12.04.2017, 23:48
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.12.2020, 22:45 von CA-5510.)
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Wieder hier. Erneut betrat der Imperator, nach Abschluss seiner privaten Mission, das geräumige Arbeitszimmer des galaktischen Herrschers. Die Rückreise war für den dunklen Lord unruhig gewesen. Nicht, weil die Reise beeinträchtigt worden war, sondern weil die dunkle Seite nach ihm gierte. Die dunklen Ströme hatten ihm in tiefer Meditation gezeigt, was geschehen konnte. Selbst seine neue Schülerin, Rifta, konnte nicht verstehen, was er sah und was er für seine Macht erdulden musste. Ihn sorgten nicht die Häretiker auf Commenor, zu denen er hatte ja ohnehin fähige Diener entstandt, wie auch Rifta, um das Problem zu lösen, sondern das die Weitsicht, die einst so bestimmt und klar war, nun schwächelte und in einem grauen Schleier versank. Sein großer Plan musste beschleunigt werden aber noch konnte er nicht beschleunigt werden. Es waren zu viele Dinge gleichzeitig zu erledigen, so dass das Intermezzo mit seiner Schülerin fast klein dagegen erschien. Es war erleichternd gewesen, wieder Lehrmeister zu sein und nicht nur Herrscher. Die Gardisten öffneten das Portal zu seiner Arbeitskammer, die schlicht eingerichtet war. Nur ein Schreibtisch mit einem Sessel, zwei übergroße Statuen, welche knieende Menschen zeigten und eine Holoplattform neben den beiden einfachen Stühlen aus Edelmetall. An den Wänden hingen schlichte imperiale Banner herab, die neben verschiedenen Holoschirmen einen Machtanspruch erhoben. Die Holoschirme, welche verschiedene Bilder zeigten; verschiedene Konfliktherde oder blendeten gelegentlich galaktische Nachrichten ein. Das große Panoramafenster, welches den den herabfallenden imperialen Palast zeigte. Das Sanctum lag hoch erhoben auf der Spitze der großen Pyramide, so dass der Imperator weit hinaus blicken konnte, auf die Formen des Gebäudes und auf den Luftverkehr um den Palast. Licht fiel hinein, so dass die Deckenbeleuchtung entlastet war und der Raum hell erleuchtet war. Der dunkelblaue Teppich war gereinigt und schien einen seidenen Glanz zu haben aber besaß keinerlei Muster oder Schnitt. Der Arbeitstisch des Imperator war ein schlichter schwarzer Block aus einem seltenen Marmor, der in seiner kantigen und rechteckigen Form die kalte Macht dieses Amtes zum Ausdruck brachte. Er hatte nichts an Geschmeidigkeit, sondern nur klare Kanten und stand fest im Raum. In seine Decke war über die gesamte Fläche ein Terminal eingelassen, welches über Gesten, Berührung oder über eine versteckte Konsole bedient werden konnte. Der Imperator konnte sich auf seinem Schreibtisch verschiedene Dinge anzeigen lassen, wie aktuelle Berichte, oder auch nur einfache Informationen über Nahrungsverteilungen in die einzelnen Systeme. Der Schreibtisch überprüfte die Identität des Imperators über ein umkreistes Feld, welches für seine Hand gedacht war. Er musste sie darauf legen, damit der Schreibtisch aktiviert wurde und die einzelnen Subprogramme freigab, die in seinem Betriebssystem schlummerten. Dieser Schreibtisch konnte ganze Flotten entsenden, Steuern erhöhen oder senken; wenn nicht sogar Moffs ernennen und entlassen. Natürlich brauchte er hierzu einen Imperator, da dieser die Entscheidungen traf und nur über dieses Instrument abwickelte. Noch lagen keine Pads darauf aber Vesperum war sich sicher, dass bald Pestage oder ein anderer Bürokrat auftauchen würde, um mit ihm über wichtige Dinge zu sprechen oder seine Unterschrift zu verlangen. Darth Vesperum atmete tief ein, während er in seiner schwarzen Robe zum Arbeitsplatz trat. Der große Sessel, fast einem Thron gleich, wurde mit einer strengen Armbewegung zurück gesetzt, damit er selbst Platz nehmen konnte. Der Imperator setzte sich, presste seine linke Hand auf die umrandete Fläche, etwas abseits auf dem Tisch und so aktivierte sich sein Arbeitsplatz. "Willkommen, eure Majestät," blendete eine Begrüßung ein, die schnell wieder verflog. Eine Art galaktische Karte zeichnete sich dann ab, welche im Zentrum blinkte. Mit einer schnellen Wischbewegung, schob er die Karte zur Seite und hob das Betriebssystem frei, wo bereits einige Holonachrichten auf ihn warteten, die er aber noch nicht beantworten wollte. Ihn interessierte etwas anderes. Mit schnellen Fingern suchte er eine Datei, einen Uplink, der zusätzlich mit einem Passwort gesichert war. Dieses gab der Imperator ein, so dass der Bildschirm, auf den er mit gesenktem Kopf starrte, sich stark veränderte. Listen bildeten sich ab und auch eine wichtige Zahl. Es war die Zahl zur Fertigungstellung des neuesten Waffenprojektes, welches verschiedene Decknamen trug aber ihm selbst als Eclipse bekannt war. Die Zahl stimmte ihn noch zufrieden, doch eine andere Darstellung wieß eine Verzögerung aus. Mit einer hektischen Bewegung holte Vesperum die Liste hervor, die von einem Verzug einer Lieferung berichtete. Er grummelte, deaktivierte den Schirm, lehnte sich zurück und wartete darauf, dass Pestage erscheinen würde.
"Eure Majestät," hörte er bereits, bevor die Portale zum Sanctum geöffnet waren. Es war Pestages kratzige und schleimige Stimme, die durch die Flure hallte und man ließ ihn zum Imperator vor, der ihn bereits erwartete. "Großwesir," grüßte Vesperum. "Wie ich sehe, habt ihr gleich mit eurer Arbeit begonnen, Imperator," meinte Pestage, die wie so oft, mit einem Stapel von Pads hereinkam, um diese auf den Arbeitstisch zu legen. "Die üblichen Genehmigungen und Unterschriften, Majestät. Darunter sind auch einige Schreiben für euch zur Kenntnis und die Administration verlangt eure Zuwendung," erklärte der Großwesir, der wie immer seinen exquisiten aber übergroßen Hut trug. Seine Robe im satten Purpur schimmerte heller als der Teppich, obwohl es wohl der gleiche Grundstoff war. "Ah," sagte Vesperum missmutig, während er ein Pad vom Stapel nahm. Er legte es vor sich, aktivierte es und las die ersten Zeilen. Es dauerte einen Augenblick und schließlich zeichnete der Imperator das Dokument mit seinem Daumenabdruck gegen. "Genehmigt," donnerte seine Stimme abwertend, während er Pestage das Pad zurück reichte. Pestage nickte und griff mit seiner kahlen Hand nach dem Objekt. Der Großwesir hatte ohnehin andere Pläne und ihm war dieses Spiel nur recht, denn als fähiger Beamter seines Majestät, konnte er derzeit viel zu seinen Gunsten steuern. Der Imperator würde bald verstehen aber noch war es nicht an der Zeit. Vesperum griff nach dem nächsten Pad, las auch dieses und zeichnete es schnell ab. "Ich muss euch daran erinnern," begann Pestage, "... dass ihr noch eine Rede vorbereiten müsst. Großadmiral Il-Raz machte mich darauf aufmerksam." Darth Vesperum grummelte erneut, da er diese verdammte Rede fast vergessen hatte aber ja, er war dazu verpflichtet worden und zu Gunsten der Propaganda seines Imperiums musste er wohl eine Rede ausarbeiten. Er würde sich gleich an diese Sache setzen, sobald die übliche Bürokratie abgeschlossen war. "Was ist mit Direktor Krennic?" - fragte Vesperum, der schnell auf ein anderes Thema wechseln wollte. "Direktor Krennic soll mir die Verzögerung im Projekt erklären," wollte der Herrscher nun wissen, da er vor wenigen Augenblicken auf seinem Terminal jene Verzögerung bemerkt hatte. "Ich werde ihm eine Nachricht übermitteln und euch seine Antwort mitteilen, Imperator." Pestage nickte tief, schloss dabei hingebungsvoll die Augen und bereitete sich innerlich bereits auf das Gespräch mit Direktor Krennic vor. Krennic galt als schwierig aber brauchbar. Pestage wollte ihn erneut an seinen Platz im imperialen System erinnern und wollte die Anfrage vom Thron nutzen, seine eigene Position zu stärken. Der Imperator nahm dies wortlos zu Kenntnis, während er das nächste Pad abschloss. "Ein Wasser," befahl Darth Vesperum, der bereits spürte, wie ihm der Hals austrocknete, durch den gefühlten bürokratischen Staub, der von Pestage ausging. Pestage selbst rief schlicht in den Korridor: "Seine Majestät wünscht ein Wasser." Wenige Momente später wankte eine schick bekleidete Dienerin herein, auf einem Tablett eine Karaffe mit Wasser und einem Glas haltend. Pestage deutete auf den Tisch, wo die Dienerin die Karaffe und das Glas abstellte. Danach entfernte sich die Dienerin mit einer tiefen Verbeugung vor dem Imperator. Pestage, seiner Aufgabe als Vorkoster gerecht werdend, schenkte sich mich der freien Hand ein Glas ein, trankt einen winzigen Schluck, fast gurgelnd, bevor er das Glas im Zug leerte. Er wartete einen Augenblick, bevor mit einem Tuch, welches er stets bei sich trug, das Glas abwischte und desinfizierte. Dieses Tuch war versiegelt in einer Plastiktüte gewesen und nun stank es ein wenig nach Ethanol Im Raum. Schließlich schenkte er seinem Imperator ein weiteres Glas ein, welches er ihm dezent zu schob. Vesperum griff teilnahmslos nach dem Glas, da ihm dieses Prozedere bereits bekannt war, dass Pestage stets jedwede Speise oder Getränk vorkosten musste, sofern er in der Nähe war. Vesperum trank einen Schluck Wasser, während Pestage das desinfizierende Tuch achtlos auf den Boden fallen ließ, wo es sofort von einem Mini-Reinigungsdroiden aufgesammelt wurde. "Gut, die Steuern bleiben stabil, bis auf die Tributausfälle aus Atrisia. Die Verluste aus aufständischen Welten sind ausgeglichen," meinte Vesperum als er ein Pad über den aktuellen Fiskalbericht las. "Sehr gut," nickte der Imperator ab, so dass Pestage auch dieses Pad wieder entgegen nahm. Der Großwesir sortierte eifrig die Pads auf seinen Armen, damit sie wieder in alter Reihenfolge dort lagen, wie er sie geliefert hatte. Die Bürokratie im Imperium war gut und in gewisser weise hart. Sie kannte keine Gnade. "Direktorin Isard soll sich bald bei mir einfinden," befahl der Imperator, der sich selbst aus der Karaffe mit einer uneleganten Bewegung, fast mechanisch, einschenkte und dann noch etwas aus dem Glas trank. Das Wasser tat ihm gut. Pestage nahm das nächste Pad entgegen. "Jawohl, eure Majestät," antwortete der hohe Beamte, bevor Vesperum das letzte Pad vom Stapel nehmen konnte. " Sehr gut, der Festungserlass greift und Denon ist bereits im Ausbau," teilte der Imperator halblaut mit und zeichnete dann auch dieses Pad ab, um es seinem Handlanger Pestage zu geben. Dieser nun wieder bestückt mit seinem Stapel an Bürokratie, blickte vielsagend zu seinem Herrscher: "Vielen Dank! Habt ihr noch einen Wunsch, Majestät?" Darth Vesperum überlegte kurz, während er das Glas aufnahm, um es in seinen Händen zu halten. "Das Abendessen und danach einen Kriegsbericht durch Großadmiral Grant oder einen anderen Vertreter des Oberkommandos," wählte der Herrscher seine nächste Anweisung, die Pestage mit einem erneuten und überaus höflichen Nicken zur Kenntniss nahm. "Jawohl, mein Imperator. Es wird geschehen." Pestage verneigte sich, sehr vorsichtig, um die Pads nicht zu verlieren. "Ich kehre dann gleich mit der Menüwahl zurück," erklärte Pestage, der dann entschwunden war. Imperator Vesperum blieb mit seinem Glas Wasser zurück. Er wandte sich mit dem Sessel zum Fenster hin, um hinaus zu blicken. Ein tiefes Seufzen drang aus seinem Angesicht.
