#11
Es gab keinen Ort, der ihn gerade mehr verlockte, als dieser. Er war müde, sich den Freuden entsagt zu haben und fand sich in dezent romantischen Gefühlen zu dieser Twilek wieder. Leto, verfolgt von seiner eigenen Unfähigkeit, wollte einfach nur etwas Spaß haben, zwinkerte ihr merkwürdig zweideutig zu, was jedoch an den breiten Brauen des Mannes scheiterte. Er war nicht sonderlich geschmeidig im Umgang und dies inbesondere nicht mit Frauen. Ja, scheinbar war sie nicht sein Kontakt. Enttäuschung glimmte kurz in seinem Angesicht auf, verschwand schnell wieder, als er die besondere Attribute der Twilek vor sich betrachtete. Sie konnte ihre einfache Herkunft nicht verbergen, so dass Leto leichtes Spiel sah und gekonnt erneut einen Fehler machte. "Ja, so in etwa," erklärte er etwas stolz. Immerhin sollte sich dieser krude Job bezahlt machen, nachdem er gerade fast sein gesamtes Missionsgeld verspielt hatte, um dieser Frau näher zu kommen. Sie war der Preis, den er unbedingt wollte. Leto Halleck war ein einfacher Mann mit einfachen Freuden, die leicht zu finden waren, wenn man entsprechendes Talent besaß. Nur hatte Leto fast keine Talente, außer einem unnatürlichen Dusel. Der sanfte Hauch von Alkoholika aus seinem Mund verbreitete sich als er diesen kurz offen stehen ließ, um einen stillen Rülpser aus seinem Rachen zu drücken. Schließlich sprach er weiter: "Dann muss ich hier bleiben und warten. Du kannst mir gerne Gesellschaft leisten."

Der Mann interessierte sich nicht wirklich für die Interessen dieser Frau, noch für ihr Gerede, sondern wollte sie einfach nur anblicken, wie ein hübsches Objekt. Leto war zudem nicht mehr wirklich in der Lage einer Konversation mit nötiger Aufmerksamkeit zu folgen, so dass sich seine glasigen Augen auf einen geraden Blick auf entsprechende ansehnliche Bereiche von Tal'ana beschränkten. "Ich gebe noch eine Runde aus," stellte er fest und bemerkte erst dann, dass dies nun auch seine privaten Reserven an Moneten betreffen würde und lächelte über diesen Fehler hinweg, da seine spärlichen Reste an Geld sicherlich noch für einen Drink reichen würde. Zum Glück hatte er noch eine Flasche in der Hand, die noch ein paar Minuten Volumen besaß. Danach war in dieser Sicht kein Licht mehr. Leto war dies egal, denn diese Twilek hatte eine besondere Wirkung auf ihn, denn der dumme Narr war nicht sonderlich eloquent oder empathisch. Wieder ein stiller Rülpser, der sich mühsam den Rachen heraufschraubte und mit einem Dunst seinen Mund verließ. Die ekelige Lederjacke und die schlechte Frisur taten ihr übriges zu seinem privaten Schauspiel. "Wir können später gerne Zeit auf der Libby verbringen." Seine beiden Brauen hoben sich und ein Auge schloss zu einem wirklich halbseidigen Zwinkern, welches kurz verharrte und unnötig in die Länge gezogen wurde. Der unfähige Weiberheld war sich relativ sicher, diesen Preis gewonnen zu haben und lächelte selbstherrlich, wie ein Neimodianischer Händler kurz vor einem guten Deal. Ein schräges Lächeln.
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#12
Tal’anas Lekku peitschten nun regelrecht hinter ihrem Rücken. Leider waren die Muskeln nicht stark genug, um Leto damit zu würgen oder wenigstens eine Ohrfeige zu verpassen. Gefangen zwischen Wut und Unglauben starrte sie ihn aus ihren braunen Augen an und bemühte sich, ihm nicht alle Beschimpfungen entgegenzuwerfen, die sie auf ihren Reisen gelernt hatte. Du bist der schlechteste Spion, den ich je gesehen habe! Zugegeben, die Liste war nicht lang – genau genommen konnte sie ihm diese Liste mit nur einem Finger zeigen. Trotzdem zweifelte sie nicht an der Wahrheit ihrer Aussage. Ich wusste schon immer, dass die Republik nicht unbedingt die kompetentesten Leute unterhält, aber du…. du Nerfhirte! Frag doch am besten gleich noch den Sturmtruppen da draußen, ob sie deinen Kontakt gesehen haben!

