#32
Tal hob zu Gavins ‚überraschender‘ Bemerkung eine Augenbraue, aber verbat sich jeden weiteren Kommentar. Sie hatten einen Waffenstillstand, den die Twi’lek nicht aufs Spiel setzen wollte. Waren unfreiwillige Verbündete – aber mehr auch nicht. Da waren sich die beiden Schmuggler einmal einig. Obwohl Tal mit ihrer ehemaligen Crew großes Glück gehabt hatte, so hatte sie doch eines in ihrem Beruf gelernt: Man fand nur selten Freunde und auch ein lebensgefährliches Ereignis schweißte nicht für immer zusammen. In ihrer Profession war Vertrauen genau so kostbar wie die Ware, die man unter der Hand verkaufte. Gavin konfrontierte sie mit einer weiteren unbequemen Wahrheit, die Tal sich schon längst bewusst gemacht hatte. Trotzdem stach es nicht weniger, sie noch einmal von jemand anderem zu hören. „Captain, an deinen Motivationsansprachen musst du echt noch arbeiten“, sagte die Rutian mit bitterem Lächeln und leckte sich über die Zähne. „Ich muss wohl noch einmal von vorne anfangen. Wenn es ein Leben nach Corellia gibt.“ Sie wollte Gavin nicht ihr Herz ausschütten. Falscher Ort, falscher Zeitpunkt, falsche Person. Was sie in der Messe zu ihm gesagt hatte, war schon persönlich genug gewesen. Und nicht er hatte ihr von seiner tragischen Verbindung mit diesem Planeten erzählt, also gab es in dieser Hinsicht keine Geste, die erwidert werden musste.

Wirklich daran arbeiten!“ Ihre Worte klangen wie ein unausgesprochener Fluch, den Tal aber in ihren Gedanken nachholte. Fierfek. Immerhin hatte er nichts Negatives über den normalen Antrieb gesagt. Sie konnten also zumindest durchs Weltall trudeln, bis ihnen entweder ein Schiff oder ein Planet begegnete. Leiche Beute in jeder Hinsicht. Wenn sie nicht einfach vorher dahinschieden, weil die Lebenserhaltung den Geist aufgab. Als der Captain wieder aus der Luke kletterte, war er großzügig mit Dreck gesprenkelt. Da half es auch nicht viel, dass er versuchte, ihn von seiner Kleidung abzuwischen. Überrascht blickte die Twi’lek zu ihm hinauf. Nicht nur, weil er ihr eine schmutzige Hand zum Aufstehen anbot. Sondern vor allem, weil er anscheinend wusste oder zumindest ahnte, was sich zwischen ihr und Tasha in der Messe zugetragen hatte. Tal nahm sein Angebot mit leichtem Lächeln an und zog sich mit seiner Hilfe wieder auf die Beine. Wenn er nicht gerade mit dem Kopf durch die Wand wollte, war der Mensch nicht auf den Kopf gefallen.

„Jeder hat seine Geheimnisse. Nur weil ich eines von deinen kenne, muss ich nicht darüber tratschen – schon gar nicht, wenn du es mir nicht selbst erzählt hast. Gab genug Aufregung in letzter Zeit.“ Tal wog ab, ob sie etwas über seinen Vater sagen sollte. Aber Beileidsbekundungen brachten sie in dieser Lage auch nicht weiter und Gavin hatte sehr klar gemacht, wie viel er von Gefühlsduselei hielt. Mit einem Seufzen verschränkte sie die Arme vor der Brust. „Also, Karten auf den Tisch. Wie stehen unsere Chancen? Sind irgendwelche Planeten in der Nähe, auf denen man die Legacy notlanden und reparieren könnte?“ Tal wusste noch immer nicht, in welchem Quadranten sie sich befanden. Möglichst weit weg von Corellia konnte überall sein. Sie hatte beim Sprung in den Hyperraum flüchtig einige Koordinaten gesehen – andere Dinge waren wichtiger gewesen – aber konnte nicht einschätzen, wo sie wieder in den normalen Raum zurückgefallen waren. Es stand nicht gut, so viel war sicher. Doch Gavin wirkte immerhin nicht so, als hätte er alle Hoffnung fahren lassen – oder verbarg es gut genug. Es musste zumindest irgendeine Aussicht auf Erfolg geben.
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