#11
Das Gespräch mit Moff Corno ging eine Weile seinen zu erwartenden Lauf und Cassio beantwortete die Fragen des Mannes, soweit ihm dies möglich war und gleichsam angebracht schien. Sorgen über die militärische Lage waren zweifelsohne angebracht. Dennoch galt es, niemanden in Panik verfallen zu lassen. Zahlreiche Opportunisten warteten nur auf ein solches Zeichen der Schwäche, um ihre Einflussgebiete weiter in der Galaxis auszubreiten. Das reichte von Kaine über Grunger, Zsinj und Teradoc. Um nur ein paar zu nennen. Sobald das Imperium wirklich zu wanken begann, würden diese Kräfte massiven Zulauf erlangen. Nicht zuletzt deswegen konnte das Imperium es sich nur schwerlich erlauben, die Annihilator oder die Whelm zur Sicherung von durch die Republik bedrohten Systemen einzusetzen. Und die dafür vielleicht theoretisch zur Verfügung stehende Intimidator war ärgerlicherweise nun im Koornacht-Sternhaufen Opfer eines Sabotagesakts geworden. Die Reparatur würde seine Zeit andauern. Zeit war jedoch ein Luxus, den das Imperium im Moment eher nicht besaß. Cassio betrachtete die Flottenmarschbefehle aus der Tiefkernreserve vor sich. Neue Schiffe aus der strategischen Reserve mussten an die angeschlagene Südfront verlegt werden. Was für ein Aufwand es bereits war festzustellen, welche Schiffe verlegungsfähig, versorgt und aufmunitioniert waren, damit sie auch voll einsatzbereit an der Front waren, war ein blanker Horror. Oder zumindest wäre er das vielleicht für andere gewesen. Cassio störte die Bürokratie hinter dem Apparat dagegen in keinster Weise. Irgendwann schließlich verabschiedete sich der Moff von Cassio, als jener der Ansicht war, ausreichend informiert worden zu sein, und verließ das Büro zeitnah wieder. So machte sich der Stabschef erneut an seine ursprüngliche Arbeit, jedoch nur für knappe zwanzig Minuten, ehe es erneut an seiner Tür klopfte und daraufhin seine Assistentin eintrat.
„Sir, es gab soeben eine Anfrage aus dem Imperialen Palast“, begann Tasha, während sie sich ein paar Schritte vor dem Tisch aufstellte und die Arme angestrengt hinter dem Rücken übereinander verschränkte. „Man erwünscht Ihre Anwesenheit für eine Unterredung mit künftiger Majestät Pestage. Die Anwesenheit wird – und ich zitiere – unverzüglich erbeten.“
Sichtlich gelangweilt von dieser Information rollte Cassio kurz mit den Augen und stieß einen frustrierten Seufzer aus. „Auch das noch.“
Er wiegelte mit der Hand, in der der Stift ruhte, ab, schüttelte dabei mehrfach den Kopf. Eigentlich hatte er Wichtigeres zu tun als bei Sate Pestage vorstellig zu werden. Die Republik wartete schließlich nicht, bis sie sich vorbereitet hatten. Es gab mehr als genug zu tun, doch ausschlagen konnte er diese Aufforderung zweifellos nicht. Lästige Verpflichtungen, aber unvermeidbar. Die Vorstellung, dass nun wieder Sate Pestage die Herrschaft über das Imperium übernahm, war keine, die Cassio allzu sehr behagte. Ihm mangelte es wohl nicht an Kompetenz, aber an Charisma. Und das war in solch hervorgehobener Stellung ein wichtiges Gut. Doch das Fehlen dessen änderte letztlich nichts an dem Befehlscharakter der Mitteilung.
„Nun gut. Lassen Sie ausrichten, dass ich in dreißig Standardminuten eintreffen werde.“
„Jawohl, Sir.“
Die Frau nickte knapp und für einen Augenblick schien es so, als würde sie sich zum Gehen bereitmachen. Doch wider Erwarten verharrte sie doch an Ort und Stelle, senkte kurz den Kopf, als sie für wenige Sekunden nachdachte.
„Sir? Haben Sie noch einen Moment?“, fragte sie schließlich nach dem kurzen Moment der Ruhe. Der Vizeadmiral hob daraufhin nur für einen schnellen Wimpernschlag den Blick an und betrachtete, wie sie immer noch an seinem Tisch stand, bis er sich vordergründig wieder dem Flimsiplast zuwandte.
„Ja, Leutnant, was gibt es noch?“
„Ich habe gehört, dass die Ärzte Admiral Vaashs Zustand in Besserung sehen. Und er liegt ja hier in der Nähe im Lazarett.“
„Ist mir bekannt“, entgegnete Cassio knapp in die kurze Pause Tashas, während er sorgfältig Buchstaben für Buchstaben auf das Flimsiplast setzte. Letztlich implizierte er mit der Knappheit seiner Aussage, dass sie zum Punkt kommen sollte.
„Nun, ich dachte mir, jemand sollte dem Herrn Admiral einen Besuch abstatten. Sozusagen als kleines Zeichen der Wertschätzung auch aus dem Oberkommando, für den Dienst über Eriadu.“
Cassio war nicht direkt überrascht, denn Tasha und Admiral Vaash kannten einander und er wusste um die Sympathie, die sie für den alten Offizier hegte. Letztlich zuckte er aber lediglich kurz mit den Schultern, ohne dabei aufzusehen. „Dann tun Sie das. Ich kann Sie für den Rest des Tages entbehren.“
Etwas ratlos strich sich der Leutnant als Reaktion mit einer Hand über den Nacken, wobei die hochgesteckten, dunklen Haare der Frau unter der Bewegung wippten. Unruhig wog sie einen Moment lang ihr Gleichgewicht von einem Bein auf das andere. Als sie keine Anstalten machte zu gehen oder anderweitig zu reagieren, hob Cassio seine Augen nach oben an, ohne den Kopf der Bewegung nachfolgen zu lassen. Der Leutnant kaute einen Augenblick an ihrer Unterlippe und schien zu überlegen, wie sie etwas formulieren sollte. Das wiederum erregte das Missfallen des Stabschefs. Militär bedeutete Klartext. Geschliffene Formulierungen bedeuteten Politik.
„Und weiter…?“, fragte er mit hörbar strapazierter Geduld, während seine braunen Augen ohne besonderes Interesse ihre Statur musterten, und setzte sie damit bewusst dem Druck einer rascheren Antwort aus.
„Vielleicht wäre das Zeichen etwas mehr wert, wenn jemand Wichtigeres daran teilnimmt.“
Für einen Moment stockte Cassios Stift in der Hand, als sie das sagte, doch nur ein paar Sekunden. Anschließend breitete sich erneut eine unangenehme Stille aus, als sorge ein Vakuum dafür, dass sämtliche Geräusche in diesem Moment brachlagen, um nicht einmal das elektronische Surren der Computer zu übertragen. Auch wenn es sich letztlich um vielleicht drei oder vier Atemzüge handelte, schienen sich diese doch endlos hinzuziehen, zumal es nicht den Anschein hatte, als würde der Stabschef den Vorschlag in dieser Zeit ernsthaft in Betracht ziehen.
„Sie fragen, obwohl Ihnen bewusst ist, dass Sie damit Ihre und meine Zeit verschwenden, da Sie meine Antwort darauf ohnehin bereits kennen“, stellte er nüchtern fest.
Tasha blinzelte etwas selbstbewusster, dann nickte sie bestätigend. „Korrekt, Sir.“
Schließlich drehte der Vizeadmiral den Stift doch in die Waagrechte, je eine Hand an Stiftkopf und –ende, und lehnte sich fast etwas amüsiert in seinem Stuhl zurück. Hartnäckigkeit war durchaus als eine Art Tugend zu sehen, auch wenn sie im hiesigen Fall keinen Erfolg haben würde. Natürlich konnte und würde er dem Vorschlag nicht nachkommen. Die Geste mochte zwar an sich ratsam sein, insoweit stimmte er ihrem Ansinnen zu. Nichtsdestotrotz würde es zweifellos für wenig hilfreiches Gerede sorgen, wenn der Stabschef nur einen Admiral im Lazarett besuchte, sich aber für die übrigen Soldaten nicht zu kümmern schien. Schon aus diesem Grund erschien es ihm nicht ratsam, hier im Falle von Tiberius Vaash eine Ausnahme zu machen. Auch wenn Cassio die Leistung des Alten innerlich honorierte, konnte er ihn nach seiner Vorstellung nicht anders behandeln als jeden anderen auch. Das mochten andere vielleicht nicht verstehen, doch das war auch gar nicht nötig. Er entließ Tasha schließlich, indem er mit zwei seiner Finger vage in Richtung Tür deutete. Daraufhin verneigte sie sich knapp und verließ Cassios Büro wieder. In Zeiten wie diesen waren zahlreiche Sachzwänge zu beachten – und bereits ein falsches Handeln konnte ein fehlleitendes Signal nach außen senden. Das war nicht immer leicht zu überblicken, doch nur wer das meisterte, würde auf lange Sicht auch an den Schalthebeln sitzen. Und dort auch bleiben.
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#12