Oh, sie war drauf und dran, ihm die Flasche Fusel über den Kopf zu ziehen. Aber dann konnte er ihr nicht mehr den Weg zur Liberation beschreiben. Sie konnte ihn erst fragen und dann niederschlagen – und behaupten, dass er ihr Geld schuldig war. Dann machte Tal’ana einen tiefen Atemzug und legte ihr Sabacc-Gesicht auf, das Leto noch nicht für den größten Vollidioten der Galaxis hielt. Sie konnte ihn hier einfach stehen lassen. Aber er war noch immer ihre beste Chance, ihr eigenes Schiff zu befreien. Und sie konnte ihn nicht offenkundig in sein Verderben laufen lassen. Nicht, nachdem man sie zusammen gesehen hatte. „Wie lange gedenkst du zu warten?“, brachte sie gepresst heraus. „Mein Freund und ich kennen uns in der Gegend aus“, log sie –zum Teil. Zum größten Teil. „Vielleicht können wir dir helfen, diese Person zu finden – oder das, was sie dir mitteilen soll.“ So oder so suchte sie nach einer Ausflucht, um mit Quen zu reden und ihn von seiner Rodianischen Freundin zu trennen, die noch immer an seinem Tisch saß. Sie musste ihn auf den neuesten Stand ihres glorreichen Plans bringen. Dessen letzter Schritt immer noch bedeutete, Lem Draysalt durch die Luftschleuse ihres erfolgreich zurückeroberten Schiffs zu schicken.

Tal’ana bezweifelte, dass noch mehr Alkohol irgendwelche positiven Auswirkungen auf den bombad Spion haben würde. Doch sie selbst hatte gegen einen kräftigen Schluck auf seine Kosten nichts einzuwenden. Sie würde sich diesen Mann schöntrinken müssen, auch wenn Leto eigentlich gar nicht so hässlich war. Aber zumindest konnte sie sich das Geplänkel auf dem Schiff sparen. Wenn ich mit dir fertig bin, erzählst du mir deine tiefsten Geheimnisse. Kann ja nicht mehr lange dauern… Die Twi’lek streckte ihren Arm aus und legte ihn mit etwas Willensanstrengung auf den Oberschenkel des Captains – ohne ihm dabei die Fingernägel in die Haut zu bohren. „Sehr gerne“, lächelte sie und ließ es offen, ob sie es auf den Alkohol oder den späteren Abendverlauf bezog. Langsam hätte Tal’ana nicht einmal etwas dagegen, wenn Sturmtruppen auf der Suche nach einem Spion den Saal stürmten. Es konnte gar nicht mehr schlimmer werden.
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#13
Leto fühlte sich, wie der größte Held der Galaxis und seine Laune besserte sich abermals, als Tals Hand auf seinem Oberschenkel lag. Niedere Gelüste wurden befriedigt, während des diesige Gehirn des Narren bereits Fantasien durchspielte. Ja, er war der Größte und hatte... besondere Fähigkeiten. In dieser Galaxis der Irren war ein wohlwollender Idiot eine Alternative. Leto grinste breit, während Tal'ana in seine Augen blickte. Leider war Leto zu naiv, um wirklich Hintergedanken zu erkennen und gab einer wildfremden Frau die Gelegeneheit gegen ihn zu arbeiten. Er hob die Hand und ein Servierdroide wankte heran. "Zwei corellianische Ale, den Rest habe ich noch," sprach er halb zum Droiden und halb zur Twilek. Immerhin wollte er seine Eroberung nicht aus dem Blick lassen. Der Droide in glänzendem Silber trottete davon, um mit dem Barmann in enger Zusammenarbeit ein Tablett mit jenen Getränken zu bestücken. Leto selbst räusperte sich, da er sich unsicher war, wie er weiter verfahren sollte. Insofern, um den Flirt aus seiner Sichtweise elegant zu halten, beantwortete er erst einmal ihre Fragen, die er für das Bestaunen ihrer Attribute zurückgestellt hatte. "Noch eine kurze Weile wollte ich warten," antwortete er halbherzig, da seine Augen auf den Brüsten der wunderschönen Twilek lagen. Der betrunkene Leto war deutlich unfähiger seine Interessen zu verbergen als der nicht betrunkene Captain Halleck. Doch beide existierten nicht mehr getrennt von einander. Er ging nicht davon aus, dass man seine Künsten widerstehen konnte. Er hatte verschiedene Dinge überlebt und vorallem seinen Alkoholkonsum. Was sollte jetzt schief gehen? Leto war lebendig auf Corellia angekommen, hatte sich eine Braut geangelt und war bereit für eine schöne Nacht, wenn da dieser Auftrag nicht wäre. Aber hey, er hatte schon einmal einen Erfolg, denn er war hier. Verdammt! Da war ja noch Keltic. Seufzend rieb er sich die Stirn, während seine Gedanken an den eingesperrten Söldner wanderten. Er war sich sehr sicher, dass er nicht ohne einen Faustschlag durch Keltic aus der Nummer herauskommen würde. Und Leto wollte nicht geschlagen werden. Er war nicht gut im Einstecken von Schlägen und leider hatte er schon viele Schläge in seinem Leben kassiert.