15.04.2017, 18:34
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.12.2020, 22:46 von CA-5510.)
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In der Tat kehrte Pestage alsbald mit der Menüwahl zurück, betrat durch die bewachte Tür die Kammer und trat mit einem Pad in der Hand zu seiner Majestät. "Eure Majestät," grüßte Pestage unterwürfig mit einer Verbeugung, jedoch ohne Kniefall und begann aus dem Menü zu verlesen, welches er nun auf dem Pad erblicken konnte. "Wir haben Ilrr-Pute auf Gemüse oder exquisites Perdonn-Rind an Reis," wollte Pestage beginne, doch Vesperum, immer noch zum Fenster gewandt hob die Hand. "Ich nehme das Perdonn-Rind," denn ihm war es eigentlich egal, was er aß aber bevorzugte blutiges Fleisch, so dass er das wertvolle Steak wählte. Der Großwesir nickte ab und begann das Menü zu vervollständigen: "Manaanische Tintenfischsuppe wird vom Küchenchef empfohlen als ..." Der Imperator überlegte und kam zu dem Schluss, dass Manaanische Tintenfischsuppe nicht ganz seinem Geschmack entsprach. "Nein, ich esse einen einfachen Salat vorweg. Mit viel Dressing," orderte er die Erweiterung seines Abendessens und Pestage notierte dies auf dem Pad. "Als Nachtisch haben wir eine imperiale Torte zu euren Ehren bereiten lassen." Der Imperator war zufrieden, wandte sich mit seinem Sessel zurück, um seinen Diener anzublicken. Noch immer stand die Karaffe mitsamt Glas auf dem Schreibtisch. "Sehr gut. Zum Essen wünsche ich einen milden Wein aus dem Mittleren Rand," ergänzte der Herrscher sichtlich gelangweilt und Pestage nickte erneut, um auch diese Bestellung nieder zu schreiben. "Die Küche wird sich über eure Wünsche freuen, Majestät." In Wahrheit war es für den Küchenchef und sein Team auch nur eine neue Arbeit und der imperiale Palast hatte jegliche Luxusspeisen auf Vorrat, die man sich nur vorstellen konnte. Nicht nur der Imperator köstigte großzügig, sondern auch viele hohe Beamte und Offiziere im Palast selbst. Die Küche des Palastes galt in der gesamten Galaxis als herausragend, sofern man nicht auf eine der normalen Kantinen und Messen verwiesen wurde, die von schlichten Droiden betreut wurden. Der Imperator lehnte sich zurück, verstaute seine Arme entspannt auf der Lehne, da er für eine Moment einfach nur vergessen wollte, was noch vor ihm lag. Sein Körper schmerzte, während die dunklen Energien seine Adern durchpumpten und die kleinen Zeichen aus schwarzen Blitzen an seinem Hals und Schläfen hinterließen. Immer wieder traten die schwarzen Äderchen hervor in der pergamentartigen Haut aus weißer Asche, die durch einen milchigen Film in Form gehalten wurde. Sein Haut war anders, wesendlich anders, als die eines normalen Menschen. Selbst der ergraute und aschweiße Pestage wirkte neben ihm gesund und lebensfroh. "Mir fehlt Musik," meinte er schließlich und sein Diener Pestage verstand. "Ich werde nach eurem Orchester schauen lassen und es einbestellen," antwortete Pestage, der sich schließlich entfernte, als er bemerkte, dass der Imperator nicht mehr antworten würde. Zudem würde es auch etwas Zeit in Anspruch nehmen, seinen heimlichen Gast in Position zu bringen.
Wie lange hatte er auf diesen Moment gewartet? Auf diesen ruhmreichen Moment, wo Sate Pestage endlich die ihm zustehende Macht haben würden! Er würde dem Imperator endlich diktieren können und es würde nicht mehr nun ihm selbst diktiert. Ein Großwesir der wahren Herrschaft, wie es immer sein sollte. Der Imperator blieb allein zurück, starrte leblos auf die Karaffe mit Wasser. Darth Vesperum war vom Wassern in gewisser weise fasziniert. Es war in seiner Struktur interessant, so anders als der feste Raum um ihn herum. Er konzentrierte sich auf das Wasser, welches bald darauf gefror, wie von fremder Macht dazu befohlen. Das Eis wuchs mit dem Frost, bis die gesamte Karaffe eingefroren war. Eisbelag legte sich auf die Außenhülle der Glaswand, während Vesperum seinen Geist vom Wasser löste. War es das, was er anderen antat? War es das, was er war? Nur ein frostiger Wind in der Zeit, welcher Dinge einfror. Es war dieser Moment der Reue, der ihn wirklich einsam machte. Er saß allein in seinem Machtzentrum, umgeben von Intrigen, Machtspielen und Machthunger. Hier war niemand, der zu ihm hielt, weil er ihn wertschätzte, sondern immer nur mit einem Nutzen oder einer Idee verband. Selbst der getreue Ishin Il-Raz oder Peccati Syn waren auch nur in eine Idee vernarrt, die er verkörpern konnte. Doch niemand interessierte sich für sein wahres Selbst. Er war allein, so furchtbar allein, dass dieser Frost sein einziger Begleiter war. Vesperum gedachte an Saanza, gedachte an Amaranthin und an seine Mutter, all das, was ihm zu entreißen drohte. Die dunkle Seite kannte keine Gnade und doch erbat er sich stets eine Gnade vom Universum, obwohl er gegen jedwedes Gebot des Lebens verstoßen hatte. Der Imperator war einsam mit sich selbst und selbst Sorzus Syn, die unheilige Figur und Schreckensmeisterin seiner Vision, schwieg. Alle schwiegen sie, bis auf die rauschenden Stimmen, das tiefe Brummen, welches niemals schwieg. Ein dunkler Schatten folgte ihm. Stets folgte ihm seine Bosheit. Etwas jagte ihn, etwas wollte ihn niederreißen oder erbauen; nie war ganz klar, was ihn trieb und gleichsam aushungerte. Alles was jetzt war, war diese Kälte. All das Leben, all die Seelen hier auf Coruscant, waren nur stille Feuer um eine schwarze Kerze, die Licht stahl, um selbst brennen zu können. Vesperum stahl ihnen ihre Zukunft in eigener Absicht, doch dabei hoffte er auf das Gute in seiner Selbst. Doch dort war nichts Gutes mehr. Vesperum fand in sich nichts mehr, was ihm ein Schatz sein konnte. Die Schätze lagen stets im Schatten, stets in der Jagd und vor ihm. Niemals in ihm. Seine Realität war längst zerbrochen und mit kümmerlich fragiler Hand eines sterbendes Mannes versuchte er das Enigma, jenes Rätsel des Lebens, zusammen zu setzen, um wieder ein Bild zu finden, welches ihn erinnern konnte, was er einst war. Die dunkle Seite war eine trügerische Falle. Wenn man glaubte, alles erreichen zu können, war dort nichts mehr als man selbst. Kein Leben, keine Liebe und auch keine Zukunft. Es gab nur noch eine Ewigkeit mit sich selbst. Hoffnungslos unterlegen seiner eigenen Macht und den Kräften, die er nicht verstand, wollte er mehr sein; immer mehr sein als ein sterbenden und gebrochener Mann, der sich nach Liebe sehnte. Doch hier gab es keine Liebe, sondern nur kalte berechende Macht. Pestage, schleimig und begierig auf mehr, trat mit einer Dienerschaft auf, die Vesperums Kammerorchester war. Die Musiker in eleganten Roben verschiedener Farben bauten sich im Halbkreis entfernt vom Imperator auf, stellten ihre Klappstühle aus poliertem Aluminium ab und begannen ihre Instrumente aufzunehmen. Pestage selbst trat mit zwei Dienerinnen in feinen Kleidern an Vesperum heran, um ihm den Salat zu reichen, mitsamt etwas Brot, welches eine der Dienerinnen vorsichtig auf dem Tisch abstellte.
Die andere Dienerin stellte zwei Gläser Wein ab, schenkte jeweils ein und verschwand mit der Brotbringenden wieder durch das Portal. Pestage, seines Zeichens auch Vorkoster, trank aus einem der beiden Gläser mit einem genüsslichen Schluck, bevor er mit seiner eigenen Gabel den Salat probierte und schließlich ein Stück Brot abbrach. Es schmeckte ihm. Vesperum wartete teilnahmslos bis das monotone Spektakel vorbei war und deutete dann zum Orchester, damit sie ein willkürliches Stück spielten. Sie kannten seinen Geschmack und wählten stets passende Stück aus ihrem Kanon aus. Pestage selbst verweilte noch einen Moment, bevor er sich wieder entfernte; nachdem er mit einer Handbewegng das Essen freigeben hatte. Vesperum nahm das Silberbesteck auf, um lustlos im Salat herum zu stochern, während der Duft des guten Weines in seine Nase stieg. Das Orchester begann mit angebrachter Laustärke mit einem leidvollen Stück aus der alten Geschichte der Republik. Klassik nannte man es wohl. Vesperum hatte nicht wirklch Hunger, blickte auf die Salatblätter, die in seiner Nähe zu verfaulen schienen oder war es nur das braune Dressing? Der Imperator durchborhte ein knackendes Blatt mit seiner Gabel, um es zu seinem Mund zu führen. Die Musik umspielte seine Ohren und erinnerte ihn etwas Menschlichkeit, die noch irgendwo existierte aber nicht mehr hier. Es war eine Erinnerung an das gefressene Herz seiner eigenen Vergangenheit. Stück um Stück, gelegentlich mit einem Schluck Wein untergraben, aß er sich durch den Salat und brach dazwischen sein Brot allein mit sich selbst. Die Musik spielte weiter, und weiter, bis der nächste Gang aufgetischt wurde. Auch das Fleisch mundete blutig in seinem Mund, wollte zwar schmecken aber Vesperum fand keinen Zugang mehr zu seinem tauben Gefühl. Auch der Wein vermochte das Fleisch nicht wohlschmeckender zu machen. Selbst das spätere Dessert wollte nicht Süße in sein Leben bringen. Alles, was er aß und begann, wollte nicht passen. Man räumte ab, während Pestage erneut auftrat.
