#33
Wie weit war man bereit, für Macht, zu gehen? Tyvos mochte der falsche Mann sein um diese Frage zu beantworten, doch stellte er sich eben diese Frage selbst. Er hatte mit dem Base Delta Zero von Besberra Milliarden Leben beendet, den Befehl einst ohne mit der Wimper zu zucken gegeben. Es hatte ihm damals keine Probleme bereitet, schließlich hatte seine Intervention womöglich viele weitere Opfer verhindert, anders gesagt hatte das Töten damals einen Sinn, wenn man es mit dem nötigen Pragmatismus betrachtete. Doch heute sah die Sache anders aus, es gab kein Imperium welches lediglich hier und da mit Aufständen zu tun hatte. Das einst mächtige Reich Palpatines war zu einer Masse verkommen die nur noch jeden Tag um das blanke Überleben kämpfte. Das Resultat dieses Überlebenskampfes war Schwarz. Die Spitze imperialer Verzweiflung, ein Kampfstoff der im Zweifelsfall alles vernichtete bevor es dem Feind in die Hände fiel. Die anfängliche Begeisterung des Grand Moffs für diese neue Wunderwaffe schwand, je mehr er von ihr erfuhr. War dies wirklich der Weg um das Imperium zu retten, die Zukunft für ihn und seine Familie zu sichern? Kurze Zweifel erschienen in seinem Kopf. Auch er hatte Vesperum zur Macht verholen, wenngleich weniger aktiv als sein alter Kamerad und Freund Tiberius Vaash. Doch nach der Machtergreifung waren es durchaus viele anaxsische Credits die die Handlungen und Wünsche des Imperators mit der nötigen Liquidität versorgt hatten. Hätte er sich anders entscheiden sollen? Einerseits hatte er durch die politische Verwerfung Möglichkeiten gesehen, doch um welchen Preis? Die Lage des Reiches hatte sich seit Vesperums Aufstieg keines Wegs verbessert. Niederlage reihte sich an Niederlage, System um System sagte sich vom Reich los. Lediglich die Kernwelten hielten ihre Loyalität, zumindest offiziell. Nichtsdestotrotz verhielt man sich eher passiv, wartete auf den Feind, oder bastelte an Heil versprechenden Superwaffen. Wann hatte eines dieser technischen Wunder jemals zum Sieg gereicht? Yavin, Endor, zwei mahnende Beispiele für imperiale Überheblichkeit und Tyvos befürchtete, dass eben diese Überheblichkeit erneut eintreten würde, sollten die beiden aktuellen Projekte fertiggestellt werden. Oder würde sich das Schwarz sogar gegen seine Schöpfer wenden?


Eine rudimentäre Lagerung der Substanz, die Worte Derricotes klangen als sei man noch Lichtjahre von der Fertigstellung dieser Waffe entfernt. Es war dieses eine Problem, das Menschen wie Tyvos hatten. Sie waren es gewohnt Befehle und Anordnungen zu geben, die in der Regel ohne Verzögerungen ausgeführt wurden. Doch die Arbeit dieser Wissenschaftler war anders, gerade in Bezug auf das Schwarz. Er konnte ihnen Druck machen, mit Strafen und Schlimmeren drohen, doch es würde nichts daran ändern, dass in naher Zukunft keine vorweisbaren Ergebnisse geben würde. "Das Erstellen eines Magnetfeldes innerhalb einer Bombe oder Ähnlichem wäre auch keine Option?", hakte Tyvos nach, der nach wie vor nicht genügend über das Projekt informiert war, "Welche Möglichkeiten gibt es abseits unserer technischen Kapazitäten? Man hielt eine Waffe wie den Todesstern auch für unmöglich, ein Mann ihrer Fähigkeiten wird sicher einen Weg finden dieses Mittel kampffähig zu machen!". In Tyvos Worten schwang keinerlei Freundlichkeit, oder Ermunterung mit, er versuchte den Ehrgeiz des beleibten Wissenschaftlers zu wecken, oder viel mehr über diesen über sich hinauswachsen zu lassen, denn ohne Ehrgeiz wäre man nicht so weit gekommen, wie Derricote bereits war.