Der Mann hatte ein Talent dafür in Kneipenschlägereien zu geraten. Meistens ging es darum, dass er zu lange die Geliebte eines Unterweltbosses anstarrte oder schlicht das Falsche sagte. Man sollte nicht immer offen sprechen. Immer noch rieb er sich über die schwitzige Stirn, wobei ein Haar mit einem Klumpen Haargel daran zu Boden segelte oder eher wie ein fettiger Vogel abstürzte. Ein Gutes hatte es: Leto starrte nicht mehr auf Tal'ana. "Hilfe ist immer gut," sagte er und blickte wieder auf, nahm die Hand herunter, um eine vielsagende Geste mit beiden Augenbrauen zu machen. "Echte Hilfe," setzte er nach und seine kalte Hand platschte auf ihre, um sie auf dem Oberschenkel zu umschließen. Sie klebte ein wenig, nachdem Fusel darüber geraten war; und roch auch entsprechend, da sich der Fuseldunst richtung Tals Nase erhob. Der Droide brachte nun die Getränke. "Musik fehlt!" - eine laut ausgesprochene Feststellung. Leto, der Meisterspion, drehte seinen Kopf zu eine halbseidigen Typen am Juke'O'Maten und rief diesem zu, während er mit seiner freien Hand auf den Tisch klopfte, was ein unpassend lautes Geräusch ergab. "Hey! Du kriegst Geld, wenn du mir diesen Song einlegst, wie hieß der noch...," donnerte die leicht alkohol-tänzelnde Teppichstimme des Mannes in Richtung des Typen im abgeranzten Raumanzug. Dieser grummelte, tat aber wohl etwas an der Anlage. "Secret Agent Man," war schließlich der Ausruf von Leto, der es lustig fand, vor Tal offenkundig diese Rolle zu spielen. Mit einem Griff in seine Brusttasche zog er einen Creditstick hervor, um diesen ungelenkt durch den Raum zum halbseidenen Typen zu werfen. Der Stick flog in einer großen Spur durch die Luft und landete rutschend, wie krachend, vor dem Typen. Dieser schimpfte etwas in fremder Sprache aber trottete dann von der Anlage weg. Er schien genervt. Leto zufrieden über seine - in seinen Augen - coole Aktion, lächelte breit (in mehrfacher Hinsicht) zu Tal'ana, um sie erneut zu bewundern. Keltic hatte er wieder verdrängt, auch weil noch mehr Alkohol eintroffen war. Er stellte die Schnapsflasche ab und griff zum Ale. Die Musik begann zu spielen, um zu unterstreichen, wie unfähig dieser Mann war. Jetzt fehlte nur noch ein imperialer Offizier, der Leto direkt ansprach. Tal lebte wirklich gefährlich. Leider war Leto von seiner eigenen Befähigung überzeugt und wippte mit seinem Kopf im Takt der Musik mit. Ja, er war ein Spion, wie cool!