Eben erst war Leutnant Tasha Maryll aus dem Lazarett von ihrem Besuch Admiral Vaashs zurückgekehrt. Die Neuigkeit, dass der Admiral bald aus dem Koma erwachen würde, hatte sie sehr gefreut und da das eine weitere neue Entwicklung darstellte, wollte sie den Stabschef direkt über diesen Umstand in Kenntnis setzen. Doch das Stabsbüro hatte sich in der Zeit ihrer Abwesenheit sichtlich geleert. Einige Konsolen der Ordonnanz blinkten bereits aufgeregt und schienen auf Reaktion zu warten. Auch wenn über einigen der Tische noch Licht brannte, befand sich außer ihr niemand hier. Draußen auf den Gängen hatte es zwischen Stabssoldaten der Flotte aufgebrachte Gespräche gegeben. Verschiedentliche Gerüchte machten die Runde. Nicht nur das verriet ihr, dass es etwas merkwürdig war. Sie konnte es nicht direkt zuordnen, was es war, aber ihr Bauchgefühl sprach dafür. Kopfschüttelnd streifte sie den Gedanken für den Moment ab. Tasha glitt aus ihrem gefütterten Militärmantel, faltete ihn einmal grob in der Mitte und legte ihn anschließend etwas provisorisch auf dem Tisch ab. Kurz überprüfte sie den Sitz ihrer Uniform, dann warf sie sich in den Stuhl. Gerade als Tasha ihren Sicherheitscode in den Computer eingab, sprang jedoch die Gleittüre bereits erneut auf. Noch bevor sie überhaupt ihre Augen nach oben anheben konnte, schreckte sie jedoch zusammen, als ein dunkles Objekt gegen den benachbarten Tisch neben der Tür prallte und dann am Boden liegenblieb. Es dauerte ein paar Sekundenbruchteile, ehe sie es als eine Aktentasche identifizieren konnte. Entsprechend dauerte es nicht lange, bis die dazugehörige Person in Form des Vizeadmirals in das Büro stapfte. Nun hatte es schon in der Vergangenheit Momente gegeben, in denen ihr Vorgesetzter nicht immer leicht erträglich war, doch es bedurfte für Tasha keiner intensiven Beobachtung seiner Mimik und Gestik, um festzustellen, dass das hier anders war. Cholerisch war er jedenfalls noch nie gewesen. Der Gesichtsausdruck des Mannes war jetzt jedoch beinahe verzerrt und Ärger hätte sie hier noch als die glimpflichste Bezeichnung dafür empfunden.
„Was machen Sie denn hier?“, knurrte der Vizeadmiral nahezu sofort, als er schließlich bemerkt, dass Tasha ebenfalls anwesend war, allerdings ohne den Blick zu ihr zu suchen. Stattdessen schob er seine Aktentasche mit einem Stiefel aus dem Weg.
„Was ist los?“, fragte sie direkt und beließ seine Frage unbeachtet.
Gespielt amüsiert ließ Cassio ein Schnauben von sich. Tatsächlich schien er für einen Moment zu überlegen, ob er überhaupt darauf reagieren oder sich nicht gleich kommentarlos in sein Büro zurückziehen sollte. Doch als er bereits ein paar Schritte von Tashas Tisch weg gemacht hatte, blieb er wiederum stehen und drehte sich schlussendlich zu ihr herum.
„Kallice wird neuer Stabschef.“
Die Antwort kam mit einer ironischen Kälte, die die Unterhaltung direkt frostiger zu werden lassen schien als sie ohnehin schon vor. Fast so als wäre es geradezu ein allgemein anerkanntes Verbrechen, dass Pestage ihn ersetzt hatte. Überrascht öffnete sich Tashas Mund einen Spalt weit und ihre Augen weiteten sich sichtbar. Doch er schüttelte lediglich den Kopf, ehe er die Hand zur Schirmmütze führte, diese abnahm und unachtsam auf die Tischoberfläche des Nebentisches fallen ließ.
„Dieser Dilettant im Palast hat doch keine Ahnung vom Militär“, fuhr Cassio in deutlich erhöhter Laufstärke fort. „Führungspersonal vor der größten zu erwartenden Offensive aller Zeiten gegen das Imperium auszutauschen ist schlichtweg idiotisch. Das kann er vielleicht seinen Speichelleckern im Palast verkaufen, aber nicht mir.“
Der Vizeadmiral zog seine Handschuhe aus und platzierte sie ähnlich unachtsam und ungeordnet neben seiner Mütze. Dann strich er sich einmal in Scheitelrichtung über sein Haar, was allerdings nur wenig dabei half, seinen Ärger einzudämmen. Während er an Tashas Tisch herantrat, verfolgte sie das Ganze mit gesenktem Blick, allerdings ohne darauf mit Worten zu reagieren. Das schien jedoch keinen Einfluss darauf zu haben, dass die Lautstärke des alten Stabschefs eher zu- denn abnahm und sich hier gerade Frust breitmachte, der sich eine Zeit lang aufgestaut haben musste.
„Wissen Sie, es ist immer wieder dasselbe, wenn sich solche inkompetenten Laien wie er in Sachen einmischen, von denen sie nichts verstehen, aber der Meinung sind, alles besser zu wissen.“
Kurz verschränkte Cassio die Arme vor der Brust, nur um den rechten Unterarm im nächsten Moment wieder aufgebracht und gestikulierend anzuheben.
„Schauen Sie sich doch nur an, was dieser Anfänger aus Eriadu gemacht hat! Das Ganze binnen dieses kurzen Zeitfensters in einen Rettungseinsatz umzuplanen… So ein Irrsinn. Was hat der denn erwartet?“
Nahezu regungslos ließ der Leutnant die Worte auf sich einprasseln. Sie befand, dass es keinen Sinn ergeben würde, ihn jetzt zu unterbrechen – vermutlich würde er darauf entweder gar nicht oder nur noch verärgerter reagieren. Doch als er die Faust ballte und damit einmal so gegen die Tischplatte donnerte, dass ihr Computerbildschirm zu wackeln begann, zuckte sie kurz zusammen.
„Und anstelle selbst Verantwortung zu übernehmen zeigt er jetzt auch noch mit dem Finger auf die Flotte“, sprudelte es ungewohnt aus dem Stabschef heraus, während sich seine Gesichtsfarbe zunehmend seinem Ärger anpasste. „Das ist einfach unerhört. Schon für diese Dreistigkeit sollten wir ihn an die Wand stellen.“
Und plötzlich wurde es doch still. Tasha presste ihre Lippen aufeinander und hob nach diesen Worten doch ihre braunen Augen so an, dass sie den Vizeadmiral mustern konnte. Dieser blickte jedoch lediglich die metallgraue Tischplatte vor ihr an und atmete ein paar Mal gut hörbar ein und aus, während seine Pupillen irgendeinen Fixpunkt auf der Platte zu suchen schienen, den sie jedoch nicht fanden. Er blinzelte einige Male, beinahe so, als glaube er selbst nicht, das gerade gesagt zu haben. Den Imperator an die Wand stellen? Erst als er nach mehreren Sekunden bemerkte, dass sich Tashas Augen zu ihm angehoben hatten, tat er es ihr wieder gleich. Anders als sonst hielt er ihrem forschenden Blick jedoch nicht einmal einen Moment lang Stand, sondern wandte sich schließlich ohne weitere Regung und ohne weiteres Wort um und streifte mit versteinerter Miene nachdenklich an ihrem Tisch vorbei, in sein Büro hinein, dessen Türe sofort hinter ihm zuglitt.
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#13
Die Motoren seines Stuhles surrten melodisch, fast mechanisch um in herum. Der Hover-Rollstuhl tat ihm gute Dienste. Vaash war auf ihn seit seiner Niederlage angewiesen aber war es seine Niederlage? Delvardus war seine Niederlage. Das Versagen, die Kontrolle verloren zu haben. Es war dieser Gedanke, der bohrte. Zudem hatte ihm dieser Verräter noch ein Geschenk zukommen lassen, dass den Alten nicht nur verärgert hatte, sondern mit Hass erfüllte. Es war kein ungerechtfertiger Hass; es war dieser Hass, der aus einer tiefen Enttäuschung wurzelte. Der alte Admiral war nicht nur von Delvardus enttäuscht worden, sondern auch vom imperialen Apparat selbst. Vieles zerfiel. Es wurde spürbar kälter, in allen Belangen. Der Offizier in seinem technologischen Hilfsmittel glitt durch die Eingangshalle des Oberkommandos, vorbei an hunderten Beamten, Soldaten und Offizieren. Mit der Rechten zog er die Decke über seinen Beinen fester an sich, damit diese während der Fahrt nicht davonglitt. Viele wagten es nicht ihn, den Helden und jetzt Gescheiterten, anzublicken. Viele stohlen sich heimlich davon, machten ihm Platz, da keiner die Schande dieses "gefallenen" Mannes ertragen konnten. Manchmal war das Leben grausam und in Kriegen insbesondere seltsam verlogen. Man entsandte Truppen, die kämpften und wenn sie verloren, ließ man sie stehen und tat dies als einfache Handlung oder Funktion ab. Die Niederlage war nicht vorgesehen.