Vesperum stoppte die Kapelle mit einer Handbewegung, bevor Pestage zu ihm sprechen konnte. Er wollte ihn verstehen. "Ja?" - fragte der Imperator, der sich mit einem Seidentuch den Mund abtupfte und dieses achtlos auf den letzten Teller mit jenen Tortenkrümmeln fallen ließ. Seine dämonischen Augen erhoben sich und gaben Pestage ein frostiges Gefühl, da sie ihn durchschauen konnten. Der Großwesir musste sein großes Spiel spielen. "Ein Gast ist eingetroffen. Ein Gast, um den Grant und ich gebeten haben und ...," begann er und deutete zum Portal. "Ihr müsst ihn jedoch im Planungsraum empfangen. In der Sicherheitsebene." Der Imperator spürte, dass Pestage etwas verbarg aber der Großwesir verbarg stets etwas. Es war kein Geheimnis, dass jeder Administrator dieses Reiches seine Geheimnisse hatte. Misstraute Vesperum seinem Großwesir? Mit Sicherheit aber es gab derzeit keinen Anlass seine schleimige Art als unnatürlich aufzufassen. "Er erwartet euch dort," formulierte Pestage mit einer tiefen Verbeugung. Darth Vesperum war neugierig und doch ließ ihn seine natürliche Skepsis inne halten. "Wer ist dieser Gast? Ich kann mich nur daran erinnern, Grant verlangt zu haben," erklärte der Imperator nüchtern, während er sich dezent von seinem Sessel erhob.
Die Kammermusiker verweilten regungslos in ihrem Halbkreis, abseits des Schreibtisches. Pestage deutete auf die Musiker: "Lasst uns allein." Die Musiker verschwanden in wenigen Augenblicken, bis nur noch Pestage und sein Imperator zurückblieben. " Ardus. Kaine," sagte Pestage in zwei getrennten Worten. Der Imperator war erstaunt. Sogar überrascht. "Er? Hier?" - fragte der Imperator mit geweiteten Augen. Pestage deutete erneut zur Tür. "Ja, ich persönlich habe eine Übereinkunft in eurem Auftrag ausarbeiten lassen." Pestage lächelte siegesgewiss. Der Imperator schob Pestage mit einer Handgeste zur Seite. "Ich habe euch nur den Auftrag gegeben, politisch gegen Abspalter vorzugehen. Eben, was eine Verwaltung für Möglichkeiten hat, um einen Abspalter wieder zu binden aber ihn einzuladen?" Der Imperator schüttelte den Kopf. "Ihr spielt ein gefährliches Spiel," meinte der Imperator und würde bei Zeiten Isard auf Pestage ansetzen müssen. Sein Freigeist konnte noch eine Gefahr werden. "Dass er tatsächlich gekommen ist...," murmelte der Imperator mehr zu sich als zu Pestage. Es roch nach einer Falle, auch weil Pestage Geist unruhige Impulse ausstrahlte. Dennoch war der Imperator neugierig.
"Wachen!" - rief der Imperator und zwei Rotgardisten traten durch die Tür. "Begleitet mich," befahl er und die beiden Elitebeschützer reihten sich wortlos hinter dem Imperator ein. Pestage verzog leicht das Gesicht aber versuchte diesen Ausdruck zu verbergen. Schließlich machte man sich auf. Bald war der Planungsraum mit seiner großen Kartendarstellung und den verschiedenen Taktikkonsolen erreicht. Vesperum trat durch die große Sicherheitstür, gefolgt von seinen beiden Wachen und Pestage, welcher sich vorsichtig und achtsam an dem Imperator vorbeidrängte. Der Imperator spürte eine neue Präsenz, mehrere neue Präsenzen. Pestage deutete in den Raum, dessen Licht sich mit lauten Klicken aktivierte. "Ich präsentiere Ardus Kaine," triumphierte der Großwesir. Hinter dem Imperator schloss sich die Panzertür und verriegelte sich.
17.04.2017, 01:44
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.12.2020, 03:18 von CA-5510.)
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Ardus Kaine lauerte kalt, berechnend und in allen Fasern seines Körpers bereit, hinter dem großen Kartentisch, welcher deaktiviert war. Sein Plan war mutig, mitunter unnötig tapfer aber er musste dieser Herrschaft von Vesperum ein Ende bereiten. Ein echtes Ende. Nicht, dass er das Imperium unnötig schwächen wollte aber solange Vesperum herrschte, konnte sich das Imperium nicht reformieren, nicht neu sortieren, sondern die Spaltung setzte sich fort. Er hatte inzwischen herausgefunden, dass sein Pentastar Alignment durchsetzt war mit Spionen und Verräterin aus den Reihen dieses selbst ernannten Imperators. Dieser Imperator hatte die Finanzen seines Staates manipulieren lassen, damit sein Reich in eine instabile Lage geriet. Doch war sein Pentastar die letzte Chance für eine imperiale Galaxis, sofern eine reine imperiale Idee überlebte. Vesperum war nicht das Imperium. Auch Vesperum war nur ein Kriegsherr, ein Mörder und Gewaltherrscher, wie jeder andere nach dem Tod des wahren Imperators auch. Sein Anspruch mochte ein anderer sein, mochte größer sein als der eines Zsinj aber auch Vesperum war nur ein Tyrann, der sich unberechtigt Macht angeeignet hatte und noch zum Überdruss seiner Idee von einem Staat geschadet. Kaine, ein Mann, der sich abgespalten hatte, um das Imperium vor Typen und Monstern, wie Grunger und Vesperum zu retten, würde nicht weichen, wenn die Neue Ordnung ein Opfer verlangte. Zudem war er kein Feigling. Er würde alle anderen beweisen, wozu er im Stande war. Pestage und Grant waren zu ihm gekommen, wollten Vesperum kontrollieren, mit seiner Hilfe aber er hatte den Plan geschickt modifiziert; umgewandelt zu seinen Gunsten. Pestage Machthunger, Grants Ambitionen und der allgemein marode Zustand der imperialen Führung, erlaubten es ihm einen Plan in Vorbereitung zu bringen, der ihm nicht nur seinen Staat sichern würde, sondern auch einen großen Einfluss im Kern. Doch hierzu musste Vesperum beseitigt werden. Endgültig. Kaine war nicht dumm, hatte diese Aufgabe durchdacht und wie gefährlich, und auch riskant, sie war. Um diese Aufgabe zu erfüllen, musste er selbst das Kommando vor Ort führen, damit wirklich nichts schief ging. Wirklich nichts dürfte falsch geschehen. Im Notfall musste er selbst improvisieren. Pestage und Grant mussten sich in Sicherheit wiegen, dass er ihren Plan verfolgte und auch deshalb war seine Anwesendheit umso wichtiger. Grant würde beim kleinsten Zeichen von Schwäche umfallen und sich auf die Seite des Siegers stellen, welcher in diesem Fall Vesperum wäre. Immerhin konnte Vesperum auf den Gehemdienst setzen. Kaine hatte nur wenige Stunden bis Isards Mitarbeiter den stillen Umsturz, den er plante, bemerken würden. Pestage, in seinem schleimigen Eifer, hatte ganz nach seinem Wunsch einen neuen verzögerten Wachwechsel inizieren lassen, so dass man bald Zehn Minuten haben würde, um den Plan durchzuführen. Zusätzlich konnte er auf Grant setzen, der Teile der Offiziere und Soldaten durch loyale Anhänger ersetzt hatte.
Kaine hatte also für einen begrenzten Zeitraum vollen Zugriff auf das imperiale Sanctum. Ein Risiko war nur die imperiale Garde, diese verdammten Rotgardisten, die keinem direkten Befehl unterstanden und allein dem Thron dienten. Kaine musste darauf hoffen, dass Vesperum nicht mit mehreren Gardisten anrücken würde. Diese Garde war nicht zu bestechen, umzudrehen oder durch politische Spiele zu beeindrucken. Sie dienten allein ihrem Eid und dieser galt dem Imperator. Also mussten sie schnell beseitigt werden. Im Schatten des diesigen Lichtes standen seine besten Elitekämpfer, ausgewählte Ex-Sturmsoldaten, die sich gegen Vesperum gestellt hatten und Kaine folgten. Sie stammten nicht aus dem Kern, noch nicht einmal aus dem Mittleren Rand, sondern waren Rekrutierte aus dem Outerrim, die einst an Palpatine geglaubt hatten und Vesperums Angriff auf Coruscant hat in ihren Augen das Erbe beschmutzt, welches Palpatine mit seiner neuen Ordnung hinterlassen hatte. Kaine hatte sie in seinen Reihen gefunden, fortgebildet und für seinen Plan mitsamt ihrer Ausrüstung nach Coruscant verbracht. Sie trugen schlichte schwarze Uniformen mit Rangabzeichen, hielten ihre E-11 bereit und im Notfall sogar Detonatoren, um den Imperator garantiert zu töten. Kaine selbst hielt seine Blasterpistole unter dem Tisch versteckt, in beiden Händen, wartend, dass sich das Sicherheitsportal öffnen würde. Das Portal öffnete sich, ihm war bereits durch versteckte Technik mitgeteilt worden, dass Vesperum kam.
Die Tür öffnete sich und der Imperator trat ein. Pestage setzte seine Worte ab, die Kaine wenig wahrnahm. Er stand dem Imperator von Auge zu Auge gegenüber. Das diesige Licht verabschiedete sich im Zuge des helleren Lichtes, welches ansprang und den Raum erhellte. Die Sicherheitstür schloss sich, ganz nach Plan, hinter dem Imperator und seinen Wachen. "Ich habe lange darauf gewartet," sagte Ardus Kaine kalt; ohne jede Regung im Gesicht, als er seine Waffe hochriss und bevor er abdrücken konnte, zogen zwei seiner Soldaten Pestage zur Seite, damit er nicht ins Feuer geriet. Die Rotgardisten erkannten das Attentat, wollten sich für den Imperator werfen, wurden aber durch gezielte Schusssalven der anderen Attentäter niedergestreckt, bevor sie handeln konnten. Vesperum selbst riss seine Hand fast flehend hoch, als Ardus Kaine den Abzug seiner Waffe betätigte und sich ein roter Energieblitz löste, der dem Imperator direkt in die Brust einschlug.
Ein Schuss.