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#14
Corellianisches Ale war nicht gerade Corellianischer Whiskey, aber bei einem kostenlosen Getränk war Tal’ana nicht allzu wählerisch. Es würde seinen Zweck erfüllen. Wie unglaublich großzügig von Ihnen, Captain Halleck. Hauptsache, er tat jetzt nicht so, als hätte er ihr mit einem der billigsten Getränke von Corellia einen spendablen Gefallen getan. Tatsächlich musste sie ihm eine Sache anrechnen: Er prahlte zwar damit, dass er ein Spion war – was schon schlimm genug war – aber immerhin erzählte er ihr nicht auch noch alle Details seiner Mission. Noch nicht. Vor ihrem inneren Auge stellte sie sich Leto gerade als Cargo-Box vor, die langsam mit Alkohol gefüllt wurde. Sie wollte vermutlich nicht dabei sein, wenn sie überschwappte. Vielleicht hat die Republik auch tatsächlich nicht den größten Idioten hierher geschickt. Nur den zweitgrößten. Der getrunkene Alkohol schien bereit über seine Stirn wieder zu entweichen und eine klamme, schwitzige Hand legte sich ungelenk auf ihre, während Leto sie nach kurzer Unterbrechung wieder ansah. War der Captain etwa nervös? Sie konnte es ihm nicht verdenken, immerhin schmorte er gerade im eigenen Saft. Aber sie war nicht hier, um ihn zu retten. Ganz im Gegenteil – wenn es brenzlig wurde, war es besser, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden, damit man sie nicht mit Leto Halleck in Verbindung brachte. Das würde ihre ohnehin angespannte Beziehung mit dem Imperium nur noch weiter verschlechtern.

„Vielleicht kommt er auch nicht mehr“, brachte die Twi’lek eine unangenehme Wahrheit auf den Tisch. „Vielleicht hat das Imperium deinen Kontakt bereits geschnappt und nun versuchen sie deinen Namen aus ihm rauszupressen“, raunte sie trocken und griff mit ihrer freien Hand nach einem der Becher, die der Servierdroide gerade auf den Tisch gestellt hatte. Fast im selben Moment schlug Leto einmal mit seiner eigenen Hand auf den Tisch und ein paar Tropfen Ale schwappten über ihre Finger. Tal’ana rollte mit den Augen und leerte das Getränk fast in einem Zug – vor allem, nachdem sie seine Aufforderung und anschließend die ersten Takte Musik hörte. Du bist absolut nutzlos. Ihre angeregte Fassade verschwand und ließ ein unbeeindrucktes Gesicht zurück. Sie war so gnädig, ihre nasse Hand an seinem anderen Oberschenkel abzuwischen, als sie sich mit leichtem Vorbeugen auf ihn stützte und erhob. Dabei entzog sie ihm auch die Hand, die er eben noch siegesgewiss gehalten hatte. „Noch viel Glück bei Ihrer Mission, Captain, betonte Tal das letzte Wort fast schon abfällig. „Du wirst es brauchen. Wär schade um dein hübsches, wenn schon nicht sehr helles Köpfchen. Quen!“

Ihr Freund zuckte bei der Nennung seines Namens zusammen und blickte angespannt in ihre Richtung. Tal’ana zog den Verschluss ihrer Jacke etwas nach oben und deutete auf den Eingang der Cantina. Hastig verabschiedete sich der Rodianer von seiner Bekanntschaft und eilte an seine Seite, als Tal’ana ohne sich noch einmal umzusehen der frischen Luft entgegenstrebte. „Wir gehen“, teilte sie ihm das Offensichtliche mit.
„Was ist passiert? Wolltest du nicht—“
„Ich sagte, wir gehen! Und merk dir den Namen Leto Halleck. Solltest du ihn je zu hören bekommen, such schleunigst das Weite. Später“, reagierte sie mit einem Seufzen auf ihren noch immer verwirrt dreinblickenden Co-Piloten. „Erst brauchen wir eine Unterkunft für die Nacht und einen möglichst ungesicherten Zugang zum HoloNet. Wir bekommen mein Baby auch anders zurück“, versuchte sie vor allem sich selbst Mut zu machen und schloss ihre Jacke bis zum Kragen, als sie die kühle Brise Corellias in ihrem Nacken spürte. Heute war ein miserabler Tag.
