#11
Ald’ana spielte die Rolle der enthusiastischen Kundin, die genau wusste, wonach sie suchte – und den Händler großzügig belohnen würde, der es ihr beschaffte. Sie genoss es, andere Personen auszuloten und mit ihren eigenen Schwächen auszuspielen. Die meisten Wesen waren sehr einfach zu manipulieren, auch ohne den Einfluss der Macht. Man musste sich selbst als etwas geben, das diese Person interessierte – ein Gleichgesinnter oder ein Opfer. Doch der Gesprächspartner musste stets der interessantere von beiden bleiben. Man schmeichelte ihm, bekundete Neugierde und bewies, dass man seine Aufmerksamkeit wert war. Über kurz oder lang machte die Person einen Fehler und verriet etwas, das besser nicht an das Ohr einer dunklen Jedi gedrungen wäre. So auch jetzt. Der Händler, der für seinen Tand etwas zu wohlhabend gekleidet war, hatte Blut geleckt und winkte die Lethan näher an sich heran. Ald’anas Lächeln wurde eine Spur breiter und gefror förmlich in einer Grimasse aus zurückhaltender Vorfreude. Nur das Eis in ihren bernsteinfarbenen Augen verriet, was wirklich in ihr vorging.

Mes’tessan hatte seinen Stand auf dem Marktplatz aufgebaut. An einer günstigen Stelle. Er wollte sehen und gesehen werden. Potentielle Kundschaft erspähen, ohne allzu aufdringlich zu sein. Wer Tand suchte, kam zu ihm. Wer mehr als einfache Souvenirs suchte, kam unweigerlich an ihm vorbei. Doch Gier und Hochmut führten schnell zum Untergang, wenn man nicht lernte, sich zu zügeln. Eine Lektion, die für die Nutzer der dunklen Seite ebenfalls von äußerster Wichtigkeit war. Wer sich dem Rausch der Macht ungezügelt hingab, der war verloren. Nur ein scharfer Verstand und ein starker Wille konnten überdauern. Der Händler nannte einen Namen. Tama… Ein Clan, der ihr noch aus Kindertagen im Gedächtnis war. Kein unbedeutender, zumal seine Mitglieder in Lessu heimisch waren. Doch sie wusste nicht, wie viele von ihnen das vergangene Vierteljahrhundert überdauert hatten. Der Name der Frau war ihr jedoch unbekannt. Eine so alteingesessene Familie konnte bedeuten, dass sich Artefakte aus längst vergessenen Tagen in ihrem Besitz befand – und mittlerweile selbst vergessen waren. Es lohnte sich zumindest, einen Blick darauf zu werfen.

Ald’ana heuchelte Interesse und ein wenig Überraschung. „Ich wusste, wir würden uns verstehen“, gurrte sie fast und legte ihre Hand auf seinen Arm. Auch Körperkontakt war wichtig, um eine Vertrauensbasis zu schaffen, die zum richtigen Zeitpunkt schamlos ausgenutzt werden konnte. „Dort finde ich sicher etwas Passendes. Etwas Altes mit einer langen Geschichte… Es wird in gute Hände übergehen“, bekräftigte sie und ließ sie in ihren Worten fadenscheiniges Mitgefühl für Zala’tama mitschwingen. Der Händler würde eine solche Geste vielleicht zur Kenntnis nehmen, doch wenn sie Mes’tessan richtig einschätzte, würde es ihn nicht überzeugen. Nicht, wenn Credits eine so viel deutlichere Sprache waren. „Nun, wenn Ihr Euren Stand für eine gewisse Zeit verlassen könnt? Eine solche Gelegenheit bietet sich nicht alle Tage. Ihr werdet für Eure Mühen großzügig entlohnt werden.“ Wieder ließ sie nur einen Hauch der Macht in ihre Worte einfließen. Kaum mehr, um bei einem Wissenden ein kurzes Prickeln auszulösen. Es war ein Vorgeschmack dessen, was den Händler in jedem Fall erwarten würde.
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