#11
Von der Dunkelheit des Alls hob sich Dantooine gleich einem grün-bläulich schimmernden Juwel ab. Nova wusste, es gab Edelsteine die zu eitel waren ihren Glanz auf nur eine Nuance zu beschränken, und so hüllte sich auch der Planet vor ihren Augen in allerlei Facetten des kühlen Farbspektrums. Ihr Augenmerk löste sich von Dantooine und senkte sich auf die Konsole.
Ihre rechte Hand lag auf dem Schubregler, ihre Linke hingegen klammerte sich verkrampft an das Steuerhorn. Weder flog sie zum ersten Mal, noch war sie zum Ersten mal von der bloßen Assistenz zur Pilotin aufgestiegen und doch...ohne Meister Alister an ihrer Seite wurde selbst diese Alltäglichkeit zu einer Hürde. Überhaupt war das Schiff darauf ausgelegt von zwei Leuten bedient zu werden, nun aber, ganz allein, schien es der jungen Sunrider als seien auf einmal noch mindestens hundert Knöpfe, Schalter und ein Dutzend Bildschirme dazu gekommen. Ihr Herz wummerte kräftig in ihrer Brust, und ihre Zähne senkten sich in das weiche Fleisch ihrer Unterlippe, unterzogen es einem kräftigen Biss. Erst ein Laut von Rudy riss sie aus ihren Gedanken und holte ihren Fokus zurück in die Gegenwart. Kurz nur löste sich ihr Grün von ihrem Ziel und fand den Zwerg an ihrer Seite. „Alles Gut. Es wird schon alles gut.“ Doch es fühlte sich nicht an, als würde sie wirklich zu dem TaunTaun sprechen. Das Mädchen dachte an seinen Meister, was sogleich mit einem Stich in der Brust vergolten wurde, an jener Stelle wo ihr Herz so eifrig seinen Dienst verrichtete. Die letzten Tage waren eine reine Irrfahrt gewesen, getrieben von Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit hatte sie den Kurs mindestens viermal gewechselt, jedes mal von einer neuen Überzeugung geführt, wo sie am ehesten auf Hilfe hoffen konnte.
Am Ende hatte sie sich für Dantooine entschieden, als die Geschichten ihres Meisters über einen alten Jedi-Bau wieder Einkehr in ihren Geist gefunden hatten. Irgendwo in ihrem Inneren fragte ein leises Stimmchen, ob es vielleicht Angst und Feigheit war, die dafür gesorgt hatten, dass sie sich ausgerechnet für den Planeten im Outer Rim entschieden hatte. Wenn Meister Alister sie sehen könnte, wäre er stolz, dass sie versuchte ihn zu finden? Oder würde er sich ihrer schämen, da sie gar so kläglich zu scheitern drohte? Vor kurzem noch, als sich der Tag ihrer Geburt sich zum fünfzehnten Mal jährte, hatte sie noch posaunt dass sie nun bald schon ganz erwachsen sei! Und jetzt?
Nova ließ ABC noch einige der wenig verfügbaren Daten über Dantooine vorspielen, um dem Abenteuer wenigstens best möglich gewappnet entgegen zu treten. Erst wurde sie mit Informationen wie Planetengröße, Sektor, Systemszugehörigkeit, Anzahl der Sonnen und Monde, Rotationsgeschwindigkeit, Sauerstoffgehalt und dergleichen mehr gespeist, ehe sie ein wenig über die kaum vorhandene Besiedlung, meist Farmer, Flora und Faune erfuhr. Milde Freude durchfuhr sie als sie feststellte dass Meister Alister sogar die Koordinaten des Jedi-Baus...sie meinte sich an das Wort Eklave zu erinnern, eingespeichert hatte. Er musste schon einmal dort gewesen sein. Sie ging in den Landeanflug, was allein ein rechtes Abenteuer war. Immer wieder rief sie Rudy zu, dass alles gut werden würde, während der Eintritt in die Atmosspähre das Schiff immer stärker durchschüttelte. Die Zeit verging wie zäher Honig, und der Puls der Sunrider schoss in die Höhe 'Ich bin eine Sunrider. Ich bin eine Sunrider, ich bin eine Sunrider, ich bin eine Sunrider!' schrie es in ihrem Schädel, als würde ihr Name sie in irgendeiner Weise beschützen. Endlich war es geschafft. Der Flug wurde ruhiger und Nova setzte zur Landung an, also, nachdem sie zwanzig Minuten nach einem geeigneten Platz suchte, denn obschon die weiten Steppen genug Raum boten, war sie sich oft nicht ganz sicher. Das Aufsetzen war recht ruppig und Nova meinte den beleidigten Aufschrei von Metall zu hören. Hoffentlich war alles in Ordnung mit dem Schiff!
Ganz langsam löste sich zumindest ein Teil ihrer Anspannung auf, als sie aus dem Cockpit in die Weiten der Khoonda Steppen blickte. Grüne und gelbliche Gräser wogen sich im Wind, wo über ihre Spitzen leichter Glanz tanzte und ihnen den Anschein von Wellen verlieh.