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#15
Nun war Leto überrascht, gar entsetzt über die Entwicklung. Dabei war er doch der größte Captain und Spion in dieser Cantina! Enttäuscht sanken seine noch eben hochgestellten Brauen herab und gaben seinem Gesicht einen traurigen Abgesang. Er wollte noch etwas sagen aber war zu feige das Wort gegen diese Twilek zu erheben. War er gerade beleidigt worden? Seine von Alkohol durchsetzte Birne versuchte den letzten Satz zu verarbeiten. Ja, sie hatte ihn eiskalt versetzt. Unsicher, ob es an seinem Alkoholkonsum, seiner Person oder seinem Gehabe lag, fiel er in den Stuhl zurück, um sich anzulehnen. "Ist der Letoman zu hart, ist sie zu weich," kommentierte er beiläufig, um sich selbst ein wenig die Illusion des Helden zu erhalten, der er bestimmt nicht war. In einer Sache hatte sie aber Recht, dass der Kontakt sich erheblich verspätet hatte. Die Musik hörte auf zu spielen und der Mann blieb allein am Spieltisch zurück. Eingesunken in den Stuhl, wollte nicht einmal mehr der Alkohol schmecken. Das gute Ale versickerte lustlos im Rachen und das Glas verblieb leer hängend in seiner Hand. Seine ganze Attitüde zerbröselte. Tal konnte nicht wissen, was diesen Mann wirklich dazu bewegte, diese ganze Show zu spielen und sich mit Alkohol abzuschütten. Seine gesamte Familie war mit Alderaan untergegangen. Seine Heimat war ihm genommen worden. Er hatte nichts mehr in dieser Galaxis. Einsam war Leto Halleck und der Alkohol war sein bester Freund geworden. Es war diese irrige Hoffnung, die ihn noch aufraffte, dass sein Leben noch irgendeinen Sinn haben konnte. Doch in der Tat war er absolut nutzlos, wie das Asteriodenfeld, welches Alderaan zurückgelassen hatte. Tal'ana hatte ihn verdammt, ohne es zu wissen, hatte sie genau die Wunde getroffen, die ihn zum Alkoholiker gemacht hatte: falsche Hoffnung. Es gab nichts mehr, was sich wirklich lohnte. Diese ganze Mission erschien ihm plötzlich so schonungslos. Das abfällig gesprochene Wort "Captain" verweilte in seinen Ohren. Er war Captain, ja, ein miserabler zwar aber hatte eine Verantwortung und einen Job. Mühsam erhob sich der Oberkörper des Mannes, um das Glas auf dem ehemaligen Spieltisch abzustellen. Es gab ein dumpfes Geräusch von sich. Ihm war gerade nicht nur Spaß durch die Lappen gegangen, sondern auch einmal echte Ablenkung von seinem grottigen Leben. Selbst im besoffenen Kopf durchschaute der Mann seine Niederlage. Sie war offenkundig.

Die einzige Wahrheit die Leto Halleck kannte, war jene, dass diese Galaxis ein einziges großes Drecksloch war und er wollte nicht mehr wirklich in diesem Drecksloch sein; und diesen Drecksjob machen. Doch hatte er keine Wahl. Er war nun hier auf Corellia in dieser verdammten Mission. Keltic hatte ihm einst eingeschärft, dass es nur den Job gab und wenn man einen Job annahm, musste man ihn durchziehen. Wenn man schon Scheiße bearbeiten musste, konnte man es wenigstens lukrativ tun. Leider hatte er gerade sein Geld verspielt, um sich die Chance auf diese Twilek zu geben. Es war alles andere als lukrativ für den Captain verlaufen. Nicht nur dafür würde ihm Keltic eine verpassen. Inzwischen wollte er auch eine verpasst bekommen, um für einige Momente aus dem Alltag geschossen zu werden. Alkohol, sofern man ihn oft genug zu sich nahm, verlor zwar nicht seine bekannte Wirkung aber seine Intensität und es brauchte immer mehr, um gleiche Effekte zu erzielen. Leto war einfach zu viel gewöhnt und konnte nicht mit einer einfachen Menge aus dem Alltag fallen. Der Verstand wollte es gerade jetzt. Würdelos kratzte er mit seiner Zunge die letzte Reste Fusel aus der Flasche, die an seinem Mund hing und von seinen groben Händen gestützt wurde. Danach ließ er sie fallen, sie zerschellte am Boden und der Droide eilte herbei, um mit eleganter Stimme auf diesen Fauxpas hinzuweisen. Leto ignorierte des programmierte Gebrabbel, erhob sich von seinem Stuhl, um dieses Etablisment zu verlassen. Der Kontakt kam nicht mehr, da war er sich sicher. Der Droide begann die Splitter mit einer Art hässlichen Staubsauger aufzusammeln. Leto, bereits wieder auf Kurs, dem eines Schiffes bei Hochsee gleich, hinaus auf die Straße. Mit beiden Armen von sich gestreckt, stieß er wankend die Tür auf, um die Straße zu betreten. Dahinten war sie, diese... furchtbare Frau! Sein unruhiger Blick wollte auf ihr verweilen. Doch es näherten sich drei Sturmtruppen, die unlängst Leto ansprachen. Ihre Vocoder unterstützten ihre ohnehin von Disziplin getragene Sprechweise. "Bürger! Halt!" Leto war erneut überrascht, lächelte falsch und deutete wild im Kreis um sich herum. "Ich bin nicht der, den sie suchen," erklärte er stolz. Kurz betrachteten die Soldaten den betrunkenen Leto, ordneten ihn aber nicht als Bedrohung ein.