Nachdem die Männer den Lift verlassen hatte sollte Tyvos nun der Sicherheitsbereich gezeigt werden. Er legte sich einen schweren Schutzanzug und den dazugehörenden Helm an, welchen er mit einem Zischen verschloss. Sie betraten nun den Hochsicherheitstrakt, begleitet von den mahnenden Worten Derricotes. Die Aussicht in heißem Plasma in seiner Partikel verbrannt zu werden war nicht sonderlich erbaulich, doch ohne dieses markante Risiko war es nicht möglich mehr über Schwarz zu erfahren. Ein Seufzen entfuhr dem Grand Moff, ehe sich die nächste Tür, einen sonderbaren Dampf ausstoßend, öffnete. Auch in diesem Trakt fanden sich Wissenschaftler und Wachleute welche die gleichen Anzüge trugen wie sie. Die Wachen trugen jedoch keine Schusswaffen bei sich, offensichtlich war die Gefahr zu groß einen potentielle verheerenden Schaden zu verursachen. Tyvos beobachtete im Vorbeigehen die Arbeit der Wissenschaftler welche vor allem durch Kopfschütteln und Fluchen auffielen, die Arbeit schien nicht wie gewünscht zu funktionieren. Mehrmals fiel das Wort unmöglich und Wahnsinn, ehe man die Anwesenheit des Grand Moffs bemerkte und die Stimmen abrupt verhallten. Er konnte es ihnen jedoch nicht verübeln, dieses Projekt war wahrhaft Wahnsinn, doch offensichtlich war Wahnsinn die letzte Verteidigungslinie gegen den Feind. Ob diese Frauen und Männer wussten welches Schicksal sie ereilen würde, sollte auch nur ein Minimum ihrer glorreichen Errungenschaft austreten? Andererseits schien der schnelle Tod durch Hitze weit angenehmer als langsam vom Schwarz zerfressen zu werden.
Man erreichte den nächsten Lift welcher eine ganze Weile unterwegs war ehe er zum Stehen kam, sie mussten mittlerweile meilenweit unter der Planetenoberfläche sein, am einzig sicheren Aufbewahrungsort für Schwarz.

Derricote öffnete zügig die gewaltige Schleuse welche durch ein zusätzliches Energiefeld gesichert war und das Schwarz im Fall eines Austritts hoffentlich aufhalten würde, wobei es den beiden Männern gleich sein konnte, sollten sie sich noch innerhalb es Trakts befinden. Tyvos fand sich nun alleine mit Derricote in einem Labor wieder, welches an Morbidität nicht zu übertreffen war. Der Grand Moff verharrte einige Momente am Eingang des großen Raums. Er konnte Menschen, Xenos und einzelne Körperteile in mit blauer Flüssigkeit gefüllten Zylindern sehen. Sie waren tot, doch ihre Körper waren von schwarzen Äderchen, oder anderen Mutationen übersät. Die Äderchen schienen zu zucken was aufgrund der leblosen Körper einen Schauer über Tyvos Rücken fahren ließ. Er trat nun in das Labor ein und die Adern schienen schneller zu zucken je näher er ihnen kam. "Reagiert es auf uns?", rief Corno Derricote zu ohne seinen Blick von den Testsubjekten abzuwenden. Sie stießen eine abartige Faszination aus, doch was Corno hier sah überstieg doch seine Vorstellungen. Auf Yn hatte er Schwarz lediglich als vernichtende Masse kennengelernt, doch dieses, man konnte es als Verhalten bezeichnen, besorgte ihn. Was hatte man hier bloß erschaffen? Wissenschaftliche Allmacht hatte zu etwas geführt was man nicht kontrollieren konnte, Black Moon war keine Waffe die man an und ausschalten konnte, das war Tyvos mittlerweile bewusst. Es war ein lebendiger Kampfstoff, oder gar ein Lebewesen und etwas sagte ihm dass jene Substanz innerhalb dieser Toten auch nach ihm lechzte. Aus abgedunkelten Kammern dröhnten unnatürliche, grauenerregende Geräusche. "Wie groß sehen Sie die Gefahr an, dass Black Moon sich gegen uns wenden könnte?", fragte Tyvos nun nachdem er sämtliche Exponate begutachtet hatte, "Ist es überhaupt gesichert, dass wir es gegen unsere Feinde einsetzen können? Können wir es zerstören sollten alle Versuche fehlschlagen?". Eine Frage verkniff der Anaxsi sich jedoch, sollten sie es einsetzen?
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