Doch etwas stimmte nicht, da die Kälte, welche den Raum betreten hatte, nicht wich; etwas war unverändert, obwohl der Imperator tonlos mit dem Gesicht vorweg auf den Boden fiel und unter seiner eigenen Robe begraben schien. Er fiel schlicht in seinen möglichen Tod. Nur seine Hand blieb weit von sich gestreckt, verkrampfte sich und verharrte in toter Pose. Rauch stieg von den Gardisten und der vermeintlichen Leiche des Imperators auf. Kaine nahm seine Waffe zurück, sicherte diese, bevor er sie erneut in den Holster führte. "Es ist getan," meinte er und deutete seinen Männern an, die Gardisten bei Seite zu schaffen. Dann trat er selbst zum Imperator, der in seinem Blasterdunst lag, und trat diesen mit dem Fuß um, um sein Gesicht zu sehen, welches eine Totenmaske war. "Hässlich," sagte Kaine und eine Soldatin zog eine Kiste heran, welche mit mehreren Verschlüssen versehen war. "Nehmt den Abdruck," befahl Kaine und die Soldatin öffnete die Kiste, indem sie die vielen kleine Verschlüsse aufklappte. Die schwarze Kiste aus Plastoid beinhaltete einen Droiden, der in eine schwarze Robe, ähnlich die der des Imperators gekleidet war und auch ansonsten einem Menschen nachempfunden war. Nur fehlte dem Droiden ein menschliches Gesicht, so dass noch die üblichen Instrumente zu sehen waren. Die Soldatin kramte in der Kiste und zog eine Art Masse hervor, welche sie Vesperum auf das Gesicht presste, dann nahm sie die graue Substanz zurück, packte sie auf das Gesicht des Droiden, wo es plötzlich laut kochte und brummte. Das Negativ des Gesichtes wandte sich herum und der Droide erhielt das Gesicht von Vesperum. Schnell musste man noch passende Glasaugen einfügen, die man aus einem kleinen Glas fischte, das ebenfalls in der Kiste lag. Ardus Kaine ging während dieses Vorgangs zum Großwesir. "Ihr habt ganze zehn Minuten um mit diesem Ersatz-Imperator ins Amtszimmer zu gelangen. Dort werdet ihr eine Todesliste an die Sturmtruppen senden. Darauf stehen Isard, Syn, Il-Raz und einige weitere Hochrangige, die Vesperum loyal sind. Der Droide wird euch schützen aber er ist kaum in der Lage den Imperator zu imitieren, sondern ist mehr eine laufende Puppe. Ihr werdet euch dann entfernen, sobald diese Liste gesendet ist. Der Droide wird dann eine Zeit lang den Imperator mimen, jedoch werdet ihr dafür sorgen, dass niemand seine Gemächer betritt. Schließlich wird er bei einem Anschlag Tage später getötet," erklärte Ardus Kaine nüchtern seinen Plan und vermied große Worte oder aufschweifende Erklärungen. "Danach werdet ihr als Regent agieren und eine militärische Kommission einsetzen, die aus den Großadmirälen, wichtigen Vertretern der Truppengattungen und mir bestehen wird. Diese Kommission wird dann über die Entwicklung des Imperiums entscheiden," verlangte er weniger nüchtern, da er Pestage dabei mehrfach auf die Brust tippte. "Verstanden?" - vergewisserte sich Kaine. Pestage, immer noch perplex, gar überfahren von dem Vorfall, antwortete nur: "So war das nicht geplant..." Ardus Kaine leistete sich eine menschliche Reaktion und schmunzelte. "Pläne ändern sich. Ich nehme an, dass ihr verstanden habt," donnerte Kaine, während seine Soldaten begannen, den Imperator-Droiden aus der Kiste zu heben. Noch war er nicht aktiviert. Ardus Kaine wollte eine neue Militärjunta etablieren, ohne übermächtigen Imperator, die allein auf militärische Vernunft setzte und nicht blanke Ideologie. Etwas veränderte sich, da die Leiche des Imperators von einem Schimmer umgeben schien und die verkrampfte Hand dezent, kaum sichtbar, die Finger krümmte. Noch war dies unbemerkt, da alle Anwesenden mit ihren Aufgaben beschäftigt waren. Auch Pestage, der verarbeiten musste, dass er erneut hintergangen worden war.
Er starb. Genau hier. Vesperum starb eines kümmerlichen Todes, getrennt von dem, was er suchte. Der dunkle Lord hätte sich aufraffen können, wirklich alle Kräfte freisetzen, die er besaß aber wozu? Wozu in ein krankes Leben zurückfinden, welches kaum mehr als eine Fraktur einer Idee war? Vesperum wollte nicht mehr, nicht weiter machen, da dieser Kraftakt ihm zwar ein neues Leben geben würde, aber gleichsam erneut etwas aus seiner Seele reißen würde. Er kannte die Gesetze des Kosmos, der natürlichen Verbindung von Leben und Tod, schließlich war nichts umsonst in dieser Realität. Doch er wollte nicht einfach so vergehen. Nicht so. Seine Augen suchten die Decke ab, suchten einen Fluchtpunkt; eben einen echten Weg hinaus, doch es gab keinen Weg hinaus. Der kriechende Schmerz des Todes umschlang seinen Körper, der immer lebloser wurde. Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen. Er spürte es nicht mehr und auch keinen Puls in seinen Adern. Seine Sicht verschwamm, wurde unbeständiger und haltloser. Bilder zuckten vorbei, flüchtige Erinnerungen an Erlebtes, kaum zu fassen, bevor sie ins Vergessen fielen. Niemand stand ihm bei, keine Macht oder Gnade ließ sich nieder, um ihn zu führen. Der Imperator starb allein in seinem Albtraum aus gescheiterten Träumen. Hier war nichts mehr zu retten. Mit aller Macht hätte er noch seine Hand ausstrecken können, um die Soldatin zu greifen, sich ihrer Lebenskraft zu bedienen, um noch einmal Rache zu nehmen aber wozu? Sein Imperium hatte ihn verraten, war nicht mehr Werkzeug, sondern Täter. Pestage hatte ihn verraten, Ardus Kaine gerichtet und der Krieg als nutzlos erwiesen. "Mehr Zeit," hauchte seine Stimme tonlos und ohne ein gesprochenes Wort aus seinem geöffneten Mund, dem bereits erste Fäulnis entwich und sich mit dem Rauch seiner Schusswunde verband. Nein, ihm war keine Zeit mehr vergönnt. Seine Rituale waren nicht abgeschlossen, würden ungehört in der Geschichte verschwinden und keinerlei Macht in der Galaxis hinterlassen. Nun lag er hier, bewegungslos in Pein und Schmerz, in seinem Moment des Todes. Die Energien seiner finsteren Macht zerfielen Stück für Stück, rissen durch den schwindenden Willen immer mehr Zellen hinab, die sich beständig auflösten. Vesperum hatte seinen Willen verloren. Noch einmal hätte er auferstehen können, noch einmal mit Gewalt etwas beanspruchen aber tat es nicht. Er ließ sein Ende zu. Doch etwas ängstigte ihn. Es war eine Angst, die er bereits kannte. Es war niemals genug gewesen. Der Tod näherte sich mit jeder Sekunde, die für ihn Ewigkeit war. Kalte Klauen griffen nach ihm, zogen an seinem Geist, wollten ihn hinabreißen in eine Hölle aus vergangenen Taten. Vesperum fürchtete den Tod, denn diesen konnte er nicht kontrollieren. Nun war er in den Fängen der Macht, die gnadenlos auf ihn einwirken würde, bis nichts mehr blieb. Mit Kraft versuchte er noch seine Finger zu bewegen. Mit aller Macht versuchte noch ein Zeichen von sich geben, doch die Kraft verschwand, denn sein Wille war gebrochen. Hätte er mit diesem Verrat rechnen müssen? Hätte er andere Ziele setzen sollen? Vesperum blieb nicht mehr viel, außer in den letzten Sekunden seines Lebens über dieses Ende nachzudenken. Alles war umsonst, jeder Gedanke müßig, da es schlicht endete. Im Ende lag keine Macht, keine Zukunft, sondern schlicht und einfach endete seine Existenz. Sicherlich würde die Galaxis aufatmen, doch das Imperium war nicht besiegt aber es würde weiter zersplittern und das Chaos, welches er noch gelenkt hatte, wachsen und unhaltsam viele Welten heimsuchen. Doch Vesperum war dies nun egal. Sein Imperium hatte ihn enttäuscht.
Diese Realität hatte ihn enttäuscht, doch dabei hätte hier mehr sein können. Darth Vesperum versuchte zu verstehen, doch konnte nicht verstehen, da die Bewegungslosigkeit auch seinen Geist langsam machte. Er war dem Moment ausgeliefert und somit diesem Prozess, der ihm von der Macht gemacht wurde. Ein Urteil lag in weiter Ferne, während die Strafe bereits vollstreckt wurde, denn die kalten Klauen zerfetzten die Realität, die er nicht mehr wahrnahm. Seine Pupillen weiteten sich, wollten den Rest Seele entkommen lassen, doch etwas hielt sie zurück. War die dunkle Seite wirklich der Schlüssel? War dieser Weg sinnvoll? Doch auch dies war nun bedeutungslos. Vesperum wollte diesem Schmerz entkommen, der nicht mehr zu enden schien. Die Klauen rissen inzwischen an seinem Kopf, da sein Gehirn auch durch seine widernatürliche Macht nicht mehr lange standhalten konnte. Nicht mehr lange und sein Körper würde verfallen, in jene Asche, die er anderen angetan hatte. Die dunkle Seite gierte nach ihrer Beute, die andere ebenfalls zur Beute gemacht hatte. Die Bestie, der Dämon und das Monster starben in seltsamer Tragik, denn Vesperum verlor alles, was er sich erträumt hatte. Die Augen wurden schwer, während die Energien über seinen Körper wanderten und einen blauen Schimmer abgaben, der dezent ins Schwarze umschlug. Wie sehr wünschte er sich Saanza hier, oder Amaranthine oder seine Mutter, um ihm beizustehen, doch niemand kam. Niemand erschien und auch kein Elysium offenbarte sich. Vesperum war verstoßen von allen, verdammt in eine Hölle der Einsamkeit. Er wartete, wollte warten, dass wirklich jemand Gnade zeigte und die Macht vielleicht doch ein Licht bereit hielt, doch es gab kein Licht für ihn. Nicht mehr. Schließlich schlossen sich die Augenlider in eleganter Schleichbewegung und die Finsternis umschloss seinen Geist, während sich sein Körper in dieser Realität in Asche auflöschte und im Zug der Klimaanlage verwehte. Ardus Kaine und Pestage blickten erstaunt zu diesem Anblick und waren recht angewidert, da sie befürchteten diese trockene Asche einzuatmen, die einem Strudel gleich davon getragen wurde.
Darth Vesperum hatte in dieser Realität die Augen zugeschlagen aber in einer anderen geöffnet.
Nach einem Blinzler, einem kurzen Augenblick, fand er sich im selben Raum wieder. Doch hier war kein Pestage, kein Ardus Kaine oder seine Putschisten, sondern nur Großadmiral Octavian Grant neben den Rotgardisten des Thrones stehend, der sich vor einer großen holographischen Kartendarstellung der Galaxis befand und etwas erklärte. Ein lautes Dröhnen schien ihn zu überschatten, welches monoton hämmernd die Ohren des Imperators lähmte. Der Imperator verstand den Großadmiral nicht, der mit einer Art Zeigestock auf verschiedene strategische Punkte deutete. Octavian Grant sprach für den Imperator tonlos. Er bewegte seinen Mund aber keine Worte kamen heraus. Das Dröhnen wurde leiser, zog der Realität nach, bis es schließlich verschwand und die Stimme von Grant zurückkehrte mit einem abgebrochenen Halbsatz: "... Denon wird dann gehalten. Haben Sie Fragen, eure Majestät?" Darth Vesperum war überfordert. Was war gerade hier passiert? Schnell huschten seine Augen suchend umher. Sie wollten eine Antwort und diese Realität prüfen, ob sie Bestand hatte. Es gab keine Zeichen einer Illusion, oder Falschheit, das sie die üblichen Muster der Überlagerung zeigte, die er kannte. Etwas war geschehen, was außerhalb seiner eigenen Erfassung lag. Octavian Grant blickte den Imperator wartend an, wollte nachfragen, ob etwas mit seinem Imperator nicht stimmte aber wagte es nicht, sondern verweilte lieber wortlos den Zeigestock auf Denon gerichtet. Dem dunklen Lord war gerade etwas geschenkt worden; oder er war erneut verflucht worden oder sein bekannter Fluch zeigte neue Höllen auf, die noch kommen würden. Vesperum begriff verschiedene Realitäten, verschiedene Dimensionen aber hätte nie gedacht, dass dies möglich wäre oder besser dies selbst erleben zu können. Es gab noch so viel mehr zu entdecken. So viel mehr in dieser Unendlichkeit, das selbst seiner geöffneten Wahrnehmung zu groß war. Sein im Wahnsinn geschulter Geist konnte es erdulden, dieses Nichts aber haderte mit anderen Realitäten, die seinen Willen anders beeinträchtigten.
