#8
Eingerahmt in die Kapuze des Überwurfs machte das Gesicht der Togruta einen besonders jungen Eindruck. Ließ sie noch unschuldiger und unwissender erscheinen, als sie es ohnehin schon war. Dennoch ist sie wahrscheinlich älter als ich es war, als man mir von der Macht erzählte… Die junge Frau wirkte auf den ersten Blick wohlgenährt und machte nicht den verschüchterten Eindruck einer Person, die man gebrochen hatte – auch wenn sie vor der Menge zurückgewichen war. Eine weitere Facette an ihr, welche die Sith faszinierte. Welche Geschichte hatte dieses Mädchen zu erzählen? Sie sprach mindestens einige Brocken Huttisch und schien doch überrascht zu sein, mit welcher Feindseligkeit man ihresgleichen im Imperium begegnete. Die junge Frau hatte noch einiges zu lernen – nicht nur, was ihre Machtbegabung anbelangte. Doch Ald’ana war ebenfalls neugierig darauf, mehr über ihre Vergangenheit und den Grund für ihre Reise nach Commenor zu erfahren.
Einen kleinen Teil verriet ihre Begleitung schon jetzt. Sie hatte Freunde, die sich als Händler verdingten und ihr äußerst wichtig waren – auch wenn sie diese Bindung wohl nicht gerne an andere preisgab. Vielleicht waren es ebenfalls Aliens oder sie handelten auch mit illegalen Waren. Oder beides. Schmuggler und Hehler waren ein fester Teil der Galaxis und auf beiden Seiten zu finden. Ganz gleich ob Republik oder Imperium, es gab immer genug Gründe und Interessenten, für die man auch verbotene Güter herbeischaffte. Das erklärte aber noch nicht, wie es jemanden wie die Togruta ausgerechnet auf eine Welt wie Commenor zu verschlagen.

Der Trotz in der Stimme der jungen Frau brachte ein Schmunzeln auf Riftas Lippen, das jedoch bei ihrer Antwort an die Togruta wieder verschwand: „Ich sagte bereits, es geht nicht um das, was du dort getan hast. Die Menschen dieses Planeten halten Wesen wie uns schon seit vielen Jahren für minderwertige Geschöpfe. Manche wissen es besser zu verstecken als andere.“ Sie dachte an die Männer in Weiß und an Yuan Faun, mit dem sie zumindest einen unausgesprochenen Waffenstillstand erreicht hatte. Der integre Pilot schätzte sie in erster Linie ihrer Profession wegen gering. Ob es auch mit ihrer Spezies zusammenhing, vermochte der Pamarther bisher vor ihr zu verbergen. Doch sie hatten auch noch nicht oft genug miteinander zu tun gehabt, um Zeit für ausgiebige Gespräche zu finden. Davon abgesehen, dass von beiden Seiten kein Interesse daran bestand.
„Auch ich bin nur hier, weil ich hergesandt wurde. Doch es hat sich als ein glücklicher Zufall erwiesen,… Sosul.“ Sie lächelte wieder, nun, da sie den Namen der Togruta kannte. „Dir mag es nicht aufgefallen sein, da du zu sehr auf andere Dinge konzentriert warst. Doch du hast in der Macht Wellen geschlagen.“ Rifta schloss die Augen, richtete ihre Aufmerksamkeit auf die vielen kleinen Teilchen in der Umgebung und brachte ihrerseits die Staubpartikel um sich herum zum Schweben. Dann öffnete sie die Augen wieder. „Auch wer im Umgang mit der Macht noch nicht trainiert ist, bringt manchmal außergewöhnliche Dinge zustande. Du hast dir deinen eigenen Schutz aus dem Staub der Straße errichtet. Hätte man dich weiterhin bedroht, wer weiß, wozu du noch imstande gewesen wärst?“ Sie ließ die Teilchen in der Luft vibrieren, bevor sie mit einer Handgeste freigelassen wurden und in einem hektischen Tanz wieder zu Boden segelten. „Für dein eigenes Wohl und für das der Menge musste ich einschreiten.“

Die Sith sah sich im Raum um und entdeckte eine gesplitterte Holzschale, die neben dem Tresen im Staub lag. Behutsam hob sie das Relikt einer vergangenen Zeit auf und wischte etwas Staub von der Oberfläche. „Dinge mit deinem Geist zu bewegen ist nur ein Bruchteil dessen, was ich dich lehren könnte.“ Sie ließ die Schale über ihrer Hand schweben. „Die Macht ist ein Energiefeld, das die gesamte Galaxis durchdringt. Sie ist wie ein Wandteppich, der aus Tausenden Fäden besteht – und jeder Zug an einem Faden verändert das Bild, das er zeigt. Wenn auch vielleicht nur unmerklich. Die meisten Wesen verbringen ihre gesamte Existenz, ohne je etwas davon gehört zu haben. Auch ich habe erst durch… widrige Umstände von ihr und meiner eigenen Begabung erfahren.“ Dass diese beiden Schlüsselereignisse mehrere Jahre auseinander lagen, war an dieser Stelle nicht von Belang. „Wesen wie wir sind in der Lage, die Fäden des Teppichs zu sehen und zu verändern. Mithilfe der Macht kannst du das Unsichtbare erkennen, den Naturgesetzen trotzen. Erschaffen…“ Rifta schloss ihre Hand, über der die Schale schwebte, und in dem ohnehin spröden Holz bildeten sich Risse. Mit einem Knacken zerbarst das Material und fiel in mehreren großen Splittern zu Boden. „…und zerstören. Dir stehen so viele Möglichkeiten offen!“, sagte sie enthusiastisch. „Mithilfe der Macht“, schloss Rifta mit einem Hauch von Vorahnung, „wird dir niemand mehr seine Dienste verweigern.“
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