Dabei war der Krieg vorallem eines: eine Niederlage. Man verlor immer, egal, was man tat. Ob man nun, eine Welt gewann oder eine Welt verlor: immer litten und starben Soldaten. Dies war der einfache Fakt des Krieges. Die Geilheit vieler Politiker auf Macht, Reichtum und Stärke erschloss sich den Soldaten nicht mehr, die ihr eigenes Blut schmeckten und als Versehrte ihren Weg suchen mussten. Krieg war verlogen. Noch verlogener gegenüber der eigenen Bevölkerung, die sanglos mit ihren Politikern, wie Pestage und anderen, in den Untergang trudelte. Der Großwesir war nicht sein Imperator. Noch nicht und würde es gefühlt auch nie sein.

Vaash, als Alt-Republikaner diente nur einer Sache, der Sache des Volkes und des Staates. Staatsoberhäupter waren nur Figuren, deren Wert sich an ihrer Regierungszeit bemaß und nicht an ihrem Status. Den Alten kümmerte nur das Bestehen des Staates und nicht der Politiker. Da war er ganz Soldat. In diesem Sinne kümmerte ihn der Untergang des imperialen Volkes. Ihr Leid wurde nie beziffert, nie besungen oder erklärt. Es war einfach da. Immer. Tiberius Vaash war ein Symbol für alles, was das Imperium derzeit war: kaputt. Der Rollstuhl, der sanft über den Boden glitt, den Alten am "funktionieren" hielt, war alles, was noch korrekt zu arbeiten schien. Der zerrüttete Offizier schob den Steuerschalter vor und steuerte sein Vehikel in einen Lift, der ihn zu Acchetias Büro führen sollte. Noch war es sein Büro, für wenige Momente. Was Vaash nicht verstehen konnte, war - warum Menschen etwas erbauten, um es danach zu zerstören. Das ganze Imperium war erbaut worden, als Festung gegen Chaos und Anarchie und nun drohte es selbst zu dem Übel zu werden, das er geschworen hatte zu bekämpfen.

Die Moral verabschiedete sich mit jenem Gedanken, der sich in einem Wort abfassen ließ: Delvardus. Dieser Name hatte ihn gebrochen, und ohne Rache an ihm, würde die versehrte Seele des Krieges nie wieder Frieden finden. Vaash war müde, sein Kopf neigte sich nach Vorne, so dass sein zausiliger Bart seine halb-geöffnete Uniformjacke berührte. Wieder bemühte der Alte seinen Regler und glitt in den Korridor, wo ihm bereits Cassio Acchetia entgegenkam. Merkwürdig. Der Admiral stoppte vor ihm, und blickte auf; ein merkwürdiges Gefühl. Noch wusste Vaash nicht, was Cassio Acchetia widerfahren war. "Zu Ihnen wollte ich," sagte der Großvater aus seinem Rollstuhl und rang sich eine falsche Höflichkeit ab. Ein kümmerliches Bild mochte der Alte abgeben, mit seiner Decke und seinem Hover-Rollstuhl; selbst die alte Garde, die Veteranen, zerfielen mit der Zeit und jedem Kriegstag.
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#14
Eine Zeit lang saß Cassio lediglich alleine auf dem Stuhl in seinem persönlichen Büro, die Ellenbogen auf dem Tisch platziert und die Fingerspitzen beider Hände in der Luft aneinandergelegt. Brütend betrachtete er das Büro, das in den letzten Jahren mehr oder minder zu seinem neuen Zuhause geworden war. Schreibtischarbeit war innerhalb des Imperiums zwar nicht die angesehenste Arbeit im Militär, doch hatte ihn das nie gekümmert. Er hatte viele der selbsternannten Wagemutigen, die meinten, ihn über Ruhm und Ehre ihres Frontdienstes aufklären zu müssen und sich abfällig über den Stabsdienst geäußert hatten, kommen und gehen sehen. Nicht wenige davon hatte er schlussendlich nie wieder gesehen und sie waren irgendwann in einer zumeist belanglosen Schlacht gefallen, weil sie unbedingt ihren Wert beweisen wollten, um weiter nach oben zu gelangen. Er dagegen, Cassio Acchetia war geblieben. Er war die Kontinuität. Daher interessierte ihn solches Geschwätz schon lange nicht mehr. Cassio hatte es nicht nötig, sein Ego mit selbstangepriesenen Heldentaten zu steigern und sich über andere zu erheben, nur um Bestätigung und Lob für ein lächerliches Fünkchen Rest an Selbstbewusstsein zu erlangen, das bereits so verkommen war, dass selbst die von ihnen erwünschten Streicheleinheiten es nicht mehr gesunden lassen könnten, sondern lediglich die eigene Raffgier anspornten. Manche waren im Laufe der Zeit zum Sklaven der Schlacht geworden und übersahen dabei, dass Krieg, insbesondere ein Bürgerkrieg, keinen Selbstzweck besaß. Bürgerkrieg war staatlich legitimiertes Töten von nun einmal ursprünglich imperialen Bürgern. Jeder Rebell war ein gescheiterter Imperialer, der sich von der Idee des gemeinsamen Reichs losgesagt hatte und diesen Staat scheitern lassen wollte. Und einen Bürgerkrieg gewann man nicht durch große Materialschlachten. Denn jeder Tote hinterließ Angehörige, Freunde, die mit seinem Ableben nur zusätzlich angespornt wurden, wie bösartig dieser Staat war. Was keiner zu verstehen schien, war, dass das Militär diesen Krieg lediglich verwalten konnte – einen Krieg, der rein militärisch nicht zu gewinnen gewesen war. Vielleicht wäre das noch vor der Zerstörung des Ersten Todessterns gelungen, als die Rebellion nur ein winziger, bemitleidenswerter Funken war und sich vor allem aus entmachteten Senatoren und Alternativen zusammensetzten, die genauso gut auch gegen jeden anderen Staat rebelliert hätten, nur um zu zeigen, dass sie anders waren. Mit der Zerstörung von Yavin hätte das Imperium die Rebellion wohl auf ewig zum Schweigen gebracht.

Doch das Virus war inzwischen zur Volkskrankheit erwachsen. Mit Yavin hatte es sich überall hin ausgebreitet, man hatte Schwäche gezeigt und sie wurde eiskalt ausgenutzt und ausgeschlachtet von allerlei chaotischen Elementen. Unzufriedene würde es immer geben, ganz gleich, ob das Imperium nun daran Schuld hatte oder nicht. Wenn man bedachte, dass der überwiegende Großteil der Rebellen aus dem vom Imperium ohnehin wenig beachteten Rand kam, konnte man davon ausgehen, dass letztlich nicht das Imperium als solches der Grund für den Aufstand war, sondern die vagen Hoffnungen von ansonsten hoffnungslosen, unbedeutenden Existenzen, die schon in der Zeit der Republik in ähnlich nichtsnutzigem Zustand gewesen wären, waren von den Schmeichlern aus den Reihen des Senats, von den Politikern und Verschwörern innerhalb des Imperiums, die sich um ihre persönliche Macht und ihren Einfluss betrogen sahen, ermutigt worden, sich endlich gegen „das Böse“ zu erheben. Das war bedauerlich, aber letztlich kein grober, konzeptioneller Fehler innerhalb des Imperiums, sondern lediglich ein Versagen einzelner Regionalgouverneure oder planetarer Regierungen. Nun, abgesehen von einigen Ausnahmefällen wie Mon Calamari oder Alderaan, auch wenn hier häufig Ursache und Wirkung vertauscht wurden.

Das war zumindest das, was die Person Cassio Acchetia letztlich über die jüngsten Jahre hinweg gedacht hatte. Und was sie im Grunde auch immer noch für richtig ansah. Doch selbst wenn all das stimmte, selbst wenn jede vernünftige Person in der Galaxis das auch so sehen würde – es änderte doch nichts daran, dass die Lage des Imperiums von Jahr zu Jahr sichtlich und merklich schlimmer wurde. Und wenn man diesen nicht zu verleugnenden Fakt nur einen Gedankenspalt weiter öffnete, musste man zu einer Erkenntnis kommen: Irgendwann würde der Tag kommen, in dem das Imperium nicht mehr in der Lage war, diesen Krieg zu verwalten. Ja, irgendwann würde die Balance so weit kippen, dass sie nicht einmal mehr auf den Rückhalt im Kern und die Stärke ihrer Truppen vertrauen konnten. Was also war der Plan der Führung? Was wollte sie dagegen tun, wenn die Fortführung des Krieges irgendwann zwingend zur Niederlage führte? Gab es überhaupt einen Plan dafür oder ging es hier in diesem Krieg eigentlich nur noch darum, dass Moffs, imperiale Spitze und der eine oder andere Verbrecher ihre Pfründe sichern sollten? Das wäre eine Verachtung der Soldaten des Imperiums, ganz gleich ob kämpfend oder nicht, die mit dieser Situation tagtäglich zu streiten hatten, während andere sich noch an ihren Privilegien ergötzten und der Krieg seit Anbeginn der Zeit eigentlich nur ein sehr weit entferntes Nachrichtenspektakel war, das sich erst jetzt langsam näherte. Nun, bald schon war es mehr als das. Viel mehr.

