#23
Anderweitig veranlassen. Anderweitig veranlassen? Bedeutete das, man würde ihn hier herausholen? Und wenn es nur für wenige Stunden - oder selbst Minuten - war, war das ein Gedanke, den er sich kaum zu erhoffen erlaubte. Aber welche andere Möglichkeit sollte es sonst geben, wenn man Jyn nicht hierher bringen wollte? Galen blickte ihn an, versuchte sich nicht diesen winzigen hoffnungsvollen Gedanken anmerken zu lassen, weil er beinahe die Befürchtung verspürte, dass Krennic nur allzu viel Freude daran empfinden würde ihm diese kleine Hoffnung zu rauben. Es war nur ein kleiner Funke, ein Schimmer, der in seinem Inneren aufkeimte.
Galen hatte schon lange die völlig naive Hoffnung aufgegeben, dass er jemals wieder ein Leben in Freiheit führen würde. Nicht unter der Herrschaft des Imperiums und schon gar nicht unter der Herrschaft der anderen Seite, für die er ganz klar als - nicht unwesentlicher - Teil des Imperiums gelten würde. Nein, seine Tage als ein vermeintlich freier Mann waren schon lange vorbei. Aber das war ein Gedanke, an den er sich gewohnt, mit dem er sich arrangiert hatte. Aber Jyn... für sie bestand Hoffnung. Eine realistische Hoffnung, dass sie eines Tages und hoffentlich noch viele Jahre ihres Lebens in Freiheit leben würde, wenn er ihr verdeutlichen konnte, wie wichtig es war, dass sie ruhig bleiben und sich an die Regeln halten würde. Galen wusste, dass dieser Gedanke ebenso naiv war, wie so viele andere Hoffnungen, die in der Vergangenheit zerstört worden waren, denn er kannte seine Tochter. Sie war ihrer Mutter so ähnlich und auch Lyra war es stets schwer gefallen sich den Regeln unterzuordnen, die nicht ihrer eigenen Überzeugung entsprachen.

"Natürlich," erwiderte er und beinahe wäre ihm ein resignierendes Seufzen entwichen. "Ich werde dafür sorgen, dass es keinen Grund für dich zur Beanstandung gibt. Du bist nicht der einzige, der hierbei kein Risiko eingehen will." Galen verspürte beinahe eine Regung von Trotz in seinem Inneren, einen Anflug von Zorn und Widerwillen. Ja, er war wütend. Wütend auf die allgemeine Situation, die Lage, in der er sich befand und die Gefahr, in die er seine Tochter gebracht hatte. Aber das, was die Gefühle, die so gar nicht seinem Naturell entsprachen, hochkochen ließ, war die Hilflosigkeit, mit der er seinem Gegenüber und dessen Wohlwollen ausgeliefert war. Welch eine Ironie, dass er Krennic zu einer früheren Zeit sofort und ohne auch nur den Bruchteil einer Sekunde über diese Entscheidung nachzudenken, seine Tochter anvertraut hätte. Und nun... seine Mundwinkel zuckten leicht, während ein leises, nicht gänzlich unterdrücktes, Schnauben das leichte Kopfschütteln untermalte, mit dem er sich von seinem Gegenüber abwendete und sich dem Hologramm des Raumschiffs zuwendete.

"Du sollst deine Ergebnisse bekommen." Galen war sich bewusst, dass seine Abneigung gegen dieses ganze Projekt und den Einsatz seiner Arbeit in jeder Silbe seiner Worte mitschwang, aber ebenso wusste er, dass es sinnlos wäre etwas anderes vorzuheucheln. Krennic kannte ihn und seine Einstellung gut genug und nach seinem letzten persönlichen Fehlschlag noch sehr viel besser. "Ich werde einfach ignorieren, welch schändliche Dinge, du mit diesem Wissen anstellen wirst. Du bekommst die Ergebnisse und was du damit anstellst, bleibt dir überlassen." Ein schwacher Versuch die schändliche Missachtung seiner persönlichen Überzeugung zu relativieren oder sich selbst gegenüber zu entschuldigen. Galen hatte es aufgegeben, seine Überzeugung vertreten zu wollen, denn es gab in der gesamten Galaxis keinen Ort, an dem er auf taubere Ohren stoßen würde als hier. Er hatte es versucht. Mit Argumenten, Arbeitsverweigerung, Lügen, Sabotage... mit dem einzigen Ergebnis, dass er nun keinerlei Optionen mehr hatte. Nicht solange Jyn involviert war.
Offline
Zitieren
 


Nachrichten in diesem Thema