisches, der nun auch die gefüllte Kaf-Kanne trug. "Da kann ich ja sogar mehr," war der flappsige Kommentar des jungen Mannes, der beiden mit einer gelangweilten Bewegung aus der Kanne Kaf in die bereitstehenden Becher einschenkte. "Eine lange Schicht wieder und das vor dem Wochenende," meinte er und seufzte. "Stell' dich nicht so an, Weichei," sagte die Frau, die ebenfalls eine Uniform der Rebellion trug und mit Jurge im gleichen Rang rangierte. "Ey! Nur weil alle anderen mal wieder frei haben, nach dieser dubiosen Übung... Immer muss ich hier sitzen," jammerte Jurge betont und lachte dann auf. Jalena warf die Ofenhandschuhe einfach auf ihren Stuhl, der vor ihrer Konsole stand. "Und ich muss mir immer deine blöden Sprüche anhören, Penner," erklärte die Frau gespielt überzogen und machte eine eifrige Geste mit ihren Augenbrauen. "Ich bin auch immer wieder dankbar, dass wir ein ScanCom-Team sind," war schließlich ihr abschließender Kommentar, bevor sie ihren Becher aufnahm, auf diesem stand in fetter schwarzer Schrift per Hand aufgetragen, ihr eigener Name mit zwei seltsamen Kreaturen als Risszeichung im Nebenbild. Jurge klopfte ihr auf die Schulter und setzte sich wieder an seine Konsole, die immer wieder wechselnde taktische Scan-Bilder zeigte. Lässig ließ er sich in den bequemen Arbeitsstuhl sinken, mit der Hand fest am Becher, der angenehmen Duft in seine Nase steigen ließ. "Die Jungs von der Tagschicht haben wirklich einen furchtbaren Kaf. Gut, dass wir unseren selbst mitbringen," blubberte er dahin und Jalena konnte nur schmunzeln. "Hälst du auch jemals deinen Mund oder redest du durchgehend?" Jalena nahm sich eines der gebackenen Teigwaren, um sich diese genüsslich in die breiten Pausbacken zu drücken und zu kauen.

Es krümmelte und staubte an Zucker. Sie schmatzte, während sie sich bemühte ihren Haarzopf von der Zuckerwolke fernzuhalten. Plötzlich piepte es. Ein leises Signal. Jurge wollte gerade einen seiner betont schlechten Witze erzählen, als er auf den Schirm blickte. Mehrere Signale erschienen auf die taktischen Karten. Der Lieutenant musste seine bequeme Position verlassen und stellte den Becher auf dem Konsolendeckel ab. "Was zum...," entfloch ihm ein nicht näher ausdefinierter Kommentar. Jalena kaute heftig und trat an seine Konsole heran. "Was ist los?" Sie konnte die letzten Bissen herunter schlucken. "Sicher nur eine Übung," meinte Jurge aus Reflex und zog die Schultern hoch, obwohl ihn das Protokoll dazu anhielt, die verschiedene Anzeichen zu prüfen, die seine Schirme zeigten. Jalena sah dies anders. Hektisch trank sie einen großen Schluck von ihrem Kaf, stellte den Becher auf dem Tisch ab und warf sich hinter ihre Konsole. "Zu viele Zeichen und Signale für eine Übung, Jurge," sagte sie und es lag Ernst in ihrer Stimme. "Ich lege es auf den Hauptschirm," gab sie eine Statusmeldung von sich und mit einem Tastendruck leuchtete der zentrale Bildschirm in mehreren Symbolen auf, die sich auf Terminus Center Point zu bewegten. "Das ist keine Übung," erhob sie ihre Stimme. "Gibt es eigene Flottenbewegungen? Gibt es Befehle oder Meldungen, Jurge?" Jurge wirkte hilflos, brauchte einen Moment, um ein Pad aus dem Seitenfach seiner Konsole zu ziehen. Schnell lasen seine Augen. "Nein, der letzte Flug ging heute planmäßig vor drei Stunden...," sagte er. Jalena ahnte, was dort vor sich ging. "Sat 19 aufschalten, sofort!" Jurge hämmerte auf seine Konsole und auf dem Bildschirm wurden in einiger Entfernung Objekte sichtbar.

"Filter drüber, näher heran," donnerte Jalena, die immer nervöser wurde und mit einer gedrillten Handbewegung, den Sicherheitschalter betätigte, der die Station abriegelte. Zwei Panzerschotten schlossen diesen Raum nun ab. Auf einem Türschild stand nun in großen lettern "Lockdown". Jurge tat das, was er gelernt hatte und schnell wurden die Objekte klarer. Es waren dreiecksartige Raumgebilde, umgeben von kleinen Gebilden unterschiedlicher länglicher Formen, die sich schnell dem ersten Raumgitter von Terminus näherten. "Das Imperium," stellte Jurgen das fest, was Jalena längst wusste. "Sofort Scanner hochfahren. Wir müssen wissen, wie stark die Flotte ist und welchen genauen Kurs sie nimmt," stammelte die Frau ein paar Worte zusammen, während sie den Alarm auslöste. Ein schriller Alarmton schallte durch die Basis, weckte verbliebene Soldaten und flutete die Korridore mit Personal. Die Jungoffizierin griff zu einem Komgerät, welches eine Sprechmuschel aus schwarzem Blech an einem langen Kabel war. "Commander Elxiss. Imperiale Verbände sind in den Raum eingedrungen... Ich gebe Daten frei," plärrte sie in den Hörer und ließ dann nervös das Komgerät fallen, welches an seinem Kabel herab baumelte. "Ankunft in... 2 ...," resignierte Jurge. Jalena weitete ihre Augen. "Zu schnell. Wie ist das möglich? Wie konnten sie unsere Tiefenraumaufklärung umgehen?" Die Frau wollte eine Antwort aber würde keine mehr erhalten, da Sat 19 inzwischen zerstört war und wenige Sekunden später weitere Überwachungsanlagen im nahen Raum ausfielen. Immer mehr Bildschirme wurden schwarz und gaben an, die Verbindung verloren zu haben. Der Alarm durchbrach die Stille der beiden Soldaten, auf ihrem Posten in diesem Raum.
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