Er war gestorben. Irgendwo, irgendwann und irgendwie. Es war passiert. Das wusste Vesperum. Er war dort und er war diese Person gewesen. Es war Wirklichkeit und doch war sie hier und jetzt wieder bedeutungslos. War es ein Bruch in der Zeitlinie? War es ein Paradoxon oder ein neue Machtebene? War dies göttlich oder doch nur seine wachsende Machtlosigkeit gegenüber den Mächten, die er geweckt hatte? Dieses Erlebnis ließ ihn bekümmert zurück. All die Gedanken des Todes, so real und wirksam, waren noch hier. Es passte nicht mehr. Das Bild passte nicht mehr. Er war tot aber lebte. Vesperum lebte. Die wartenden Augen von Grant verrieten ihm, dass es an der Zeit war, in dieser Realität anzukommen, damit die Imperialen keinen Verdacht gegen ihn hegten oder Wahnsinn vermuteten. "Ja, eine wunderbare Ausführung, Großadmiral. Ich habe keine Fragen," flüchtete sich der Imperator aus der Besprechung. Es war eine Lüge. Natürlich hatte er Fragen, da ihm die ganze Besprechung fehlte. Und er hatte auch Fragen über diesen Vorfall aber war sich sicher, dass nur Sorzus Syn ihm hierzu antworten liefern konnte. Was hatte sie ihm angetan? Dieses erste Ritual hatte etwas aufgebrochen, etwas zerstört, was zwischen den Welten lag; zwischen den Realitäten und brach nun über Vesperum herein, der damit nicht umgehen konnte aber umgehen musste. "Ich möchte, dass Sie Blitzer Harrsk zu einer Audienz einbestellen," befahl der Herrscher, der schnellstens Verbündete um sich scharen wollte. Er brauchte loyale Seelen oder zumindest loyale Anhänger, die ihm folgten. Nach diesem erlebten Verrat war die Paranoia hier. Pestage musste geprüft werden, durch Isard gesichert werden und Ardus Kaine musste ebenso an eine Kette gelegt werden, denn diese Realität dürfte sich hier nicht wiederholen. Noch war er nicht bereit für seinen eigenen Tod. Erst wenn alles in seiner bestimmten Fügung war, konnte er als dieser Mensch sterben und etwas anderes werden. Octavian Grant räusperte sich, nickte angewidert ab aber konnte sich keine offene Meinung erlauben. Noch nicht. Schließlich sagte der erfahrene Militär: "Jawohl, Imperator. Ist dieser Lagebericht damit beendet?" Er wollte sich versichern, wirklich gehen zu können und der frostigen Präsenz des Imperators zu entgehen. Auch ärgerte er sich über die Hofierung von Harrsk, der in seinen Augen eine Kriegsbestie war. "Ja, Großadmiral," antwortete Vesperum, der eine Handgeste zeigte, um Grant zu entlassen. Octavian Grant verneigte sich elegant, um dann durch das Sicherheitsportal abzutreten. Die Holokarte war weiterhin aktiviert. Der Imperator blieb mit seinen beiden Gardisten allein zurück, blickte zu Boden und auf seine Hände, die er neurotisch betrachtete. Er war lebendig. Wirklich lebendig.
Schnell öffnete und schloss er seine Augen, um zu prüfen, ob diese Realität möglich war und ob sie Bestand hatte. Ja, sie hatte Bestand. Erleichtert atmete der panische Sith aus, der versuchte nicht in dieser Angst zu verharren, die in seinem Nacken saß und dem Tod gefolgt war. Ihm fiel diese Melodie ein, die er zuvor gehört hatte. Er verglich sie mit der Melodie seiner geliebten Spieluhr. Beide Melodien hatten Ähnlichkeiten und auch Unterschiede. Jedoch war etwas in diesen Musikstücken, was er nicht verstand und auch eine Macht, die größer war als das, was er bisher erreicht hatte. Er würde meditieren müssen, nachdenken und diese Erfahrung ergründen, wenn Sorzus Syn nicht bald erneut erscheinen würde. In letzter Zeit erschien sie seltener und die erleichternden Momente in ihrer Weisheit verdunkelten sich. Der Imperator stützte sich auf den Rand des Kartentisches, der immer noch jenes Hologramm der Galaxis warf. Der dunkle Herrscher blickte auf die Karte und verweilte so für ein paar Atemzüge. Dies war seine Galaxis, vorerst. Noch konnte er frei agieren und würde es auch tun, da dieses Ereignis noch nicht eingetreten war. Er würde nun handeln und diese Realität besser gestalten als diejenige, die er erlebt hatte. Später war Zeit für Antworten, jetzt war die Zeit für das imperiale Geschäft. Hektisch wandte er sich vom Tisch ab, der sich schließlich deaktivierte als der Imperator im Geleit seiner Wache den Raum verlassen hatte. Mit festen Schritten durchbrach er die Stille der Korridore in Richtung des kleinen Thronsaales, der Raum für Privataudienzen und fand dort die Geheimdienstchefin Ysanne Isard auf der Lehne seines Thrones sitzend vor. Wie gewünscht war sie hier, um mit ihm zu sprechen. Der Imperator war erleichtert sie vorzufinden, obwohl man Geheimdienstlern immer mit Vorsicht begegnen sollte. Darth Vesperum deutete seinen Wachen an, am Eingang zu warten und trat weiter auf seine alte Wegbegleiterin zu.
03.05.2017, 19:21
(Dieser Beitrag wurde zuletzt bearbeitet: 23.12.2020, 03:27 von CA-5510.)
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[[Ein Gemeinschaftsprojekt von Imperator Vesperum und der Macht hinter Ysanne Isard in Skype.]]
Darth Vesperum wartete noch zwei Atemzüge, um sich selbst zu sammeln. Die gesamte Erfahrung, sein erlebten Tod und die brüchige Realitätswahrnehmumg, schafften seine mentalen Kräfte, die nur noch durch seinen verbohrten Willen im Fokus gehalten wurden. Da war sie. Isard, seine wohl engste Vertraute und Beraterin. Ohne sie war keine Herrschaft möglich, so dachte er und wollte es ihr erneut beweisen, dass er auf sie baute, wenn auch mit dem gesunden Misstrauen eines Herrschers. Er trat auf sie zu und grüßte sie mit einem grüßenden Nicken als Geste. "Direktorin, alte Freundin, Beraterin," zählte er ihre Titel und ihren Status auf, den sie für ihn hatte.
Die rote Frau wartete halb auf der Armlehne von Vesperums Thron sitzend, während die dunkel umhüllte Gestalt näher in ihre Richtung kam.
„Freunde informiert man, bevor man abreist“, entgegnete Ysanne Isard spielerisch in einem enttäuschten Tonfall, aber mit einer Stimme ohne jeden realen Vorwurf, sondern mit einem kaum unterdrückten Schmunzeln im Gesicht. Und doch schien ein Teil ihrer Körperspannung unterschwellig zu verraten, dass sie es tatsächlich irgendwie missbilligte, darüber im Unklaren gelassen zu werden – vermutlich nicht zuletzt nach dem monatelangen Verschwinden auf Korriban. Auch damals hatte er sie nicht eingeweiht. Doch als die beiden nur noch wenige Meter trennten, verlagerte die Frau ihr Gewicht wieder gänzlich auf beide Beine.
„Majestät.“
Ihr Kopf und Rücken neigte sich respektvoll hinab, während sie den halb versperrten Weg auf den Thron zu seinen Gunsten räumte und ihm das Herrschaftssymbol widerstandslos freimachte. Doch ihrem scharfen Blick war nicht entgangen, dass auch bei Vesperum etwas anders war als sonst – ein Stück weit weniger fokussiert, beinah abgelenkt. Beobachten war ihr täglich Brot. Seine Ablenkung war nichts Herrschaftliches, es hatte… fast eine persönliche Note.
„Seid Ihr in Ordnung?“, fragte sie dann offen heraus, mit gehobener Augenbraue und leicht gerunzelter Stirn.
Hätte er sie informieren sollen? Hätte er es wirklich sollen? Seine Macht war absolut und doch war auf Partner, wie Ysanne Isard, angewiesen. Nach der letzten Erfahrung wurde seine Selbstherrlichkeit brüchig. Nein, es war nicht mehr haltbar, seine eigenen Interessen so willkürlich durchzusetzen und seine einzigen Verbündeten zu verprellen. Durch ihre Entgegnung war ihm erneut bewusst geworden, wie brüchig seine Herrschaft werden konnte, wenn er weiterhin seine Werkzeuge mit Missachtung betrachtete. Er brauchte sie, auch wenn er das Imperium gerne anders erleben würde aber er brauchte fähige Diener und Ysanne Isard war nicht nur Dienerin, sondern auch Thronmacherin. Sie erlaubte ihm seine Herrschaft und ohne ihre Unterstützung hätte er nur seine Sturmtruppen. Zwar eine Machtbasis aber nicht ausreichend für ein Reich dieser galaktischen Größe. Vesperum wurde schlagartig klar, dass er seiner Direktorin unrecht getan hatte. Wenn sich seine Erfahrung nicht wiederholen sollte, musste er auf seine Eitelkeit im Umgang mit Macht verzichten, sondern Macht wieder als Handwerk begreifen. Sie erforderte Opfer, wie jedes politische Geschäft. Vesperum musste Isard ein sicheres Gefühl geben und so entschied er sich zu einer Aussage, die er nie außerhalb eines geheimen Gespräches aussprechen konnte. "Ihr habt Recht," entschuldigte er sich. Es war eine schnell gesprochene aber beständig durch eine Handgeste untermalte Entschuldigung eines Herrschers gegenüber einem Teil seiner Machtbasis. Vesperum knickte nicht ein aber zeigte deutlich, dass Isard nahezu gleichberechtigt war. Es musste sein. In einer Herrschaft war kein Platz für Eitelkeit, wenn sie funktionieren sollte. Und eitel im Umgang mit weltlicher Macht war Vesperum nie gewesen. Wenn er Isard hofieren musste, würde er es tun, um sein Imperium zu erhalten, welches er so dringend brauchte. Sein Imperium war der Schlüssel zu Transzendenz. Die Direktorin räumte sein Machtsymbol. Eine Geste ihres Vertrauens. Wieder machten die beiden einen stillen Vertrag. Sie akzeptierte erneut seinen Titel und Anspruch, was Vesperum dankbar zu Kenntnis nahm und ihr gleichsam respektvoll ein Nicken schenkte. Ein Nicken des Respekts und des Verständnisses. Vesperum setzte sich jedoch nicht auf den Thron, da ihm die Gesprächsatmosphäre, zweier stehender Machtträger besser gefiel. Er wollte ihr in die Augen schauen, aufrecht vor ihr stehen und sich nicht allein auf ein Symbol verlassen. Am Ende war der Thron auch nur ein Sitzobjekt, welches einem keine Macht gab, sondern nur darstellte. "Ich habe viele Sorgen und Nöte," erklärte der Imperator auf ihre Frage. Ihm war klar, dass sie einen scharfen Blick hatte und sie ihr Geschäft verstand. Anders als er, musste sie sich auf rationale Beobachtung verlassen. "Wir haben viele Dinge zu tun, in zu wenig Zeit. Dieser Krieg," baute er seine Erklärung als Antwort aus. Ihm war klar, dass Isard seine Erfahrung nicht verstehen konnte.