Die Sturmtruppen trugen ihren Blaster locker, dennoch schussbereit und umringten den Mann beiläufig. "Sie haben erheblich getrunken. Begeben Sie sich nach Hause," sagte der Anführer der kleinen Truppe, um dann mit seiner Einheit die Cantina zu betreten. Scheinbar suchten sie wirklich jemand anderen. So waren sie entschwunden und Leto war sich erneut seiner unverwüstlichen Lügenstrategie sicher, die immer funktionierte (oder auch nicht). Der Dusel war wieder mit Leto, der nun auf Tal zu halten wollte, doch entschied sich dagegen. Plötzlich tippte ihm eine andere fremde Frau auf die Schulter. Es war eine Menschenfrau in einem Abendkleid, welche weitab des einstigen Gespräches zwischen Tal und dem Captain gesessen hatte; und sich nun eiligst aus dem Lokal begeben hatte. Mit einem weiten Schlag holte sie aus und schlug Leto frontal ins Gesicht, der sofort zusammen sackte und platt, wie ein Fisch, auf der Straße noch kurz zuckend lag. "Nerftreiber," schimpfte die Frau, die wohl der Kontakt gewesen war. Benommen, nicht nur vom Schlag, konnte er sich nicht erheben.
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#16
Die corellianische Nachtluft war auf mehrere Weisen ernüchternd. Die Hazard befand sich nach wie vor in imperialem Besitz, weswegen sich Tal’ana und Quen für die Nacht eine neue Unterkunft suchen mussten. Und in dem Versuch, einen Plan zur Rettung ihres geliebten Schiffes zu entwerfen, hatte die Schmugglerin nicht nur auf den falschen Blurrg gesetzt, sondern auch noch einen Großteil ihrer Credits verspielt, die sie durch das Geschäft mit Lam gewonnen hatte. Insofern hatte es sich der Duros nun gleich mehrfach verdient, als Ziel für ein paar Blaster-Schießübungen herzuhalten. Zumindest roch das nächtliche Coronet City besser, als es der Spieltisch in der Cantina getan hatte.

Die Twi’lek und der Rodianer hielten sich eher im Schatten der Straßen auf – soweit dies in diesem Teil der Stadt möglich war, doch Tal’ana kam nicht weit, ehe Quen noch einmal nachhakte. „Was genau ist da drin eigentlich passiert? Es lief eindeutig nicht so, wie du es dir vorgestellt hast.“
Die Schmugglerin seufzte und hielt inne. Sah sich nach Schildern für eine Übernachtungsmöglichkeit um – oder ob jemand sie belauschte oder gar verfolgte. Bisher machte es nicht den Anschein, also raunte sie ihrem Freund leise zu: „Der Mann, den ich… engagieren wollte ist in geheimer Sache unterwegs. Wahrscheinlich für die Republik. Allerdings scheint er nicht ganz begriffen zu haben, dass man solche Sachen auch geheim—“
„Bürger! Halt!“, erklang es plötzlich hinter ihr in der wohlvertrauten Verzerrung eines Sturmtruppler-Helms. Tal’ana zuckte unwillkürlich zusammen und wandte sich um – eine Hand scheinbar lässig an ihrer Seite und dabei in bequemer Entfernung zu ihrem Blaster. Quen wurde ein paar Nuancen heller. Doch die Patrouille war gar nicht in ihre Richtung unterwegs. Sie hielt auf einen Mann zu, der die Shiny Star Cantina gerade verlassen hatte. Bei Letos Anblick spürte die Twi’lek einen Kloß in ihrem Hals. Um nicht entdeckt zu werden, presste sich sich mit Quen in einen Hauseingang, über dem die Beleuchtung beschädigt war und nur in unregelmäßigen Abständen flackerte. Ihre dunkle Kleidung und ihre nächtliche Hautfarbe kamen ihr dabei zugute.

Tal’ana beobachtete angespannt, wie Leto sich kurz mit den Sturmtruppen unterhielt. Zu ihrer – für sie selbst überraschenden – Erleichterung ließen die Soldaten in Weiß ihn jedoch ziehen und betraten die Cantina. Nach Erfahrung der Schmugglerin konnte allerdings auch das nichts Gutes bedeuten. Es war besser, sich von diesem Ort möglichst bald zu entfernen und sich hier nicht unbedingt noch einmal sehen zu lassen. Gerade als Tal jedoch Entwarnung geben und ihren Weg fortsetzen wollte, gesellte sich eine Menschenfrau zu Leto und schlug den Mann mit einer Geraden nieder. Der Spion lag wie ein Krek-Käfer hilflos auf dem Rücken und sah nicht danach aus, als würde er sich so bald wieder aufrappeln.
Stang! Was tue ich hier eigentlich? Dafür bist du mir einen großen Gefallen schuldig, Schutta!
Tal’ana wies Quen an, in Deckung zu bleiben und – sie konnte es selbst kaum fassen – kam lässigen Schrittes zu Letos Rettung. „Hey“, sprach sie die Frau an, die für diese Gegend viel zu gut gekleidet wirkte. „Was dagegen, wenn ich abklatsche? Wenn es darum geht, diesem Typen ins Gesicht zu schlagen, habe ich die älteren Rechte!“ Wie schon bei den Sturmtruppen war die rechte Hand der Twi’lek in ihre Hüfte gestemmt und dabei rein zufällig in der Reichweite ihres versteckten Blasters.
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#17
Der miese Käfer rollte sich nach dem Schlag getroffen über den Boden, zuckte mit seinen Beinen, um die Todesvisionen zu vertreiben. Er hatte Angst, fürchtete sich davor, was ihn da getroffen hatte. Immerhin hatte er nur eine Faust gesehen. Waren es lackierte Fingernägel an jener Faust? Nein, noch traute er sich nicht seine Augen zu öffnen. Auch der Suff ließ ihn diesig zurück, so dass die Reaktion erheblich verlangsamt erfolgte. Wa war geschehen? Schließlich öffnete der selbst-ernannte Actionheld seine Augen und entdeckte ein bekanntes Gesicht, welches drohend über ihm stand. "Risa?" - erhob sich seine geisterhafte Stimme aus den Untiefen seiner ertrunkenen Stimme. Man kannte sich wohl und die Frau im überaus hübschen Kleid, sehr unpassend für diesen Ort, blickte ihn zornig an. "Ich dachte...," wollte Leto formulieren, doch brach seinen Versuch schnell ab, als sich Tal näherte. Hilfe! Er lächelte selbstgerecht, fast davon überzeugt, dass sein Charme dafür verantwortlich war. Die Frau wandte sich dann der Twilek zu, legte ihren Kopf leicht schief, um ihren Worten skeptische Aufmerksamkeit zu schenken. "Hast du auch Probleme mit diesem Arschloch von Banthadreck?" Ihre Stimme war fest, geladen mit erheblichem Zorn auf Leto Halleck. Ja, sie wollte nicht mit ihm zusammenarbeiten. Musste es aber. Die Republik hatte ihr nicht gesagt, welchen Kontakt sie treffen sollte und es war ausgerechnet diese Nullpe von Halleck, welcher einst mit ihr ein Date hatte und sie verführen wollte. Zu ihrem Pech war sie darauf eingegangen und am nächsten Tag war er einfach verschwunden; hinterließ nur eine Hotelrechnung und eine halbleere Flasche Cognac. Nein, sie konnte Tal nicht verraten, warum sie sich kannten, denn sie war eine bessere Spionin als Leto. Dennoch konnte ein wenig Rache nicht schaden. Leto verdiente alles; insbesondere, weil er bisher aus jeder Situation entkommen war. Wütend trat sie ihm mit ihrem Stiletto auf den Arm, so dass Leto einmal sein Gesicht verzog. "Ich kann alles erklären," sagte der Captain, beschwichtigend die andere Hand hebend. Risa, die Frau im Kleid, nahm ihren Fuß zurück und auch damit den schmerzhaften Druck auf dem Arm. Dann blickte der mitleidige Käfer zu Tal'ana, lächelte ihr charmant zu; zumindest das, was er für charmant hielt. Es war nicht charmant, eher lächerlich überzogen.