Es war schwer zu sagen, wie lange Cassio in seinem Büro geblieben war. Minuten, Stunden. Was bedeutete es schon. Irgendwann stapfte er wieder schnellen Schrittes heraus. Das Büro hatte sich seitdem wieder gefüllt und als die Tür in das Flottenoberkommandobüro aufglitt, sprangen die überraschten Stabssoldaten direkt von ihren Plätzen auf und nahmen hastig Haltung an. Doch der entlassene Stabschef würdigte niemanden eines Blickes, nein, er vermied einfach jeden Blickkontakt oder vielleicht realisierte er es gar nicht erst, sondern ging zielgerichtet und kommentarlos zum Ausgang und verließ das Büro direkt wieder in den Gang. Er erntete dabei unbemerkt einige verwirrte Blicke der Männer und heizte die ohnehin schon aufflammenden Gerüchte dadurch wohl nur weiter an. Doch das interessierte ihn letztlich nicht. Er würde keinen dieser Männer wohl wiedersehen. Als Cassio das Büro verlassen hatte, ging er in ungebrochenem Tempo den Gang entlang. Beinahe wäre er, nachdem er seine Umgebung weder sondierte noch irgendein Interesse hatte, dies zu tun, in ein Objekt vor ihm gelaufen, doch ein Flattern in seinen Augenwinkeln veranlasste ihn schließlich, seinen gesenkten Blick zu heben und kurz davor stehen zu bleiben. Dumpf schallte ihm eine Stimme entgegen. Cassio kniff seine Augen zusammen und versuchte, seinen lahmen Blich zu schärfen. Vaash? Admiral Tiberius Vaash?
„Ah. Sie“, entgegnete Cassio schließlich müde, fast apathisch, und wirkte in dem Moment spontan wie mehrere Jahre gealtert. Weder schien ihn sichtlich zu überraschen, dass Vaash plötzlich vor ihm stand, noch zeigte er in die eine oder andere Richtung irgendeine Reaktion darauf. Auch die Lage des Mannes im Repulsorstuhl rang ihm keine Regung ab. Stattdessen wirkte der Ausdruck des Vizeadmirals schlichtweg leer, geradezu monoton. Tatsächlich fühlte sich Cassio in dem Moment so, wie sein Gegenüber aussah.
„Was wollen Sie von mir, Vaash? Ich habe nicht viel Zeit“, fuhr er nuschelnd und an sich wie üblich kurz angebunden fort. War Vaash nicht noch im Koma? Nun, offenbar nicht. Dass der Mann sich aber die Mühe machte und Cassio hier aufsuchte, insbesondere in dieser für ihn sehr frustrierenden und angreifbaren Situation, behagte dem Vizeadmiral nicht. In einer anderen Zeit, in der er nicht gerade von seiner Position entfernt worden war, hätte er womöglich auf den Anblick des Alten anders reagiert und sich womöglich auch bei ihrem ersten Aufeinandertreffen nach der Schlacht Respekt gezollt. Zu plötzlicher Freundlichkeit war der Vizeadmiral aber in dieser Sondersituation gerade nicht in der Lage. Tatsächlich waren Cassios Worte so aber relativ schwer verständlich, ein eher seltener Umstand in Cassios Artikulation und wohl für den einen oder anderen als Indiz anzusehen, dass er im Moment lieber keine Gespräche führen würde, da er sich in einer schlechten Position und Verfassung wähnte. Allein der Umstand, dass ihm ein Mann gegenüberstand, der letztlich auch Cassio diesen Repulsorstuhl verdankte, ließ den Puls des Offiziers innerlich ansteigen, so dass er auch eine merkliche Unruhe ausstrahlte, zum Teil sicherlich wegen seiner Entlassung, zum Anderen aber sicherlich auch, weil ihm Vaashs Erscheinung unangenehm war.
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#15
Standen sie alle allein für sich? Allein, verlassen von dieser Organisation, der sie über Jahre gedient hatten. Die Ewigkeit war haltlos grausam, da sie sich Vaash nun zeigte und ihm klar wurde, im Angesicht des Acchetia, wie verloren sie alle waren. Allein war er, wie Cassio. Allein - befreit von Idealen oder Werten, sondern gefangen an diesem Ort, in dieser Existenz, gefessselt an diesen Hover-Stuhl. Ein Krüppel. Gescheitert an der einfachen Tatsache, zu leben. Vergebens hatte er gekämpft, gelitten und geopfert, auf diesem Altar des Imperiums. Man nannte dies wohl Hingabe aber Vaash würde dies im Nachgang als naive Dummheit bezeichnen. Was hatte ihm dieses Reich zurückgeben? Die Gesellschaft? Nichts. Kein ehrliches Danke. Keine Werte, wie Moral oder Antand, sondern nur Perversionen. Gewalt. Immer mehr Gewalt. Und - das schlimmste- grenzenlose und eintönige Verzweifelung. Er war genau das geworden, was das verschwundene Staatsoberhaupt längst war, verloren.

Cassio war kein gutes Bild vor ihm. Unhöflich, fast gebrochen, rotzte er seine Worte nuschelnd heraus. Tiberius konnte dies verstehen. Auch er, war gebrochen, durch sein Kriegsleiden. Nicht viel Zeit hatte er. Niemand hatte mehr Zeit, im Zusammenbruch, das zu retten, was einem noch etwas wert war. Allein waren sie beide hier. Beide Gefangene ihrer Systeme und Entscheidungen. Dies war die Fatalität des Dasein eines Soldaten; einer Person, die Partei ergriff. Unweigerlich gebunden an die Kette der Ehre. Verdammt, warum waren sie Ehrenmänner und konnte nicht einfach ablassen. Cassio in seiner kalten, beamtischen Mentalität und Vaash in seiner Überzeugung als Offizier und Gentleman. Das war in den Köpfen und verhinderte, dass den beiden erneut Flügel wachsen, mit denen sie aus dieser Lage entfliehen konnten. Ganz geerdet auf dem Boden, der einmal ihr Grab sein würde, suchten sie im Dickicht des Nebels um sie herum, nach Antworten. Fanden aber nichts.

Tiberius Vaash, der Alte, musterte sein Gegenüber genauso brachial, wie ihm entgegnet wurde. Es war nicht viel vermeindliche Höflichkeit mehr anwesend.

"Ja, ich," konterte der Offizier sachlich und versuchte den bissigen Unterton zu vermeiden, der automatisch mit dieser Wortwahl einherkam. Vaash fühlte sich ungemocht, deplatziert und leider auch desillusioniert von dieser Person vor ihm. Das war der ehemalige Stabschef? Ein unhöflicher, gebrochner, eiliger Mann, der seinem Tod möglichst schnell auf dem Schlachtfeld aufsuchen wollte? Der Alte biss sich eine knappe Sekunde auf die Unterlippe, schob seinen Hover-Stuhl, einen Centimeter vor und blickte zu Cassio hinauf, der kalt, ungrazil, zu ihm herabblickte. Wich er seinem Blick aus? Der Admiral, Held des Imperiums, war nicht hier, um zu urteilen, sondern um zu verstehen. Diese grausame Einsamkeit des Soldaten-Daseins zu brechen und nicht mehr allein vor diesem wahren Feind zu stehen: dem Gewissen.

"Sie haben die Zeit," befahl der Admiral kalt, fast böse und wartete dann einen Hauch, um auf seine Reaktion zu warten. Nicht jetzt. Cassio Acchetia würde nicht seiner Verantwortung entkommen. Nicht jetzt und nicht vor seinem Fronteinsatz. Es war das, was jeder Mensch ertragen musste, der Moment der Wahrheit über die eigene Person. Es war unangenehm, unbarmherzig aber notwendig, um zu verstehen. Es war in seinem Kopf und würde auch in seinem Kopf sein. Dieser Kampf um Selbstachtung.

"Ich weiß, von ihrer Situation." Ja, das war es. Jetzt kam es heraus. Die schlichte Wahrheit, warum er wirklich hier war. Nicht, um diesen Mann vor ihm noch in den Dreck zu werfen, sondern ihn heraus zu holen. Vaash war kein Richter und auch kein Henker, sondern ein Mann von Ehre. Dieses Urteil oblag nicht ihm als Soldaten. Von Soldat zu Soldat; Offizier zu Offizier, suchte der Alte Kontakt, um seinen eigenen EInsatz zu verarbeiten und Cassio auf den Seinen vorzubereiten. Niemand sollte heute mehr allein stehen. Vaash war gut informiert. Seine Kontakte reichten weit ins Oberkommando hinein und darüber hinaus. Der alte Mann war ein Veteran, dem viele neue Offiziere Gefallen schuldeten. Viele verdankten ihm ihre Karriere. Dieser Mann, der Flottenadmiral vieler Schlachten, war das, was der imperiale Staat brauchte: Symbole. Doch der Mann, der das Symbol war, war nicht mehr als ein Krüppel in einem fliegenden Stuhl mit Decke. Sinnbild eines Konfliktes, der nicht aufzuhalten war. In der Tat verwaltete das Militär nur noch einen Untergang. Den Untergang aller Dinge, die mal etwas wert waren, dafür zu kämpfen.
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#16
Sie haben die Zeit.
Irgendetwas lösen diese Worte Vaashs in dem entlassenen Stabschef aus. Ja, er hatte die Zeit. Mehr Zeit als ihm vielleicht lieb war. Cassio hatte wahrscheinlich zum ersten Mal, seit er Stabschef war, überhaupt so etwas wie Zeit. Er hatte nichts zu tun. Nichts zu erledigen in diesem Moment, keine Pflichten. Das war… ungewohnt. Es fühlte sich schlecht an, einfach nicht richtig. Er fühlte sich abgeschoben, abgeräumt von oben, von einem Mann, der ihn als Bauernopfer für sein eigenes Versagen über die Klinge springen ließ. Sicherlich spürte Cassio Wut darüber, nicht gering sogar, aber vor allem eines breitete sich in ihm aus, das Gefühl, das gefährlicher war als Wut, weil es schleichender an einem nagte und man erst erkannte, dass man es empfand, wenn es bereits zu spät war. Cassio empfand Resignation. Lange Zeit hatte er sich der Illusion hingegeben unantastbar zu sein. Er hatte alle Krisen des Imperiums überlebt, hatte Endor überstanden, hatte Coruscant überstanden. Irgendwie schien es so, als hätte bislang niemand seine Person in Frage gestellt oder vielleicht überhaupt wahrgenommen. Cassios Job ließ ihn stets im Windschatten anderer, er war die Schnittstelle zwischen oben und unten, war derjenige, der entweder die eine oder die andere Ebene für das Scheitern verantwortlich machen konnte, ohne die Schuld auf sich zu nehmen. Vielleicht wurde Cassio erst jetzt klar, wie bequem sein Posten eigentlich gewesen war. Oder begann etwa jetzt schon die Verklärung? Er hatte Menschen – zwar nicht beabsichtigt, aber letztlich hatte er es natürlich billigend in Kauf genommen – zu Millionen in den Tod geschickt, schicken müssen. Er hatte sich aufopfern müssen für den Dienst, war rastlos und arbeitswütig geworden. Nur um jetzt, bei der ersten sich bietenden Gelegenheit, fallen gelassen zu werden, als wäre er ein kleiner, naiver Hund, der dennoch immer schwanzwedelnd vor seinem Herrchen einknickte und diesem jeden Tritt vergab, welchen dieser ihm gab. Und das Bemerkenswerte war, dass ihm klar war, dass er auch genau das tat. Cassio gehorchte, bis zum Ende, wenn es dazu kam. So war er geprägt, so war er erzogen, so war seine Moral. Oder? Ja. Politik war grausam, menschenverachtend und allein interessensgesteuert. Er wollte sich nicht vor sich selbst herabwürdigen, in dem er sich damit auf eine Stufe stellte und selbst Politik machte und entschied, was mit seiner Person geschah. Cassio verabscheute Politik, in diesem Falle zwangsläufig auch aus Eigennutz. Aber es änderte nichts daran, dass er und das Militär dennoch beständig am Tropf der Politik hingen und ihrem Muster unterworfen war. Doch was nützte diese Erkenntnis? Es würde immer so bleiben, niemand würde etwas daran ändern können. Und vermutlich auch gar nicht wollen. Und letztlich, was erwartete er? Dankbarkeit? Wohl kaum. Ein Staat wie das Imperium war nicht dankbar. Man durfte keine Gnade, keine zweite Chance erwarten. Das Imperium war, was es war: Ein hartes Regime, das keinen Fehler dulden konnte, wenn es den mörderischen, zerreibenden Krieg gegen eine aufstrebende Republik gewinnen wollte. Cassio hatte das in der Regel genau so gehandhabt. Es war wenig überraschend, dass sich dieser Mechanismus nun auch gegen ihn selbst richtete.

Gedankenversunken realisierte er erst nach einer Weile, dass er nicht mehr in seinem Bürostuhl saß, sondern sich immer noch im Gespräch mit Admiral Vaash befand. Dieser berichtete ihm, von seiner Situation zu wissen. Darum ging es also. Cassio verengte die Augen zu engen Schlitzen, als Vaash ausgesprochen hatte. Wollte dieser ihn jetzt noch verhöhnen? Ihn daran erinnern, dass der Alte während der Vorbesprechung der Offensive bereits Zweifel an ihr kundgetan hatte? Möglich. Er stellte sich jedenfalls dem Vizeadmiral mit seinem Stuhl so in den Weg, dass dieser kaum mehr entkommen konnte. Also verschränkte er immer noch mit verengten Augen die Arme vor der Brust, ging auf Abwehrhaltung. Vaash wirkte zwar nicht aggressiv oder herausfordernd, auch nicht in seinem Tonfall, aber welchen anderen Grund konnte er sonst haben, Cassio aufzusuchen? Vermutlich nicht, um ihn für seine ordentliche Arbeit zu preisen, nachdem Vaash in der Schlacht beinahe sein Leben hatte lassen müssen und nicht nur sein Schiff, sondern auch den Großteil seiner Flotte verloren hatte. Letztlich hätte Vaash wohl froh sein sollen, dass der Stabschef nun dafür seinen Posten verloren hatte. Froh, seinen Sieg auszukosten, wirkte er indes aber auch nicht.
„Verstehe. Und was möchten Sie mir nun auf Basis dieses Kenntnisstandes sagen?“, fragte Cassio geradeheraus. Er war kein Rhetoriker, jemand, der nicht mit geschliffenen Formulierungen aufwartete, sondern präzise und klare Worte vorzog. Ihm war im Grunde gleichgültig, aus welcher Quelle Vaash bereits diese Information erfahren hatte, dass Cassio gefeuert worden war. Früher oder später würden es ohnehin die meisten Admirale erfahren, daher war das für ihn ohne Belang. Relevant war, dass Vaash diese Information besaß und daher war an dieser Stelle nicht das Ob oder das Wie relevant, sondern lediglich das Warum. Weniger verwirrte ihn also dieser Umstand als vielmehr, dass Vaash das nicht einfach bestätigend zur Kenntnis genommen hatte, sondern nun hier, vor ihm, in seinem Stuhl saß, um mit ihm zu sprechen.
„Die Operation ist gescheitert und dafür wurden nun Konsequenzen gezogen. Scheinbar war es wohl notwendig, in diesem Fall die Konsequenzen innerhalb der Planungsbehörde zu ziehen. Mir bleibt keine Wahl als diesen Urteilsspruch gegen mich hinzunehmen.“
Da war sie wieder, die Resignation. Cassio hatte kein Feuer in den Augen, keinen Willen, dagegen etwas zu tun, sich aufzulehnen, zu kämpfen. Ein kurzes, eigentümliches Schulterzucken deutete an, dass es nichts gab, das er hätte tun können oder vielleicht tun wollen. Ja, er akzeptierte es. Zwar war anhand seiner Mimik und Gestik die Missbilligung über die Personalentscheidung, mit all ihren Konsequenzen, zu erkennen, zu sehen, dass er sich ungerecht behandelt fühlte, doch schien sich der Ärger darüber nach dem Gespräch mit seiner Adjutantin für den Moment wieder gelegt zu haben. Der Ärger würde nichts ändern und stattdessen schien etwa mit dem Schulterzucken in Cassios Habitus mehr und mehr ein schleichender, bitterer Zynismus mitzuschwingen.
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#17
Vielleicht war es nun an der Zeit, Dinge richtig zu stellen. Vielleicht war es auch nur die Zeit, Dinge zu betrauern, die längst verloren waren. Tiberius Vaash war hin und her gerissen zwischen sich und seiner Ehre. Einerseits suchte er einen Schuldigen für das Fiasko von Eriadu, andererseits konnte er schlicht diesen Mann vor sich nicht für dieses Schicksal verantwortlich machen. Die Verantwortung lag für den Alten nur bei einem Mann, dessen Namen er bis an sein Lebensende verfluchen würde: Delvardus. In diesem Sinne war es für Vaash leicht, die Schuld von Cassio Accetia umzulenken, auf eine Person, die ohnehin derzeit unauffindbar war. Es war irreal aber es erleichterte die persönliche Schande, das Leid, welches mit Eriadu verbunden war. Ohnehin wirkte der Offizier vor dem Veteran recht abgehalftert, nahezu deplatziert in seiner Figur und allgemein war der Eindruck für den alten Admiral eher bescheidener Natur. Admiral Acchetia war als Mensch gescheitert und dies zeigte sich ohne Unterlass auch in seiner Wortwahl, frech, fast ohne Glanz kam sie daher; direkt und ungeschliffen. Fast, wie ein Blaffen, ein Bellen eines frustrierten Hundes, welcher enttäuscht von seinem Herren war. Natürlich war dies nur der Eindruck eines alten Mannes im Hover-Stuhl, der sich an seine Decke klammerte, die ihn mühsam wärmte. Vaash war ebenso deplatziert, fast verloren und der Glanz seiner Ehre verebbte in diesem Krüppelthron. Es war ein Bild für Historiker. Diese Begegnung bezeichnete mit gewiefter Passion alles, was im Imperium stürzte, trudelte und zerbrach.

"Nicht so," kommentierte der Admiral, Held des Reiches, fast väterlich und blickte Cassio verstört an. Dabei wurde die große Narbe am Kinn des Alten sichtbar, die noch notdürftig mit Bacta abgedeckt war. Waren da nicht auch noch Prellungen am Hals? In der Tat waren die Flecken und Blutergüsse deutlich zu sehen. "Von Offizier zu Offizier, Mann zu Mann," sagte der Alte dann und holte Luft. Er mochte diese Unterhalt bis dato noch nicht. Es war keine Ehre in diese geblafften Worten, ohne Schliff und Herz. Es waren nur Bruchstücke einer Meinung, die sicherlich in beiden mehr Bestand hatte. Diese Meinung wollte Vaash erreichen. Nicht nur bagatellisierte Wortfetzen oder Sätze. Doch dann endlich, öffnete sich Acchetia ein wenig und sagte etwas, das den alten Herren sichtlich antrieb. Denn seine Augen rissen auf, bei dem Wort - Operation -, und suchten Halt auf den Lippen seines Gegenübers. Scheinbar sog der Veteran dieser fehlgeleiteten Operation jede Ausführung des Planers in sich auf und suchte eine Antwort. "Mir geht es nicht um Urteile, Gründe oder Hintergründe," erklärte der Hauptverlierer. "Sondern um sie als Person, als Mensch." Jetzt war es heraus. Vaash kümmerte sich, wie in seiner ganzen Karriere, um Menschen. Um Personal und Material. Das war seine Ehre, sein Abgesang auf die alten Zeit, als man noch echte Werte verteidigte. Werte, die in ihm konserviert waren, wie in einem brüchigen Museum, einem Artefakt aus der Vergangenheit. Tiberius Vaash glaubte an diese alte Idee von Ordnung und Sicherheit, wie sie einst in den Klonkriegen entstanden war. Einen Staat des Gesetzes und des Friedens. Die gesamten Perversionen schienen noch an ihm abzuprallen, auch wenn dieser Selbstbetrug sichtbare Folgen trug; insbesondere in der Form seiner Kriegsverwundung, die wohl Sinnbild für sein gesamtes Weltbild war. Es wankte.

"Ich mache ihnen keinen Vorwurf. Nur möchte ich von ihnen wissen, was sie über die Lage denken und über unsere derzeitige Politik,"
fragte er Allgemein und stieg damit in ein Gespräch ein, welches auf dünnem Boden stand, fast zu stark wackelte, um klare Aussagen zu erwarten. Ähnlich brüchig war auch seine Stimme, die immer noch schwach, fast zerschlagen, daher kam. Dennoch lag in seiner Mühe Stärke. Dieser Mann gab sich nicht auf und auch nicht seine Sache, für die er all die Jahrzehnte gelitten und geopfert hatte. Nicht jetzt und wahrscheinlich auch nicht in Zukunft. "Ohne ihre Rolle als Ex-Stabschef, sondern schlicht als imperialer Soldat und Offizier." Das war es. Dort holte er Cassio Acchtia ab.
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#18
Mit zusammengezogenen Brauen sah Cassios skeptischer Blick auf den Admiral hinunter. Seine Pupillen schwankten zwischen dem Gesicht Vaashs, dessen Verletzung und dem Stuhl hin und her. Personen? Im Imperium ging es nicht um Individuen. Das Individuum war immer entbehrlich, wenn es dem Kollektiv damit diente. In einem Reich, dessen Einwohnerzahl so hoch war, dass man sich diese Zahl schon nicht einmal mehr theoretisch vorstellen konnte, war die Einzelperson unauffällig und von wenig Wert. Was kümmerte sich Vaash nun plötzlich um ihn, um seine Person? Weil er als Stabschef entlassen wurde? Entlassungen oder Versetzungen geschahen täglich, tausendfach innerhalb des Imperiums – und von den Betroffenen wurde ebenso erwartet, dass sie dieses Los akzeptierten, das zum Teil nicht weniger angenehm sein würde als das, was von Cassio erwartet wurde. Besondere Betroffenheit seitens Admiral Vaashs erwartete Cassio in Anbetracht des Umstands, wie jener aus der letzten Schlacht herausgekommen war, nicht, zumal die beiden nicht viel mehr als eine flüchtige Bekanntschaft verband. Nicht zuletzt hatten sie sogar noch bei Coruscant gegeneinander gekämpft. Vor nicht einmal einem Jahr. Auch wenn es einem inzwischen weitaus länger vorkam, wie aus einer völlig anderen Zeit. Einige Figuren hatten die Bühne betreten, andere hatten sie verlassen. Vaash war geblieben, für Cassio war die Zeit zum Weichen. Der Vizeadmiral respektierte seinen Kollegen in fachlicher Hinsicht, doch in persönlicher konnte er sich aus den knappen Informationen, die er im Gespräch mit Vaash erlangt hatte, bislang kein Bild machen. Offensichtlich gefielen diesem die durchaus schnoddrigen Antworten von Cassio nicht, allerdings schien er sich durchaus auch Mühe dabei zu geben, auf diese Antworten weiter ruhig und kontrolliert zu antworten. Entweder er brachte in der Tat einiges an Verständnis für Cassios schlechte Laune auf oder er ließ sich schlichtweg viel bieten. Natürlich war dem ehemaligen Stabschef klar, dass er Vaash gerade als Blitzableiter für seinen eigenen Frust benutzte, auch wenn dieser das wohl nicht verdient hatte, aber niemand hatte behauptet, dass ein Gespräch mit Cassio einfach war. Im Gegenteil.

Cassios skeptischer Blick ruhte noch eine Weile auf dem Admiral, dann schüttelte er lediglich den Kopf.
„Wie Sie meinen.“
Da Korridorgespräche jedoch immer die Möglichkeit bargen, dass Leute ein Gespräch mithörten, das sie nichts anging, wandte sich der Vizeadmiral mit einer einladenden Geste um, wartete, bis Vaash ihm mit dem Repulsorstuhl folgte und trat dann erneut durch die Gleittür in sein Oberkommandobüro.
„Achtung!“, rief einer der beiden Wachtposten an der Tür, als die beiden Admirale nacheinander in das Büro eintraten. Die Stabssoldaten erhoben sich respektzollend und nahmen Haltung an. Es war vermutlich nicht derart sauber und diszipliniert, wie es Vaash wohl von seinen eigenen Frontsoldaten kannte, schlich sich im bürokratischen Alltagsdienst doch eine gewisse, menschliche Nachlässigkeit ein. Nur selten machte hier ein Offizier auf kleinere Nachlässigkeiten aufmerksam und wie es schien, verfuhr Cassio in seinem Stab ähnlich. Nicht zuletzt, weil er das ganze Schauspiel völlig zu ignorieren schien und stattdessen erst vor dem Kartentisch in der Mitte des Raums stehen blieb.
„Lasst uns allein“, schickte er die bereits stehenden Soldaten nach draußen, die seinem Befehl nach und nach Folge leisteten. Der Großteil davon verkniff sich aus Pietätsgründen, den verwundeten Mann im Stuhl direkt in seiner verwundbaren, schwachen Position anzusehen, sondern richteten ihren Blick stur geradeaus. Lediglich Tasha gab ihrem alten Bekannten in der Bewegung einen leichten, wertschätzenden Klaps auf die Schulter, als sie an Vaash vorbeiging. Cassio beobachtete das, schien jedoch keine Reaktion darauf zu zeigen. Als alle Stabssoldaten den Raum verlassen hatten, gab er seinen beiden Türwachen, die in die schwarze Uniform der Flotteninfanterie gekleidet waren und den markanten Helm trugen, ebenso einen kurzen Wink, die sich anschließend knapp verneigten und sich ebenfalls zurückzogen. Als sich die schwere Gleittüre das letzte Mal schloss, waren die beiden Admirale allein. Der blaue Schein des Holo-Kartentisches erleuchtete den Raum, jedoch nicht so groß wie der Holo-Projektor im großen Besprechungsraum. Zwar hatte Admiral Vaash nach Cassios Meinung als Soldat und Offizier gebeten und in der hiesigen Umgebung kam dieser sich doch eher wieder wie ein Stabschef vor, doch letztlich machte das in der Debatte wohl keinen allzu merklichen Unterschied. Sie konnten frei reden, waren in diesem Moment unabhängig davon, was man sagen konnte und was nicht. Jedenfalls sofern sie einander trauten – was jedenfalls auf Cassios Seite nur bedingt zutraf. Er würde sich nicht als Erster aus der Deckung locken lassen, in dem Wissen, dass Vaash prinzipiell auch nur der Versuch des Geheimdienstes sein konnte, Cassios Loyalität nach seiner Entlassung zu überprüfen. Jedenfalls konnte er so ein Vorhaben nicht ausschließen, sondern musste damit rechnen, dass man ihn vor seiner Versetzung einer Überprüfung unterziehen würde. Das konnte Vaash sein, musste aber nicht. Also lehnte sich der alte Stabschef nach vorne gegen die Kante des Tisches und sah den anderen Admiral abschätzend über den Tisch hin an.
„Ich denke, Ihnen ist unsere Lage ebenso bewusst wie mir“, stellte er in einer Art und Weise fest, die nicht mehr so herausfordernd und schnippisch klang, wie in ihrer Unterhaltung vor dem Büro, sondern ein Stück weit gemäßigter. Stattdessen wurde es mehr zu einem Brummen, während er den Blick auf die Holo-Darstellung warf.
„Wir haben endgültig die Initiative verloren und werden sie wahrscheinlich so bald nicht mehr zurückerlangen. So viele Planeten, bei denen wir Präsenz zeigen müssen, riesige Fronten über die gesamte Galaxis. Außer in der Defensive können wir derzeit nicht effektiv handeln.“
Schließlich hob Cassio seine Pupillen nach oben an, ohne den Kopf jedoch anzuheben.
„Ob Sie mir einen Vorwurf aus dieser Situation machen oder nicht, spielt leider keine Rolle. Es gibt Personen, die es offenbar tun. Wichtige Personen. Personen, denen man als Militär nicht widerspricht.“
Der Vizeadmiral vermied bewusst das Wort Politik, das Vaash bereits vorhin ins Spiel gebracht hatte und das Cassio immer wieder große Bauchschmerzen bereitete. Insbesondere wenn er darüber mit anderen Offizieren sprechen sollte. Es war gefährlich, in diesen Zeiten noch gefährlicher als es vielleicht früher unter einem stabilen Imperium während Palpatines Herrschaft gewesen wäre.
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#19
Der Gedanke ging zurück an den Ort, an dem er sich entschieden hatten, zu dienen. An diesen einen Ort auf Carida, als er in die Streitkräfte eingetreten war. Tiberius Vaash erinnerte sich an dieses Gefühl, welches ihn damals befallen hatte. Ein Gefühl von Gemeinschaft, Zukunft und Pflicht. Doch dieses Gefühl wog schwer, fast wie Blei, auf seinen Schultern. Die Niederlage trübten diese Erinnerung und spotteten über sie. Nein, Vaash dachte nicht an das Imperium oder Personen, sondern wollte dieses Gefühl der Ehrbarkeit zurück. Dieses eine Gefühl von innerer Rechtfertigung, vor sich, vor anderen und vorallem vor seiner Familie. Diese Nacht, die über ihn gekommen war, trübte diese Rechtfertigung. Jene Taten, jener Kampf, waren nicht mehr zu rechtfertigen. Es war nur noch eine stupide Abfolge von Handlungen auf einem Weg, den man beschritten hatte. Wo einst dieses Gefühl aus vielen Teilaspekten bestand, blieb jetzt nur noch Loyalität. Loyalität gegenüber dieser Sache. Welcher Sache eigentlich? Der Alte überlegte weit zurück, an die Klonkriege, an die Zerissenheit und die Angst in der Galaxis, die auch ihn damals bewogen hatte, endlich zu dienen, für eine bessere Zukunft. Das war es. Eine bessere Zukunft für alle. Ein Staat der Gerechtigkeit, des Wertes und Anstandes. Doch inzwischen war das Imperium nur noch ein Staat, dem man folgte. Keine große Idee mehr. Keine große Sache. Es war einfach bescheiden, um die Seele des alten Mannes geworden. Würde man Vaash mit einem Wort beschreiben wollen, würde man wohl "aufgebraucht" wählen. Es gab nichts mehr zu tun, außer dem Dienst. Keinen Weg zurück. Man folgte weiter, ohne echte Alternative. Verrat war ehrlos. Flucht war ehrlos. Und wie sollte seine Familie ihn betrachten? Der Alte dachte erneut an dieses Gefühl, welches damals keine Lüge für ihn war.

Der Admiral folgte seinem Kollegen seltsam abwesend, indem er monoton die Hand vorschob, um den Regler zu betätigen. Es war lieblos, fast ohne jede Emotion, wie er diese Stuhl bewegte. Dort standen sie. Der Blick von Vaash war alt, während seine Augen die Anwesenden betrachteten. Das schlampig umgesetzte Protokoll war Vaash egal, da er nicht in Kommandowürden hier war, sondern schlicht als der Alte, der Veteran, welcher Erklärung suchte und vielleicht auch ein wenig Sinn. Auf Anweisung entfernten sich die Offiziere sowie Soldaten, mieden seinen Blick und diese falsche Pietät schmerzte den Veteran. Nicht angeblickt zu werden, vergessen zu sein, war schmerzhaft. Ohne Angesicht war man nichts, alles bedeutungslos, was man getan hatte. Verstehen konnte es Tiberius, doch sein Verstand konstruierte daraus einen schlimmen Verdacht, dass er sein Gesicht vor der Flotte verloren haben konnte. Dieses Verständnis schmerzte. Er als Veteran, Militär und Mann der ersten Stunden des Reiches, war auf seine Ehre angewiesen. Ehre - ein großes Wort, dass für diesen alten Mann mehr war als nur die bloße Abwesendheit von Feigheit. Es war das Gefühl von gerechter Sache, von Erhabenheit über die Grauen des Krieges; eben jener Zustand, der dem Krieg ein wenig Anstand und Würde verlieh. Ohne Ehre war man nicht besser als das, was man bekämpfte; nicht besser als Kriminelle und galaktischer Abschaum. Auch wenn Ehre sicherlich immer weniger von Bedeutung für die Galaxis war, und zuweilen als Selbstbetrug angesehen wurde. Für Vaash war sie echt. Immer wahr gewesen. Seine Prinzipien standen auf dem Fundament der alten Ehre, die aus einem Ur-Militarismus keimten. Tashas Berührungs, die einer jungen Frau, die das Angesicht des Alten suchte, machte ihm Mut. Es tat gut, dass sie den Mut hatte, ihm ein Gesicht zu geben. Eine Würde. Auch in diesem Zustand. Er war hier und wollte gesehen werden, nicht verdrängt. - Und so schenkte er ihr ein sanftes, ehrliches Lächeln. Ohne große Worte aber man erkannte es als tiefe Zuwendung des Veteranen. Die Dankbarkeit stand in seinen Augen, die noch glasig von Schmerzmitteln wirkten. Auch sie entfernte sich und so zupfte Admiral Vaash traurig an seiner Decke, bis Cassio das Gespräch begann.

"Die Lage?" Vaash fand zurück, in diesen Mechanismus des Verdrängens, der nur mühsam seine Motoren anwerfen konnte und dann abwürgte. Nun wagte der Alte einen Blick auf die holographische Darstellung. "Initiative ist nur soweit wichtig, wenn man schnell Siege erringen will," erklärte der Militär fast väterlich. In seiner langen Karriere hatte er gelernt, dass die stoische Befolgung von Richtlinien und strategischen Schulen oft neues Versagen generierten. Man dürfte nicht aufgeben, die Lage nehmen, wie sie war und damit arbeiten. Es gab nichts anderes als das. Im Zweifel verwaltete man seinen eigenen Absturz, wie es Vaash über Eriadu getan hatte. Ohne diese Akzeptanz war der furchtbare Gesamt-Untergang beschloßene Sache. Die alte Binsenweisheit griff hier: Wer nicht kämpft, hat schon verloren.

"Disziplinierter Widerspruch ist aber oft das Einzige, was uns als Militär in der Schlacht rettet," folgte dann. "Ohne Widerspruch meiner Offiziere hätte ich keine Schlacht gewonnen. Man braucht Kritik, echte Fakten und keine Propaganda, um die Situation akurat zu bewerten. Es liegt keine Ehre in blindem Gehorsam. Unsere Loyalität gilt der Sache und keiner vermeindlich wichtigen Person." Es klang fast schon zu direkt, um wahr zu sein. Doch Vaash log nicht. Dies war seine Meinung. "Abgesehen vom Imperator, obwohl auch dieser ab und an klare Informationen benötigt. Leider ist seine Majestät uns abhanden gekommen," drückte der Alte mehr oder minder sachlich aus. Immerhin hatte er einst Vesperum auf den Thron gesetzt, zusammen mit anderen Offizieren. Vesperum hatte zumindest meistens auf ihn gehört, was eine bedeutsame Eigenschaft war. So empfand es zumindest der Militär in Vaash, der einen zuhörenden Imperator mehr schätzte als einen reinen Politiker. Unter Umständen war dies sogar der einzige Wert, den der Admiral Imperator Vesperum beimaß. Er ließ das Militär gewähren, gab nur Richtlinien aus und ließ sich beraten. Ein Umstand, der jetzt wohl fehlte. Vaash erahnte, dass Cassio wohl von direkter, gar höherer Stelle abberufen worden war. Eventuell sogar von Pestage selbst, der sich, so sagte man, in Stellung brachte, um selbst der neue Imperator zu werden. Hoffentlich entschied der Senat anders und wählte einen Mann zum Herrscher, der deutlich aufgeschloßener und weniger verblendet war. Gut, auch Vaash wusste, dass dies nur eine bedeutungslose Hoffnung war und Pestage definitiv wohl Imperator werden würde. Zum Leidwesen des Reiches. "... Vesperum war immerhin gewillt unsere Wünsche anzuhören." Der alte Admiral hätte sich nie träumen lassen, sich einmal dieses Monster zurück auf den Thron zu wünschen aber im Augenblick war alles besser als ein Bürokrat. Ein Bürokrat war kein Kämpfer, kein Macher, sondern ein Weichling, der einknickte und lieber seiner Eitelkeit fröhnte als diesen Staat anzupacken, der Führung mehr denn je brauchte. Ohne Führung würde Panik ausbrechen. Und Panik wäre der Untergang von tausenden Welten, die noch auf das imperiale Banner setzten und mit ihnen Aber-Milliarden Lebewesen, die Sicherheit verdient hatten. Vaash holte tief Luft und blickte mit einem seltsam fürsorglichen Blick zu Cassio auf.
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#20
Im Schein der blauen Hologrammkarte, die für ein wildes Schattenspiel auf Cassios kantigem Gesicht sorge, blickte der Vizeadmiral auf den ihm letztlich nun vorgesetzten Offizier. Eine ungewohnte Situation. Seine Augen musterten den Alten von oben herab, was jedoch weniger an einer arroganten Einstellung seitens Cassio lag, sondern dem schlichten Grund geschuldet war, dass der Repulsorstuhl für einen naturgemäß deutlich sichtbaren Höhenunterschied der beiden sorgte. Kommentarlos sahen die Augen des früheren Stabschefs den im Grunde mitleiderregenden Rest eines einst stolzen Offiziers an. Vaash wirkte alt, sehr alt, wie ein Mann in Pension, der seine Decke im Schaukelstuhl zurechtlegte, um seine kalten Füße zu wärmen. Nun, dieser Krieg hatte alle gezeichnet, auf die eine oder andere Art. Den einen körperlich, den anderen geistig. War es das, was Cassio auch bevorstand? War das die Zukunft? Ein armer, alter, abgewrackter Mensch, der gerade einfach nur Mitleid bei anderen erregte. Oder war Cassio genau das nicht bereits schon? Verglichen mit dem, was er einst sein eigen nennen konnte und wie er früher gewesen war, konnte man das vielleicht so sehen. Nicht dass er das tun würde. Wahrscheinlich war es doch besser so, ohne Ablenkung, ohne Gedanken an die Frau zuhause. Man war fixierter, konzentrierter und darüber hinaus… waren diese Gedanken apologetischer Schwachsinn. Nein, natürlich war es nicht besser so. Wie zynisch war allein schon, dass ihm dieser Gedanke wieder und wieder kam? Es hatte keinen Sinn, sich die Dinge schön zu reden. Und im Angesichte des Zustands von Vaash weigerte sich Cassio, noch irgendetwas Gutes an dem Umstand sehen zu wollen, schönreden zu wollen, wie schlecht und kompliziert es doch früher gewesen war. Cassio war durchaus bewusst, dass er sich damit selbst betrog. Aber was blieb ihm übrig? Es war eben so und nichts würde das jemals ändern können. Egal, wie er damit umging. Krieg war nun einmal Krieg. Und im Krieg starben Menschen, auch solche, die es nicht verdient hatten. Hätte man ihm die Wahl gelassen, hätte wohl er lieber diesen einen Platz auf dem Todesstern ausgefüllt – er als richtiger Militär wäre zumindest ein passendes Ziel gewesen, der sich dessen jederzeit vollumfänglich bewusst gewesen war, und er war wohl auch der schlechtere Mensch der beiden gewesen. Cassio seufzte innerlich. Er würde auf seine alten Tage hin doch nicht noch weinerlich, selbstmitleidig werden. Das Imperium duldete keine Schwäche. Seine Entlassung war wohl nur die logische Folge, obwohl er sich zu fragen begann, ob seine Schwäche Ursache oder lediglich Wirkung war.