Es war selten, dass die Direktorin des Geheimdienstes so etwas wie Überraschung noch verspürte oder gar zeigte, doch jetzt mochte einer diese seltenen Momente sein. Er stimmte ihrer neckigen, wenn auch im Kern durchaus ernst gemeinten Äußerung also vorbehaltlos zu? Das war durchaus erstaunlich. Und mochte Dinge weitaus erleichtern, wenn sie nicht bei jeder seiner Abflüge damit rechnen musste, dass er erneut für mehrere Monate verschwand. Auch dass er sich nicht setzte und somit keine Herrschaftspose ihr gegenüber einnahm, entging ihr nicht. Zufrieden quittierte sie das Ganze mit einem anerkennenden Nicken. Nicht mehr, nicht weniger.
„Verstehe“, entgegnete sie knapp und verzichtete somit auf weitere Nachfragen. Es war unnötig, Hilfe anzubieten, von der er ohnehin wusste, sie würde sie leisten, wenn er sie ersuchte. Und wenn er sie nicht ersuchte, gab es hierfür zweifellos Gründe. Sie ließ das Schweigen einen Augenblick lang wirken, um dies zu verdeutlichen – dann seufzte sie aber dennoch knapp, um ihren nachfolgenden Punkt einzuleiten, der für ihn durchaus nicht angenehm war.
„Ich fürchte, ich muss diesen Sorgen noch eine weitere hinzufügen. Eure Verbündeten sind womöglich nicht so kontrollierbar wie erwartet. Eure Dienerin Maledice attackierte mich an Bord ihres Schiffes, als ich eine Verschwörung ihrerseits aufdeckte. Sie verbarg dort eine Jedi vor Euch, die sie auf Firrerre aufgelesen hatte. Wir können nur spekulieren, was sie genau vorhatte.“
Die Frau machte ein paar Schritte quer zum Thron, auf und ab, räusperte sich dann in der Aussicht, erneut etwas Unangenehmes zu verkünden.
„Unglücklicherweise konnte sie sich aber mithilfe der Jedi unserem Zugriff entziehen“, log sie dann aber im identischen Tonfall und ohne mit der Wimper zu zocken.
„Wir haben aber bereits eine Spur finden können. Wenn Ihr erlaubt, würde ich mich der Sache gerne selbst annehmen. Es ist… persönlich.“
Das widersprach eigentlich dem Abkommen zwischen den beiden, sich nicht in die jeweiligen Bereiche des anderen einzumischen – vermutlich bat sie nur deshalb vorher formal um Erlaubnis anstelle es einfach selbst zu erledigen.
Verrat. Es war dieses Wort, was in ihm die gleiche Furcht auslöste, die er vor einer Stunde selbst erlebt hatte. Dort war es wieder dieses Gefühl in seiner Brust, denn der Schmerz war wieder da. Der Blasterschuss brannte noch immer in seinem Fleisch. Er wurde verraten. Es bestätigte sich seine Befürchtung, dass sein Imperium nicht derartig sicher war, wie er gehofft hatte. Er lauschte seiner Direktorin aufmerksam. Sehr aufmerksam, denn er wollte jedes Wortes aufnehmen. Warum hatte Maledice ihm dies angetan? Er hatte ihr alles gegeben, einen Titel und Macht. Nun verstieß sie ihn aus unbekannten Gründen. Doch dabei wollte er ihnen allen doch ein neues Universum geben. Seine Sinne verrannten sich in dieses Gefühl, als die Wut in seine Augen stieg und die böse Unschuld vertrieb, die in seinem dämonischem Blick gelegen hatte. Der Zorn ließ seine Bersteinaugen glimmen, während sich die Äderchen in den Augäpfeln stärker rot färbten. Er musste Isard glauben, denn ihm war bereits ein merkwürdiges Gefühl in den Sinn gekommen, als er an Maledice gedacht hatte. War es das, wovor ihn Sorzus Syn warnen wollte? War es das, was ihn verfolgte? Nein, nicht nur das. Überall lag Verrat gegen ihn, der die Galaxis nur besser machen wollte. Regungslos verharrte der Imperator. Keine Mimik mehr, wie erfroren wirkte seine Präsenz. Es dauerte einen Moment bis die Worte durch Zorn gestärkt über seine Lippen brachen: "Nicht nur, dass sie mich verraten hat. Nicht nur unser Imperium, Direktorin, sondern sie wagt es auch noch eine enge Freundin anzugreifen," versuchte er sich diplomatisch auszudrücken, um nicht den Anschein eines blinden Zorn zu erwecken aber die Emotion entflammte und er konnte sich nicht mehr zurückhalten. Seine Entscheidung stand fest. Verrat dürfte nicht existieren. "Tötet Maledice, der ich jeden Schutz entziehe, qualvoll und tut der Jedi jedwede Grausamkeit an, die euch beliebt. Beide sind Feinde des Imperiums und verdienen alle Grausamkeit," erhob sich dann seine Stimme, die besonders das Wort - qualvoll - besonders betonte. Das Angesicht des Imperators löste sich, während die Froststarre blieb und sich nur beide Hände zu Fäusten formten, um den Zorn im Körper Raum zu geben. "Ihr habt freie Hand," schloss er ab und zischte dann böse einen gemurmelten Sithfluch.
Das Eisherz blieb, was es war. Eiskalt. Gewalt und Grausamkeit nur um ihrer selbst willen waren nicht unbedingt ihr Metier – beides war wichtig und geradezu entscheidend, sollten Botschaften gesendet oder Exempel statuiert werden. Doch im Falle von MCh-Fällen, die ohnehin im Untergrund und unerkannt sterben würden, war aus ihrer Sicht für besondere Grausamkeit kein Platz. Es galt nur, beide als Kontrahenten auszuschalten. Schnell und effektiv, mit möglichst geringen Risiken. Wenngleich sie deren ganz persönlichen Zweck beider nicht vergessen hatte. Doch im Anschluss würde es im Ergebnis genau so passieren, wie sie es wünschte. Dass der Imperator sie machen ließ und sich gar nicht in diese Angelegenheit einmischen wollte, obwohl es ihm schwer fiel, die Fassung zu bewahren, ließ die Direktorin unterschwellig lächeln – ein passender Glücksfall und umso mehr Beweis, dass er ihr vertraute, zumindest so weit, wie es gerade notwendig schien. Ein Fehler. Isard würde sich selbst niemals trauen. Nicht in dieser Position, nicht bei dieser Person. Aber vermutlich war auch ihm das mehr als bewusst und was er hier tat, was mehr Etikette als Wahrheit. Sie ignorierte seine unverständlichen murmelnden Worte.
„Ich danke Euch für Euer Vertrauen“, sagte sie stattdessen mit einer angedeuteten Verneigung, die nicht viel mehr als ein etwas tieferes Kopfnicken war. Im Prinzip war das sogar durchaus ehrlich – wenn sie es schon nicht verdiente. Denn es vereinfachte die Dinge enorm und sie musste nicht riskieren, die Information, die sie haben wollte, aus Zeitgründen auszulassen und sofortige Terminierung beider Personen befehlen. Hätte der Imperator den Verrat seiner Dienerin selbst vergelten wollen, wäre ihr keine Wahl geblieben, als dies umgehend zu veranlassen, um ihre Spuren zu verwischen. Umso ironischer, dass er explizit darauf Bezug nahm, dass Nigidus‘ Angriff auf Isard ihn besonders ärgerte. Entweder vertraute er der Direktorin also tatsächlich relativ blind oder er versuchte, sie sehr geschickt um den Finger wickeln zu wollen. Isard entschied, mit beiden Alternativen derzeit äußerst gut leben zu können. Dennoch schweifte ihr Blick schließlich etwas in Richtung Boden ab
„Hoffentlich kann ich nächstes Mal bessere Nachrichten überbringen.“
Ihre Stimme war ein Brummen, nicht direkt frustriert, aber durchaus eingedenk des Umstands, dass es in letzter Zeit wenige wirklich positive Entwicklungen aus imperialer Sicht gegeben hatte. Vielleicht also mit einem Stück Bitterkeit. Die Dinge funktionierten nicht mehr so, wie sie es früher taten. Nicht nur für den Imperator, auch für sie. Wenngleich es ihn offenbar persönlich mehr aufwühlte als sie.
„Ich lasse Euch besser allein.“, fuhr sie dann fort. Sicherlich war der Verrat einer seiner wenigen Getreuen für ihn auch ein größerer Tiefschlag als für Isard. Und in solchen Fällen war es besser, sich zurückzuziehen und nicht in der Nähe jener zu sein, welche zu emotionalen Ausbrüchen neigten – es war schon unter Palpatine und Vader so gewesen. Sie wusste, wann sie zu gehen hatte. Wann große Männer ihre Ruhe benötigten, ungestört sein mussten. Männer mit Macht sahen es nicht gerne, wenn jemand ihnen im Augenblick der Schwäche ins Angesicht blickte. Vielleicht war Vesperum anders, schwer zu beurteilen, doch Isard gedachte nicht, es zu riskieren und sich seinem Missfallen auszusetzen. Und im Übrigen galt es, dafür zu sorgen, dass seine Order auch befriedigt wurde. Noch ein Scheitern im Falle Nigidus würde ein schlechtes Licht auf sie werfen. Doch die Direktorin hatte nicht vor, es dazu kommen zu lassen. Langsam schritt die Frau den gelblich von unten beleuchteten Korridor ab, fort vom Herrschaftssymbol und fort vom Herrschenden. Ein Scheitern war nach dieser Lüge keine Option mehr.
Mit einem Handwink seiner imperialen Macht ließ er seine Direktorin ziehen. Ja, er musste allein sein. Wirklich allein, um seine Gedanken zu sortieren. Er spürte, dass etwas nicht stimmte. Etwas passte nicht mehr. Ein Gefühl durchfuhr seinen Körper. Er brauchte Zeit.
Die Gedanken in wiederholendem Geschrei, immer wieder röhrend, brechend und ohne Ziel, ließen sein Herz beben. Immer wieder versuchte er diesen Stimmen zu entkommen, wollte fliehen vor dem, was er war und doch konnte er nicht entkommen. Der salzige Speichel rann in seiner Kehle herab. Er leckte sich über die eingerissenen Lippen, die aus kleinen Wunden mit Blut benetzt waren. Die Welt schien ihn hinab zu reißen; alles griff nach ihm, wankte unter seinen Füßen, dass er kaum gerade aus gehen konnte. Vesperum fiel. Immer wieder hielt ihn nur sein Wille aufrecht. Aus dem Boden schienen sich Hände zu formen, die nach ihm griffen. Hände drückten gegen das Material des Bodens, wollten seine Beine packen, um ihn jene Hölle zu werfen, die er so sehr verdiente und in einer kleinen Ecke seines Verstandes auch reumütig erwartete. Der Sith realisierte, dass er ertrank und nicht mehr atmen konnte. Torkelnd im Wahn seiner Sünden, mit jenen Gedanken an seine Taten in seinem aschweißen Schädel, versuchte er sein Heil zu finden, indem er weiter seinen Weg durch den Korridor suchte. Doch Vesperum stürzte. Er fiel auf seine Knie, während die dunkle Seite, alles umflutete, hinfort riss, was ihn einst ausgemacht hatte. Der dunkle Lord fiel im Ozean der Macht, die er wollte. Der Herzschlag geriet in Panik, die seinen ganzen Körper erfasste. Der geschundene Leib in schwarzer Robe sank erschöpft auf den Boden, wo er ausgestreckt lag. Seine krallenartigen Hände gruben sich in den Stein des Bodens, zogen den Sith vorwärts. Immer weiter vorwärts. Der Schaden an der Macht war angerichtet. Seine Strafe kündigte sich an. Er hatte Angst, spürte diese einsame Furcht, die alles verdammte, was möglich gewesen war. Mit jedem Griff seiner Hände zog er sich weiter über den Boden. Immer weiter in Richtung seines Quartiers. Der Mann keuchte, atmete schwer, während die Mächte, die er beschworen hatte, sein Leben vernahmen und zerrissen.