Die Sonne stand im Zenit. „Siehst du. Haben wir doch gut geschafft!“ Krachte dahinten wieder etwas? Am Rumpf? „Kark..“ zischte sie, nur um sich sogleich schlecht zu fühlen. Meister Alister mochte es nicht wenn sie sich so ausdrückte!
Eilig stand sie auf, zog sich nochmals in ihr Quartier zurück als sie merkte dass sie sich nicht passend für das Klima gekleidet hatte und fluchte leidenschaftlich (innerlich) – warum sie daran nicht zuvor gedacht hatte! Draußen war es ohne Zweifel heiß, wie ABC ihr bestätigte. Sie schlüpfte in einen Overall, dessen Farbton Nova stets als 'Dunkel-Alt-Rosè' bezeichnete. Meister Alister hatte es Grau genannt. Über ihre Hüfte und entlang ihres rechten Schenkels spannte sie einen Ledergürtel mit Halfter. Dann griff sie nach ihrer ELG. Der schlanke Blaster lag leicht in ihrer Hand, ein dunkles Versprechen schimmerte auf dem hellen Silber. Entschlossen zogen sich ihre Brauen zusammen, als sie die Waffe an ihrem angestammten Platz verstaute. Ihr Schwert fand sich direkt dahinter ein, in einer der Taschen des Gürtels so dass das Geheimnis, dass sie tödlichere Waffe nicht offen trug, gewahrt blieb. Als letztes blieb noch der Comlink, den sie an sich nahm.
Ihre Füße fanden in das dunkelbraune Schuhwerk, an dem Stoffbahnen angebracht waren mit denen man die Unterschenkel schützen konnte, ohne dass man zu sehr in der Bewegungsfreiheit eingeschränkt wurde.
Sie erklärte sowohl ABC als auch Rudy, dass sie alleine würde gehen müssen, da sie nicht wissen was da draußen lauerte. Sie ging aus dem Schiff und war bereits etwa zwanzig Schritt gegangen, als sie gleich einem Wirbelwind kehrt machte und zurück ins Innere des Gleiters ging „Ok. Ich nehme euch doch mit. Aber nur weil...ABC du hast eine bessere Orientierung als ich weißt du? Und Rudy du nimmst das Trinken ok?“ Gemeinsam verließen sie den kleinen Frachter. ABC erinnerte Nova zu überprüfen ob etwas beschädigt war, also sahen sie gemeinsam nach. Aber außer einen Delle, zugegebenermaßen eine ziemlich große Delle, war nichts geschehen.
„Das machen wir wenn Meister Alister wieder da ist!“ meinte sie nur, ehe sie entschlossenen Schrittes voran ging.

Dantooine war schön, das ließ sich nicht leugnen. Das Wetter war warm, die Sonnenstrahlen schmeichelten der Haut und kitzelten im Nacken. Nun war sie froh ihre lange, blonde Mähne zu einem Kranz geflochten zu haben! So ging, krabbelte und rollte das Trio etwa fünfzehn Minuten, ehe Nova die Überreste der Enklave auszumachen glaubte. Unauffällig schmiegte sich der Bau in die Landschaft, als wage er es selbst im Verfall nicht, der Natur Konkurrenz zu machen. Ihr Herz schlug einen schnelleren Takt an, dem ihr Atem gehorsam folgte. Erst hielt sie einen Moment inne, legte den Kopf schief, sah, sann, ehe sie mit einem mal zu laufen begann! Sie hatte etwas gespürt! Ganz deutlich. Rudy und ABC kamen kaum hinter ihr her, doch die Gedanken an sie verschwammen.
Hier war jemand! Jemand der mit der Macht verbunden war! Leder traf auf Stein als sie eiligen Laufes die Enklave betrat, wo dunkles Anthrazit ihr Augenlicht trübte und Staub ihre Lungen flutete. Ihre Seiten brannten. Da war nur das Echo ihrer Schritte....aber...wo? In ihrem peripheren Augenwinkel konnte sie das Licht ihres Myr'kyrrischen Glühwürmchens ausmachen. Ihr Grün wanderte und kam auf einer Statue zum Stillstand, die inmitten des Raumes prangte. Es schien die Büste eines Mannes zu sein, nur der weiße Marmor seiner Gewandung hob sich heller gegen das Dunkel ab. Ein Herzschlag mochte vergehen ehe sie realisierte, dass die Statue atmete. Erschrocken fuhr sie zusammen. Der Fremde..schien sie nicht bemerkt zu haben? Aber...
Behutsam fühlte sie in der Macht nach ihrem Gegenüber. Erst fühlte sie nur milde Wärme, aber mit einem Mal griff ein Inferno nach ihr, verbrannte ihren Geist und schlug tiefe Wunden ihr Herz. Nova zog sich gepeinigt zurück, ein heller Aufschrei entkam ihrer Kehle. Sie ging in einen breiten Stand, ehe ihre Rechte gleich dem Kopf einer Schlange zu ihrem Blaster schnellte, sich erhob und der Lauf sich in Richtung des Fremden richtete. Feine Schweißperlen schimmerten auf iNovas Stirn. Ihre Hand zitterte! Sie wollte etwas rufen, sie wollte wissen wer er war, und doch fand keine einzige Silbe über ihre Lippen, da die Furcht ihr die Kehle zuschnürte.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema