#8
Es war der ähnliche Geschmack des Giftes, den Vesperums Einfluss hatte. Es war der Wein der dunklen Macht, einer fremden Verheißung, die der Sith Lord mit Wonne vergab, damit andere in Sehnsucht ertranken. Doch schmeckte dieser Wein nach Gift, nach einer schnellen Flucht in den Tod, der niemals kam. Wie oft hatte Vesperum mit sich selbst gesprochen, ihn daran erinnert, was er war und doch wollte ein Teil nicht mehr und zog sich zurück, wollte nicht genießen, wie Ald'ana in die Falle tappte. Es war ein Genuss, die Kontrolle über ihre Wahrnehmung zu haben und doch wollte etwas in Vesperum keine Freude daran empfinden. Es war ein Gefühl von Allmacht, die den Leichenschauer seiner Seele komplettierte und dennoch nicht die Fessel seiner Hölle brechen konnte. Es war dieses geheime Versprechen, eine falsche Wahheit, die Ald'ana nicht wissen konnte und ihr durch die finsteren Mächte des Imperators präsentiert wurde. Sie fand Zuversicht in seiner Lüge; indem dem Spiegelbild der dunklen Seite. Der Einfluss des dunklen Lords wuchs mit ihrer Akzeptanz, mit ihrer einfachen Hingabe zu jenem Gedanken, dass sie auserwählt war. Auserwählt war, für eine Vision und Offenbarung, die nicht von der Macht kam, sondern von Vesperum. Ohne ihr Wissen offenbarte sich nur einem etwas. Vesperum wusste nun, was Ald'ana begehrte und was sie fühlte. Nein, sie wollte nicht mehr gerettet werden. Sie wollte Rache. Eine echte Rache an einer Person und an der Galaxis. Es war ein diffuses Gefühl, welches sich mit der Zeit in feine Detaisl auffächerte. Vesperum kannte dieses Gefühl, nur zu gut und wollte es in ihr stärken, doch beließ es bei ihr in seinem Urzustand. Es gab nichts zu ergänzen, nichts weiter zu verfälschen, da seine Schülerin die Illusion mit gierigem Herzen geschluckt hatte. Das Gift der dunklen Seite wurde Inspiration für ihre eigene Verdorbenheit. - Und nun schmeckte der Wein gut, eingeschenkt durch den Meister.

Sie nahm seine vor wenigen Momenten gesprochenen Worte nicht nur zu Herzen, sondern nahm sie vollens in ihren Verstand auf. Vesperum spielte erneut sein Spiel, übte seine Macht aus, ohne Rücksicht auf ihr Schicksal. Nun war er ihr Schicksal, wenn sie sich nicht lossagen würde. Seine Worte hatten Gewicht, gegossen aus dem Quell des schwarzen Meeres, eingefroren durch seinen Willen und herabgesenkt aus den Untiefen seiner selbst. Es brauchte kein weiteres Wort mehr, um sie zu binden. Sie glaubte ihm. Die dunkle Jedi glaubte seiner Illusion. Es war die Fatalität ihrer Entscheidung und ihres Unwissens, der eine nahe Flucht unerreichbar machte. Nur einen winzigen Zweifel hätte es gebraucht. Einen anderen Gedanken, und doch war dort kein Zweifel an ihm, dem Meister der kranken Mächte. Unter ihrer Haut schlug noch ein Herz, etwas Leben, was mit Leidenschaft das suchte, was sie befreien konnte. Doch mit jedem Herzschlag, der sich Gutes wünschte, entstand Schlechtes. Sie war nun ein Teil jener Kraft, die Vesperum möglich gemacht hatte. Es war der diese Ähnlichkeit die beide verband. Beide strebten unaufhaltsam auf etwas zu, was sie am Ende verzehren würde. Die Fantasie, verfallen, war ein kaltes Wunderland des Wahnsinns und umschlossen von Dornen, welche Ald'ana und Vesperum gleichsam pflegten.