Er wollte diese Macht und bekam sie. Doch war diese Macht zu groß für ihn, der durch sie auf den Boden gedrückt wurde und seinen Taten nicht entkommen konnte. Vesperum musste rennen, doch konnte er nur kriechen. Die äußeren Mächte der Dunkelheit wandelten bereits in ihm, mit magischer Macht zeigten sie ihm das, was er war: ein Monster aus Nacht und Dunkelheit. Darth Vesperum wollte mehr, und doch war dort etwas, was ihn hinderte. Sorzus Syn beobachtete dieses Bild achtsam, zeigte sich nicht aber der gelehrsame Schüler wusste, dass sie anwesend war. Die abermilliarden Stimmen in seinem Schädel hämmerten gegen seinen Willen an. Die Stimmen sprachen von Dingen und zeigten Bilder, die geschehen würden, geschehen waren oder vielleicht niemals geschehen würden. Sie übernahmen die Sprache der Sprachlosen. Sie übernahmen jene Macht, die Vesperum wollte. Sie sprachen für das, was er einst war: ein Lebewesen. Doch nun blieb ihm nur der kriechende Zustand zwischen Leben und Tod; ein untotes Etwas, was mit reinem Willen nicht sterben konnte. Sein Wille hielt sich erniedrigend am Leben fest, welches längst zu einer bösen Existenz verkommen war. Die dunkle Seite gierte in ihm, manifestierte sich in seinem Angesicht und drängte ihn weiter. Es war diese verbissene Rage, die ihn nicht losließ. Wieder gruben sich die Krallen in den Boden, um den Leib weiter zu ziehen, bis er sich wieder aufraffen konnte. Aufraffen musste. Die verteufelten Hände, die ihn hielten brachen, wie Aschesäulen im Wind, ein. Vesperum wollte aufstehen. Sich endlich erheben und dennoch blieb er kurz vor seinem Gemach liegen, spürte die Kälte des Bodens und atmete hektisch. Kleinere Nebel schienen über die Wände zu kriechen, betteten in eine dunkle Aura aus Schatten, die ihn vor dem Licht bewahrte aber auch einnahm. Die dunkle Seite hatte ihn übernommen, verstümmelt und ihm wahre Einsamkeit vermacht. Es war dieses Vermächtnis, welches ihn beschwerte. Der Sith schloss seine Augen, suchte jene Dunkelheit, die ihm Erlösung versprach und fand für diesen Atemzug jene Macht wieder, die ihn fliegen ließ. Von unsichtbarer Magie erhoben, stand der dunkle Meister urplötzlich auf und stand wieder mit beiden Beinen auf dem Boden, der noch immer zu beben schien. Doch Vesperum hatte vorerst wieder Stand. Er stand wieder. "Syn, wir haben keine Zeit," sagte er und betrachtete seine Hände, die durch die schwarzen Äderchen marmorartig geziert waren.
Jeden verrückten und verwirrten Gedanken, den er hatte, in seiner Bosheit, wollte nicht weichen. Die Gedanken kreisten in einem Strudel aus Wahn und Wirklichkeit, verwandelten sich in Geräusche; in wilde Ideen, die nicht gekommen waren, um zu bleiben, sondern um zu gehen. Ein ständiger Zufluss aus Bosheit, gefordert von Hoffnungslosigkeit und eigenem Bedauern, erörterte in einem dumpfen Dröhnen jene Mächte, denen er gebieten konnte. Mächte, die sich aus der Asche und dem Staub des Krieges nährten, niemals satt waren und immer gefrässig lauerten. Die dunkle Seite war ein versprochenes Land, welches stets betreten werden konnte aber niemals bereist. Vesperum irrte über die weiten Felder des Wahns, fand irrige Kreaturen und einen einsamen Schmerz, welcher in seiner Kälte wuchs. Etwas war erwacht, was geschlafen hatte und nun lautstark seinen Platz bestimmte. Die okkulten Mächte verdarben nicht nur sein Leben, sondern auch seinen Tod, der sich auf eine Ewigkeit verzog; wo andere im Gedanken starben, etwas würde sie aufnehmen, starb er in Dunkelheit. Einsam, verkümmert und würdelos würde alles, was er erhalten würde, ein Fehler sein. Ein sich stetig wiederholender Abschied von dem, was er sein wollte und von dem, was er war. Vesperum wollte Macht. Er erhielt Macht. Doch sie machte ihn nicht frei, sondern kettete ihn an jenen Wahn, der tief in der dunklen Seite selbst wohnte.
Seine Augen bluteten. Dicke Tropfen des Lebenssaftes quälten sich aus seinen Augenwinkeln, während sie sich zu schweren Tränen formten und Farbe auf seinen Wangen hinterließen, die sonst aschgrau verfielen. Der Schmerz vernebelte mit dem Gefühl der unglaublichen Magie, die auf ihn gewartet hatte. Sein Körper war durchströmt, durchwoben und durchsetzt von Kraft. Diese widernatürlichen Mächte zerschlugen des Band des Lebens in dem einstigen Menschen, so dass in seinem Gesicht längst die Fäulnis stand. Kein sterbliches Wesen konnte wirklich verstehen, was er sah und er selbst verstand es nicht mal annähernd. Die dunkle Seite forderte ein. Sie nahm sich jenen Preis, den niemand zahlen konnte.
Vesperum betrachtete sich im polierten Marmor der dicken Wände seines Palastes. Sein Gesicht spiegelte sich verschwommen, nicht klar fassbar und unruhig. Seine Augen bluteten, das wusste er und dies spürte er aber war es real? War es wirklich real? In gewisser Hinsicht war diese Frage noch wichtig aber bei genauer Betrachtung, war diese Frage unwichtig für eine Person, die Welten und das Nichts erblickt hatte. Er kannte seinen Tod, der leer war. So leer, dass jeder sterbliche Standpunkt wunderbar war. Selbst diese blutige Existenz gab ihm Beständigkeit in einer Macht, die niemals beständig war und alles umfasste, was jemals geboren und gestorben war. Mit einer kräftigen Bewegung wischte er mit beiden Händen über seine Augen, um dieses taube Gefühl zu vertreiben, doch das Blut wischte in sie, tief hinein und ließ keinen Anblick mehr zurück. Vesperum nahm seine Hände zurück, ließ herabfallen, bis sie angebunden an seine Arme schlicht verweilten. Er realisierte, dass er seine Augen nicht brauchte, obwohl sie noch funktionierten. Was er gesehen hatte, lag außerhalb des natürlich Sichtbaren. Plötzlich zeigten sich Lichtblitze, Wahrnehmungen aus der Macht. Gesichter, Ereignisse und Darstellungen von Situationen formten sich kunstvoll in der dunklen Vision, die seinen Verstand umfasste, gierig nach seinem Verstand griff und offenbarte, was möglich war. Es waren Möglichkeiten verschiedener Zeitlinien, bereits geschehen, am geschehen oder niemals im Geschehen. Rauschen, ein Ozean rauschte, ein Meer rief nach ihm, vertrieb die Bilder und hinterließ ein frostiges Gefühl in seinem kränklichen Körper, der an zwar in der Macht bebte, abstrahlte, wie eine schwarze Sonne, aber nicht mehr lebte, sondern unnatürlich durch reinen Willen zusammengehalten wurde, verlachte alle seine Wünsche nach Ewigkeit. Eine siechende Ewigkeit erwartete ihn.
Darth Vesperum wusste dies. Seine Zeit war begrenzt. Seine Entscheidungen waren begrenzt. Die dunkle Seite forderte ein und er musste bezahlen. Aufrichtig seinen Lohn entrichten, um erneut wandern zu können. Durch diese Welten der Galaxis zu wanken, wie toter Gott eines schrumpfenden Universums. Pein war ein Gift und Geschenk. Der dunkle Lord war süchtig. Sie erinnerte ihn an etwas, was er einst war. Der dunkle Herrscher mit all seiner Macht suchte sein Heil. Schnellen Schrittes, eiligst, suchte er jene Therme auf, ein großes Becken gefüllt mit reinem Wasser, angewärmt aber nicht warm genug, um sich hinein zu werfen. Die Dienstbeschaffenen, alle Diener, die sich versammelt hatten, um ihrem Gebieter im Badeprozess zu dienen, verweilten in Abstand, als Vesperum durch das Portal trat, um die Luft dieses Ortes zu inhalieren. Andere Gedanken zu finden, eine Düfte als Fäulnis wahrzunehmen, und sie waren hier. Das Becken lag vor ihm. Zwei Dienerinnen näherten sich still von der Seite, als er seine Arme ausbreitete, um seine Robe zu entkleiden. Die blutigen Augenwinkel, die roten Schlieren auf seinen Wangen, wurden erblickt aber vertan. Der Dienerschaft stand ein Urteil nicht zu, denn Verrat wurde mit dem Tode bestraft. Hier war jene imperiale Macht verletztlich aber auch mächtig. Alle seine Wünsche weltlicher Natur waren hier erfüllbar und durchsetzbar, da er der Imperator war. Ein Imperium diente ihm. Noch diente es ihm. Schließlich tappste der mächtige Herrscher mit seinem verfallen und zernarbten Selbst zu den Stufen, die ins Wasserbecken hinab führten. Das Wasser begann seinen Körper zu umhüllen und widerwillig jenes Blut aufzunehmen, welches über seinen Hals ins Wasser geriet. Das Wasser verfärbte sich mit dem Blut aus seinen Augen, welche er fest ins Wasser drückte, als er tief genug im Becken war. Der dunkle Lord wollte die Blutung ersticken. Erst der Druck zum Atmen riss seinen Kopf hinauf. Vesperum nahm auf einem der Sitzsteine im Becken platz, während sich eine Dienerin näherte.
Die Dienerin wischte mit einem Reinigungsöl über seinen Rücken, trug dabei aber Handschuhe aus einem speziellen Stoff, damit ihre Berührung sanft war. "Genug," sagte der Imperator und machte eine wütende Geste mit seiner Hand. Er brauchte diese Reinigung nicht. Denn er war um das Blut aus seinem Angesicht zu waschen. Vesperum war nicht Sidious, der sich hier für Stunden vergnügte. Die Dienerin in Angst und Panik wich mehrere Schritte zurück. Seine starrend dämonischen Augen suchten etwas, blickten über die Wasseroberfläche hinweg in den Raum. Die Dienerschaft tauschte die Robe aus, verbrachte das alte Stück aus dem Raum. Die beiden Bekleidungsdienerinnen verweilten auf Abstand und erhoben erhaben jene schwarzen Stoffe als Darbietung. Der Körper des dunklen Lords war ein Käfig. Ein widernatürlicher Standort für Macht, die grenzenlos schien. Er spürte es deutlich. Das Blut im Wasser zog seine Spuren. Es konzentrierte sich um Vesperum. Der Mann konnte es nicht vertreiben. Doch seine Augen tränten nicht mehr im Blute seiner finsteren Mächte. Sein natürlicher Blick reinigte sich und fand wieder ein Fundament, einen starken Anker, in der Welt der nicht erwachten Träumer. Das Wasser wollte ihn meiden, doch war durch seine Natur gebunden, an die Regeln der Physik. Es verlor an Temperatur. "Getränk. Yuma-Saft," forderte der Herrscher ein und eine fleißige Dienerin brachte dem Imperator einen verzierten Becher mit dem wertvollen Saft aus den teuren Früchten. Vesperum trank genüsslich, während er den Becher festhielt.
Jemand kündigte sich an. Und Vesperum sah sich nicht den Zwang, diese Person, außerhalb des Sanctums zu empfangen. Immerhin war sie vertraut genug mit seiner Person und ihren eigenen Aufgaben.
Sie war froh gewesen, endlich Byss verlassen zu können. Es war ein Planet, dem sie nur zu gerne den Rücken zukehrte und die verzehrende Leere hinter sich ließ. Der Druck, welcher auf einem anfing zu lasten, kaum hatte man die Atmosphäre des Planeten erreicht. Der dumpfe Nebel aus Pein und Qual, der einen umgab und versuchte sich in Seele und Bewusstsein zu fressen. Der Schleier der Verderbnis, die Dunkle Macht, die einem nur die Wahl ließ sich ihr völlig zu ergeben oder dem Wahnsinn zu verfallen. Aber sie hatte nicht vor sich völlig der Dunklen Macht hinzugeben, so war das nicht der Weg, den sie für sich gewählt hatte. Es war nicht die Richtung, in die sie vorhatte zu gehen. Nein, sie hatte sich für einen anderen Weg entschieden. Doch fürs Erste würde ihr Weg sie zurück nach Coruscant führen. Einem Planeten, der mit Sicherheit eine willkommene Abwechslung zu Byss darstellte, wenn auch es kein Planet war auf dem sie sich gerne aufhielt. Sicherlich herrschte auf den oberen Ebenen ein durchaus positives Gefühl. Emotionen wie Freude, Zufriedenheit und Ruhe. Auf den unteren Ebenen jedoch tobte ein Sturm aus Wut, Hass und dem Wunsch nach Rache. Negative Energien, die alles Leben verzehrte, wenn man sich ihnen hingab. Ja, die unteren Ebenen waren gefährlich, aber wohl nicht minder gefährlich als die Ebene, auf welcher sie sich bewegte.
Die Anwesenheit auf Coruscant stellte sie stets auf eine ganz besondere Probe und setzte sie einer, durchaus selbstgewählten, Belastung aus. Nur wenige auserwählte Personen auf Coruscant wussten, wie sie wirklich aussah, während alle Anderen irgendjemand zu sehen bekamen. Einen Jemand, an den sie sich zwar erinnern konnten, der aber dennoch vollkommen beliebig war. Dies so zu handhaben war ihre eigene Entscheidung gewesen, so sah sie selbst doch mehr Vorteile darin, als Nachteile, sofern es überhaupt Nachteile gab. Wobei, es gab einen Nachteil. Diese Farce aufrecht zu erhalten kostete sie jedes Mal eine gewisse Konzentration und das ohne, dass sie auf Kosten von anderen Dingen ging. Aber sie sah es stets als eine besondere Form von Training. Je öfter sie es so handhabte, desto besser wurde sie darin und das konnte nur zu ihrem Vorteil sein und den Aufgaben, mit der man sie betraute.
Sie ging ruhigen, aber dennoch zügigen Schrittes durch die Gänge des imperialen Palastes. Ihr Gang war aufrecht und ihr Gesicht spiegelte keinerlei Emotionen wieder. Sie wusste, was man sich gegenseitig hinter vorgehaltener Hand über sie erzählte und wo jeder andere Wut verspürt hätte, weil einem selbst Unrecht getan wurde, so entlockte es ihr nicht einmal ein müdes Lächeln. Sollte doch jeder glauben was er glauben wollte und sollte doch jeder in ihr sehen, was er sehen wollte. Es kümmerte sie nicht. Wie sie so vieles in diesem Leben nicht mehr kümmerte. Nashira verlangsamte ihre Schritte, als sie am Ende die Türe zum inneren Sanctum erblickte und die imperialen Gardisten, welche sich rechts und links im Gang positioniert hatten. Den Blick auf die Türe gerichtet und die Gardisten keines Blickes würdigend ging Nashira auf die Türe zu und blieb nur zwei Schritte davor stehen. „Eure Lordschaft erwartet mich“, sprach sie mit gesenkter und doch ausdrucksstarker Stimme. Einem Tonfall, der keine Widerworte akzeptieren würde.
Lügen infizierte Poesie durchfloss seinen irrigen Verstand, wo die Sonne seiner Vernunft längst in der Nacht eines Todes versank. Flüstern im Wind, Kratzen an den Wänden und Geräusche rumorten durch seine Wahrnehmung, die ebenso ihre eigene Poesie war. Die Welten lagen ihm zu Füßen und doch waren dort nur Lügen. Lügen, die mit Magie zur Wahrheit gemacht waren. Vesperum belog nicht nur sich selbst, sondern war auch für andere stets ein Lügner. Der dunkle Lord senkte sein Haupt vor, da die Entspannung dieses Wasserbeckens widernatürlich seinen Körper verformte, in eine gebückt und gekrümmte Haltung. Doch seine dämonischen Augen waren weiter fest ausgerichtet, starrend auf die Umgebung, fast suchend auf einen Punkt fixiert. Widerwertig war jenes Gefühl, welches sie vergaben. Giftig durchschlug sein Blick diese Welt, und errichtete eine Monarchie der falschen Macht.
Die beiden Gardisten traten zur Seite, während sich das Portal wuchtig öffnete. Altertümlich wirkte es, obwohl es aus modernen Materialien gefertigt war. Scheinbar mochten die Sith diese brachiale Architektur. Ein Oberdiener trat in seiner schwarzen Robe mitsamt feiner Kapuze vor Nashira. Er verbeugte sich höflich. "Seine Majestät badet. Ihr könntet im Vorbereich der Therme warten, Mylady," schlug der Diener protokollarisch höflich vor. Er ging nicht davon aus, dass diese Frau den nackten Imperator betrachten wollte, der seiner Würde beraubt, in einem Wasserbecken lag. Mit einer ausladenden Bewegung deutete er den Korridor entlang, um die werte dunkle Lady an ihren Warteort zu bringen. Dort würde sie elegante Bänke vorfinden, einen großen Brunnen und diverse edel verkleidete Schränke mit diversen Cremes, Tinkturen und Duftölen, die Vesperum als Erleichterung von seiner sterbenden Hülle dienen sollten. Auch war dieser Bereich mit feinstem Marmor in Schwarz ausgeschlagen. Der Oberdiener ging dezent gebückt, um sich nicht über den protokollarischen Gast zu erheben. Überall fanden sich hier rote Gardisten, die stillschweigend, wie Statuen, vor den großen Säulen ihre Wache hielten. Gelegentlich patroullierten Zweier-Teams an Gardisten über die weitläufigen Flurteppich, an den großen Panzerfenstern vorbei, die den Himmel über Coruscant zeigten.
Vesperum war durch eine Dienerin, welche herangetreten war, sanft informiert, indem sie ihrem Herren ins Ohr flüsterte. Der dunkle Herrscher, der getrieben von falschen Mächten und unnatürlichen Wundern, erhob sich aus dem Becken, um über die schöne Treppe aus dem Wasser zu steigen. Im Gehen legten ihm zwei Dienerinnen vorsichtig jenen schwarzen Mantel an, der seine Blöße vorerst verbarg. Sie schlossen den Mantel über eine einfache Kordel aus Seide und stellten die Sandalen bereit, in die der Imperator gleichgültig stieg, um durch das weite Portal seines Badebereiches in den Vorbereich zu treten. Der Mantel zog kein Wasser, sondern verteilte es in seinem Stoff, da er dafür geschaffen worden war. Ein Bademantel. Der dunkle Lord spürte bereits die Anwesendheit von Nashira und war sich nicht zu fein oder zu eitel, um sich nicht derartig sterblich zu zeigen. Auch er badete und brauchte keine imposanten Roben, um Macht darzustellen. Er besaß sie auch ohne Symbole. Die dunkle Seite folgte ihm und er gebot über jene Flüche, die Welten verbrannten und zu Asche machten. "Nashira," grüßte der Imperator freundlich aber neigte nicht sein Haupt oder eine sonstige Regung. Sein Gesicht war kalt und noch immer tropfte Wasser von seinen nassen Haaren auf den Boden herab. Es schien sogar von seinem Körper zu verdampfen.
Zeitlos war der Atemzug, den Vesperum tat. Gefangen in sich selbst, war dieser Moment, so endlos, wie das Universum selbst und doch fand der Gedanke sein Ende, in der traurigen Gewissheit, dass selbst ein Gott sterben würde, wenn der Glauben versiegen würde. Ein Schatten war ohne Licht verloren und ein selbstverklärter Messias war ohne Aufgabe, ohne zu errettende Seelen, bedeutungslos. Diese Bedeutungslosigkeit, die schreckliche Erkenntnis einer Person, die die Macht eines Gottes zu finden glaubte; glaubte davon gekostet zu haben, fürchtete den in seinen eigenen Ketten siechenden Geist des Monstrums, welches keine irdischen Grenzen zu kennen glaubte. Doch eine übernatürliche Grenze zog sich durch das Jetzt, durch diesen Moment und offenbarte, dass der Verstand des Mannes, der sich anschickte, allen Dingen eine neue Form zu geben, längst verdammt war. Seine Ewigkeit war Qual, gleichsam Hölle und finstere Offenbarung einer anderen Welt, die weit über das hinausging, was er hier greifen konnte. Die Ewigkeit umschloss die Kehle des Mannes, der seinen Atemzug verlor, in einen Hauch des Todes, der ihm stets folgte. Es wurde kalt, so unsäglich kalt, dass Vesperum kaum glauben konnte, dass der Tod Leibhaftigkeit besaß. Doch der Tod war leider nicht das Ende, sondern viel mehr für diesen Verdammten eine endlose Abfolge des Sterbens. Gefangen und machtlos gegenüber seiner eigenen Macht, die einen tonlosen Gesang bestimmte, der alles verdarb, was er erreichen konnte und doch war dieser stete Sieg dort, immer wieder gezeigt, dass es möglich war aber nicht für ihn. Eine Melodie des pulsierendes Blutes, welches gegen die widernatürliche Stille ankämpfte, die Zeit beleben wollte, damit sie wieder verrann und ein Gott wieder bei Regeln gebunden war. Vesperum fürchtete diesen Ort, diese Welt, die wie aus einer ewigen Saat geboren war, die er selbst gesetzt hatte. Schlagartig wurde ihm klar, dass auch er nur ein Gefangener seiner Handlungen war und die Abfolge sich stets wiederholte. Alles wiederholte sich. "Lass es enden," forderte sein wortloser geöffneter Mund flehend. Doch es gab kein Ende. Niemals gab es ein Ende für das, was er geworden war. Schatten lagen immer dort, wo Licht war. Wo Leid war, war er. Wie viele vor ihm, dem Fluch erlegen, die Galaxis wirklich verändern zu können. Seine Hybris war der Glauben, dass ein Wille ausreichte, um eine Göttlichkeit zu stürzen. Doch nur ein Mensch war er, doch seine Rolle spielte; und dies immer wieder. Vesperum war hier und wollte sich des Momentes entledigen, bis die Zeit sich durch Willenskraft wieder erweckte. Seine kalten und toten Augen blickte zu Nashira, die in die Totenwelt des Vesperums eintrat. Er keuchte kaum hörbar aber die Leiche, die am Leben hing, lächelte, als das Leben zurückkehrte; vergessen machte, was noch sein könnte. Vesperum fand sich in seinem Augenblick wieder, wieder im Jetzt und die Ewigkeit wartete, ihm einst die Hölle zu bereiten.
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