#12
Gavin hörte das, was Ria ihm sagte und für einen kurzen Moment fühlte es sich in seinem Kopf so an, als wäre eine Sicherung durchgeschmort. Er setzte sich so ruckartig in dem Sitz auf, dass er fast schon aus diesem geflogen wäre, wenn da nicht die Beine im Weg gewesen wären. „Halt! Stop!“, rief er aus und schüttelte den Kopf. „Moment! DU erzählst mir etwas von lebensmüde und ich soll keinen Blödsinn machen und jetzt willst du mir dein Schiff geben? Ich wusste gar nicht, dass du deines Lebens mittlerweile so überdrüssig bist.“ Er schüttelte noch immer den Kopf, denn dieser Vorschlag war absoluter Wahnsinn und von durchdacht ja mal überhaupt gar keine Spur. „Denkst du wirklich, du schützt irgendjemanden, wenn du mein Schiff nimmst und ich deines?“ Er stand von seinem Platz auf, denn im Augenblick konnte er einfach nicht ruhig auf seinen vier Buchstaben sitzen bleiben. „Denkst du wirklich, du hilfst irgendjemanden, wenn du dir das Fadenkreuz auf den Rücken malst?“ Wieder schüttelte Gavin seinen Kopf. Das konnte sie doch jetzt nicht ernst meinen oder? Er neigte ja gelegentlich zu absurden Ideen, aber das was Ria gerade vorgeschlagen hatte, übertraf selbst seine absurdesten Ideen die er jemals gehabt hatte. Der Vorschlag glich nahezu einer Kombination aus all seinen absurden Ideen.

„Und hast du dir auch schon überlegt, dass dein Schiff nichts daran ändern wird, dass der imperiale Geheimdienst früher oder später herausbekommen wird, wer der Captain des flüchtenden Frachters war? Die Republik weiß es ja schon.“ Mit fragendem Blick sah er sie an, auch wenn sie ihm den Rücken zugewandt hatte. Aber auch wenn sie seinen Blick nicht sehen konnte, so war er doch gewiss spürbar. Gavin beugte sich mit dem Oberkörper nach vorne, stützte die Ellenbogen auf seinen Oberschenkel ab und fuhr sich immer wieder mit den Händen über den Hinterkopf. Dieses Gespräch verlief eindeutig nicht so wie von ihm geplant. Nun zugegeben, er hatte überhaupt nichts geplant, aber trotzdem hatte das Gespräch eine Richtung eingenommen, in das es eindeutig nicht weitergehen sollte. „Ich habe nicht vor den Heldentod zu sterben“, erhob er dann wieder seine Stimme und sah wie Ria gerade dabei war das Cockpit zu verlassen. Er stand von seinem Platz auf und ging ihr nach, denn so einfach würde er sie damit jetzt nicht davon kommen lassen. „Aber wie es mir scheint hast du – Verdammt!“, fluchend rieb er sich die Stirn. Wieso musste in den Frachtern auch alles so schrecklich niedrig sein. „Hast du gerade vor den Heldentod zu sterben mit deiner Idee … Plan … Selbstmordaktion.“ Er rieb sich noch immer die Stirn und so wie es sich gerade anfühlte, würde man es morgen noch sehen können.

Konsequent nahm er Ria die Sachen aus der Hand, legte sie dorthin zurück, von wo sie sie weggenommen hatte und legte ihr die Hände auf die Oberarme, so dass sie erst einmal keine Chance hatte, sich von ihm abzuwenden oder weg zu gehen. „In Ordnung. Ich hab's verstanden“, sprach er seufzend und legte die Stirn ein wenig in Falten. „Ich kann dich offenbar nicht davon überzeugen, dass du tausend Parsec von mir entfernt aktuell besser aufgehoben wärst. Und vermutlich nicht einmal dann, wenn ich dir verspreche unbeschadet aus der Angelegenheit heraus zu kommen.“ Ganz abgesehen davon, dass es ein Versprechen wäre, dass er vermutlich nicht würde halten können und es daher auch gar nicht geben würde. Er wusste nicht wie alles Enden würde, aber er hatte garantiert nicht vor dabei drauf zu gehen. Nicht solange er nicht jede andere Option probiert hatte. Er hing an seinem kleinen, komplizierten Leben, aber dennoch war er bereit einen Schlussstrich zu ziehen, wenn er damit die Menschen, die ihm nahe standen, aus der Gefahrenzone bringen konnte. „Ich werde dein Angebot nicht annehmen Ria, denn wenn ich es tue, habe ich nicht nur weiterhin das Imperium und die Republik im Nacken hängen, sondern auch noch Jace und das willst du mir doch nicht wirklich antun oder?“, fragte er mit bittendem Tonfall und einem fast schon flehenden Blick.
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