Als Cassio nach einer schier endlosen Zeit instinktiv zu blinzeln begann, zerplatzten seine Gedanken und er fand sich im Oberkommando wieder. Vaash hatte sich in der Zeit mithilfe des Repulsorstuhls bis an den Rand des Kartentischs vorbewegt und betrachtete die dreidimensionale, strategisch stilisierte Darstellung der Galaxis, die über den Tisch projiziert wurde und mit zahlreichen gestrichelten Linien für befestigte Verteidigungsstellungen und rechteckigen Symbolen für die Position imperialer Flotten einen Abriss über die Einsatzbereitschaft der imperialen Flotte aufzeigte. Nahe der gestrichelten Linie bei Yag’Dhul konnte Vaash die Todesschwadron unter Admiral Prittick erkennen, deren Symbol jedoch mit einer roten Gerade geschmückt war, andeutend, dass die Flotte immer noch von Eriadu schwer beschädigt war und für einen Einsatz derzeit kaum zur Verfügung stand. Vielleicht war es aber immerhin das erste Lebenszeichen, das der alte Admiral von der Flotte, bei deren Flucht er über Eriadu mitgeholfen, die er jedoch gar nicht mehr selbst miterlebt hatte, sehen konnte. So teuer es dem Imperium zu stehen gekommen war und so wenig sich die Verluste rechnen würden – zumindest dieser minimale Teilerfolg war gelungen. Das Imperium hatte demonstriert, dass es seine verdienten Truppen nicht zurückließ. Und für diese Demonstration mit dem Leben hunderttausend Anderer bezahlt. Wenn man die Leben gegeneinander aufwog, musste man zu dem Schluss kommen, dass kaum jemand außer den dankbaren Soldaten der Todesschwadron wirklich glücklich damit sein konnte. Und selbst einige hiervon haderten mit sich, weil ihre eigene Rettung mit viel Blut erkauft war.
„Richtig, Sie sagen es. Abgesehen vom Imperator, wiederholte Cassio die Worte Vaashs und fixierte diesen erneut. Vergrämt, aber fast mit einer Portion schwarzem Humor kamen die Worte aus seinem Mund. Er sprach es nicht aus, aber der entschlossene, bittere Tonfall implizierte ganz eindeutig und bestätigte dadurch Vaashs Vermutung, dass nicht nur irgendeine wichtige Person oder die Großadmirale für die Entlassung Cassios verantwortlich waren, sondern in der Tat der aktuell berechtigte und bald offizielle Herrscher des Imperiums. Eine Person, der man, wie Vaash selbst einräumte, als Militär in der Tat nicht widersprach. Für einen Imperialen war es ein Desaster, wenn das allmächtige Staatsoberhaupt das Vertrauen und den Glauben in die eigene Person verloren hatte. Letztlich bedeutete das nur eines: Die Person wurde als entbehrlich angesehen, ja in gewisser Weise empfand man sich selbst als entbehrlich, weil man dem Ideal, aufgrund dessen man in das imperiale Militär eingetreten und für das man so lange gekämpft hatte, nicht mehr dienen konnte. Vielleicht erstrahlten die vorherigen, bissigen Worte Cassios Vaash gegenüber so noch einmal in einem anderen Licht.

„Möglich“, entgegnete Cassio vieldeutig auf Vaashs indirektes Lob an Imperator Vesperum. Letztlich konnte der Vizeadmiral das nur schwerlich beurteilen, hatte er Vesperum nur ein Mal – unerwartet – über eine Holo-Konferenz persönlich gesprochen. Eine extrem eigenartige Erfahrung, die ihn in seltenen Nächten manchmal noch wachzuhalten schien. Nichtsdestotrotz hatte der alte Imperator ihm bei der Erledigung seiner Pflichten freie Hand gelassen, Pestage dagegen nicht. Im Prinzip war es Cassio aber nunmehr gleichgültig. Sein Schicksal stand fest und auch ein noch lebender Vesperum würde daran nichts mehr ändern.
„Doch man sagt, Vesperum sei tot, obwohl die Umstände bekanntlich unklar sind. Ich bezweifle allerdings, dass Pestage den Senat konstituieren würde, wenn er vom Gegenteil ausginge.“
Das wäre zweifellos eine Anmaßung ohnegleichen gewesen, die in Pestages sofortige Hinrichtung führen würde und dessen war sich der bürokratische Stratege zweifelsohne bewusst. Nein, wenn Sate Pestage sich zum Imperator machen wollte, dann war klar, dass mit keiner Rückkehr Vesperums zu rechnen war. Über viele Monate hatte das Imperium auf die Rückkehr des mysteriös verschwundenen Mannes gewartet, doch irgendwann mussten sie alle die Realität akzeptieren. Der Mann, der aus dem alten Maroden ein neues Imperium zu schmieden versucht hatte, würde nicht wiederkehren. Cassio rechnete damit, dass die ersten Verbündeten Vesperums, Blitzer Harrsk und Malfkla Yzu, bereits mit den Hufen scharrten. Es konnte eine erneute Spaltung, vielleicht gar ein Putsch bevorstehen, da nicht davon auszugehen waren, dass diese beiden sich ausgerechnet nun Sate Pestage als Imperator beugen würden, wo sie es unmittelbar nach der Schlacht von Endor schon nicht getan hatten. Es hatte sich wenig an den Umständen geändert, dass sie nicht erneut danach trachten würden, Pestages Position zu schwächen. Die Vorzeichen der nächsten Monate waren nicht weniger finster als die der letzten. Wenn Pestage offiziell vom Senat als Imperator bestätigt wurde, würde nach Cassios Einschätzung erneut die Hölle losbrechen. Die Frage würde lediglich sein, auf welcher Seite man dieses Mal stand. Aber nein, diese Frage stellte sich nicht. Zumindest nicht für Cassio. Nein. Selbst unter Pestage war das Imperium im Zentrum die legitime Regierung, die es zu unterstützen galt – selbst wenn man die Person an der Spitze ablehnte. Alles andere war feiger Opportunismus.
„Vesperum ist Vergangenheit“, führte Cassio seinen Gedanken weiter. „Das Imperium wird mit seinem neuen Herrscher klarkommen… müssen. Egal, ob es dem Einzelnen gefällt oder vielleicht auch nicht. Wie Sie selbst sagten: Wir dienen der Sache, nicht der Person. Ein Eid ist ein Eid und jeder war sich bewusst, was das bedeuten kann. Es zu akzeptieren unterscheidet den Soldaten vom Söldner.“
Cassios braune Augen verschoben sich von Admiral Vaash gut sichtbar auf dessen Repulsorstuhl, wo sie für einen Moment ruhten, ehe sie sich zurückbewegten.
„Ihre Situation macht das weitaus klarer als meine. Nun ist es eben an mir, diesen Beweis zu erbringen.“
Obwohl er Vaash damit relativ direkt zu loben schien, erinnerte sich der Vizeadmiral aber dennoch in seinem Inneren sehr gut daran, dass es noch nicht lange her war, dass Vaash seinerseits seinen Eid auf das Imperium zugunsten von Vesperum… nun… sehr weit interpretiert hatte. Hätten Vaashs Truppen die Schlacht von Coruscant verloren, bestand kein Zweifel, dass er damals als Verräter ohne zu zögern beseitigt worden wäre. Ja, auch Cassio hätte seinerzeit – ohne mit der Wimper zu zucken – einen solchen Befehl zur Hinrichtung des Alten gegeben. Rein faktisch hatte Admiral Vaash das Imperium unter Pestage ein Mal verraten und ähnlich wie Harrsk und Yzu galt er bekanntlich als einer der ersten Verbündeten Vesperums. Wer Pestage ein Mal misstraute, würde es auch jetzt wieder tun. War das etwa der wahre Anlass von Vaashs Besuch? Planten er, Harrsk und Yzu einen weiteren Staatsstreich? Das schien zwar theoretisch Sinn zu ergeben, doch Vaash wirkte auf Cassio sehr müde und weitaus älter als bei ihrem letzten Zusammentreffen. Nicht nur körperlich. Dass der alte Admiral die Kraft besaß, noch einmal aufzubegehren, empfand Cassio zumindest in diesem aktuellen Zustand als fraglich, obwohl der fürsorgliche Blick des Mannes durchaus von Wärme und einem weiterhin fixierten Geist zeugte. Ein Blick, der Cassio zwar nicht direkt rührte, aber dennoch irgendeine Form von Eindruck zu machen schien. Paradoxerweise führte er dazu, dass ausgerechnet Cassio das Gespräch dadurch in eine persönliche Richtung driften ließ.
„Sagen Sie mir, Vaash. Wie war das überhaupt mit Ihnen und Vesperum?“, fragte er in wenig ausgefeilten Worten. Jetzt, wo Vesperum tot war, konnte man darüber auch offener sprechen, ohne in Gefahr zu geraten. „Einige wenige sagen, Sie hätten ihn vergöttert wie nach Ishin-Il-Raz wohl kein zweiter. Und auch jetzt scheinen Sie ihm nachzutrauern. Andererseits lehnten Sie aber seinen Vorschlag zum Großadmiral ab. Auf einen Außenstehenden scheint das nicht zusammenzupassen.“
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