"Ja, solche Artefakte bergen dunkle Mächte, die unsere Realität verändern können. Ich bin darauf vorbereitet," gab er selbstsicher wieder, denn Sorzus Syn hatte ihn bereits über den Ursprung des Artefakts aufgeklärt. Es war etwas, was andere Unwissende sicherlich als schlichten Gegenstand abtun würden. Es besaß einen hohen rituellen Wert sowie ein Geheimnis, welches der unheilige Imperator verwenden wollte. Vesperum, seiner Sache sicher, wollte seinen Geist nicht weiter mit den laut mitgeteilten Gedanken seiner neuen Schülerin belasten. Sie hatte andere Zeichen gesetzt, die er beobachten wollte. Dass ein solches Artefakt die Umgebung beeinflussen konnte und nur Narren mit solchen Kräften ohne Wissen hantierten, war dem Sith Lord klar. Sie gab nichts wieder, was er nicht bereits wusste und dies langweilte ihn und so schwieg er danach ein paar Atemzüge lang, bis erneut die dunkle Seite einen kalten Schauer durch seinen Leib trieb.

Sie kannte etwas, was ihre Flucht sein konnte; etwas Wahrheit hatte er ihr gegeben. Sein Name war gefallen, der echte Name seiner Geburt, mit dessen Person er bezwungen werden konnte. Darth Vesperum hatte ihn genommen, ihn zerstört und doch lebte der Name fort, wollte nicht brechen. Vesperum wollte nicht mehr Aidan sein und doch drang der Name aus der Vergangenheit herauf, nahm sich seinen Platz und zerschellte dennoch am Hass in dem toten Herzen. Doch unter seiner Haut schlug schon lange kein lebendiges Herz mehr. Lebendig war nur sein Wille, die unheilige Macht, die ihm Syn gegeben hatte. Der Dämon, welcher er nun war, gierte nach Erlösung aus dieser Hölle. Es war die Erinnerung, die ihn so sehr quälte, dass er nicht ohne aufbäumende Macht gehen konnte. Seine Willenskraft war alles, was er noch war. Ein grausamer Geist, der nur nach sich selbst handelte und seine kranke Idee verfolgte. Eine Idee, die für niemanden gut war; nicht einmal für ihn selbst. Die Macht verdammte ihn bereits, stieß ihn hinab aber konnte nicht gegen sich handeln. Jeder Atemzug war Versagen und Sieg gleichermaßen. Überhaupt diese Macht zu ertragen war ein dunkles Wunder für sich. Die Narben, die Wunden und der Schmerz, neben Wahnsinn und diesen verdammten Stimmen, waren Ballast und doch trug er sie mit unausweichlicher Größe. Es war dieser Hunger, nicht einfach zu vergehen, die seinen Geist erhielt. Das Schicksal hatte es schwer mit Darth Vesperum. Die Machtmaske saß noch perfekt, keine Risse in der permanenten Illusion. Vesperum war inzwischen gut darin, andere und auch sich selbst zu belügen. Die Lüge war ein probates Mittel geworden, welche alles möglich machte. Auch ein Angesicht eines jungen, gut aussehenden Mannes voller Leben. Dahinter lag nur kein Leben mehr und die Maske würde fallen müssen. Nichts konnte sich für immer verbergen. Der Dämon, das Monster, waren irgendwann immer sichtbar.

"Ja, die hattest du," sagte die selbstgerechte Stimme des Herrschers, der um die Wahrheit wusste. Ihm gefiel ihr Akzent. Er gab ihr etwas Echtes. Der Meister tat nicht einmal ungläubig, bestätigte sie sogar in der Selbstlüge, wohlwissend, wer der wahre Urheber war. Er genoss endlich dieses Gefühl, welches lange zurückgehalten war. Endlich konnte er seinen giftigen Einfluss auf Ald'ana genießen. Sie gehörte ihm, wie die Galaxis und das gesamte Universum ihm gehören würden. Dieser Anspruch war alles, was sein Wahnsinn wollte. Sorzus Syn hatte seine bescheidenen Ziele erweitert, erhoben zu den wahren Zielen eines Sith'ari. Darth Vesperum verbarg sie noch, verkleidete sie und sprach von Erlösung. Es war aber nur seine Erlösung, die er nicht teilen wollen würde; vielleicht mit wenigen Auserwählten, die wirklich sein Vertrauen und seine Lehre besaßen. Noch bewunderte er die Loyalität seiner Diener, seines Kultes und seines Ordens. Es tat gut, eine Lehre zu formen, die ganz ihm entsprach. Er hatte sie verbessert und neue Sith erschaffen. Echte Diener der dunklen Seite. Indem sie ihm dienten, dienten sie auch der dunklen Seite. Er war der Avatar, die Verkörperung der herannahenden Nacht, und es waren seine Worte, die nun Lehre waren. Er teilte etwas mit seinen Anhängern - und zwar die dunkle Seite. Es machte sie auf eine gewisse Weise gemein und gleich, was Vesperum noch erkennen konnte. Am Ende war dort nur die Dunkelheit. Darth Vesperum wusste, dass zwischen den Sternen kein Licht war. Ald'ana, in seinem Spiel, war eine wertvolle Figur geworden; zwar austauschbar aber nicht minder wertvoll. Vesperum schätzte sie noch. Denn anders als Ilara war sie bereit für seine Lehre und tat es nicht als Gefasel ab. Ein Meister brauchte einen Schüler, der mächtig und klug genug war, zu verstehen. Die dunkle Seite war ein Gefährt, welches durch einen starken Willen bewegt werden musste. Vesperum würde Ald'ana schulen in ihrer Willenskraft. Die Illusion war erst der Beginn.

Man erreichte Brücke, trat über diese, hinein in die Stadt und den großen Markt selbst. "Wir sind richtig," meinte der dunkle Lord und deutete auf einen Marktstand, der weitab stand und kleinere Artefakte, Kunstgegenstände und Vasen anbot. Es war ein Kunsthändler, welcher scheinbar alten Twi'lek-Plunder anbot. Der Sith sprach nicht viel, wenn es nicht seinem Gebot entsprach. Er bestimmte, was er mitteilte und unterließ. Vesperum neigte zwar zu ausschweifenden Gedanken, doch sprach im Alltag wenig. Sein Schweigen war die genügsame Antwort auf die unruhige Galaxis. Der Händler, ein typischer Twi'lek dieser Welt, trug den Namen Mes'tessan und kramte gerade in einer Kiste mit alten Silberstücken, welche scheinbar aus einem Erbe stammten. Die Stücke trugen verschiedene Schriftzeichen, waren mal rund und mal eckig und doch schienen sie Münzen nicht unähnlich. Er beachtete die beiden herannahenden Diener der Finsternis nicht. Darth Vesperum ließ sich durch die Macht leiten, war sich sicher, dass diese Person der Ursprung seiner Wegidee war. Mit einer Handbewegung, kaum über die Hüfte erhoben, zeigte er Ald'ana an, dass sie nun an der Reihe war, mit dem Händler zu sprechen. Man hatte sich durch einige Passanten gedrängt, welche hinter den Rücken der beiden, immer noch vorbeidrängten. Auf dieser Welt waren nicht nur Twi'lek, sondern allerhand andere Spezies, wie auch Menschen, die mit der Republik gekommen waren. Ryloth war nun auch Rekrutierungsort für die Bodentruppen der Republik, welche auch ihre Reihen gegen das Imperium auffallen musste. Überall hingen bereits Propagandplakate. Vesperum blickte auf eines, welches direkt hinter dem Stand an einer Steinwand hing und schmunzelte kurz, bis Ald'ana herangetreten war, um ihre Aufgabe zu erledigen. Die Begrüßung war ihre Sache.
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