Risa, im Auftrag der Republik hier, trat zwei Schritte von dem Säufer weg. "Gerne! Danach muss ich ihn aber mitnehmen. Leider," sagte sie ernüchtert, als ihr klar wurde, dass sie Leto Halleck tatsächlich noch brauchte, damit diese Mission nicht ein vollkommener Reinfall wurde. Gut, jegliche Operation mit Halleck war ein Reinfall aber diese Sache war zu groß, um einfach mit einem Arschtritt gegen Leto zu verschwinden. SIe nahm sich vor, danach ihm noch eine zu verpassen. Er verdiente jeden Schlag - nicht für ihr gebrochenes Herz, sondern für seine Unfähigkeit einen einfachen Job auszuführen. Verdammt nochmal! Es riskierten Leute ihr Leben, damit dieser Kerl seinen Job machen konnte. Ihr war nicht ganz klar, warum die Republik gerne diesen Mann schickte. Vielleicht war er besonders - oder einfach leicht zu haben, da er jeden Job aus Unwissen annahm. Man musste damit leben. Mit einer schnellen Bewegung richtete sie ihre Haare, rückte das Kleid in Position und wartete auf Tal, dass sie ihren Schlag ansetzen konnte. Scheinbar hatte er erneut einer Frau das Herz gebrochen, ausgerechnet einer Twi'lek. Wunderte es Risa noch? Scheinbar nicht, so dass sie einfach eine Geste machte, dass das Opfer freigegeben war.

Leto versuchte sich auf seinen Bauch zu drehen, schaffte es mit Mühe. Er kroch noch kurz über den Betonboden, während seine Augen Tal'ana fixierten. Sie ähnelten denen eines geprügelten Hundewelpens und sagten ohne Worte "Tue mir nichts", als er dann seine Hand in ihre Richtung ausstreckte, um eine Hilfe beim Aufstehen zu haben. Er war unfähig geeignet mit dieser Situation umzugehen, so dass auch seine gewohnte Selbstsicherheit litt. Zwar versuchte der tollpatschige Alderaaner seine Zuversicht wieder zu finden aber scheiterte, da ausgerechnet Risa im Hintergrund stand. Diese Frau hatte mehr drauf als er und war auch bereit, ihn schlicht zu töten, weshalb er damals auch abgehauen war. Eine solche Frau, die wusste, was sie wollte, war nicht gut für den Leto-Man. Zumal Leto Halleck alles andere als geschickt im Umgang war, so dass bei Zeiten aus dieser romantischen Vergangenheit eine unromantische Beerdigung hätte werden können. Risa war Auftragsmörderin, Spionin und Kämpferin der Rebellion gewesen; was man ihr sicherlich nicht sofort ansah aber sie konnte einen ohne Mühe umbringen. Leto wollte diesem bestimmten Schicksal entgehen, da er mal wieder an die falsche Frau geraten war. Ironie lag darin, dass die Republik genau Risa und ihn für diesen Job ausgewählt hatte. Im Hinterkopf überlegte Leto bereits, wie er aus dieser Nummer herauskam. Noch einmal ein Hotelzimmer mieten, eine Nacht mit Risa verbringen und dann wieder verduften? Eine Möglichkeit aber denkbar unwahrscheinlich.
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#18
„Risa?“ Die Twi’lek hob eine Augenbraue und auch ihre Mundwinkel zuckten unwillkürlich nach oben. Die Frau im Abendkleid war eindeutig nicht ihre pantoranische Freundin aus Rebellentagen, doch die Namensähnlichkeit weckte ihr Interesse und gleichzeitig Sympathie. Eine Regung, die dementsprechend nicht mehr Leto zufallen konnte. Auch die Heftigkeit, mit der Risa den am Boden liegenden Captain ‚in Beschlag nahm‘, entging ihr nicht. Die beiden schienen sich eindeutig zu kennen – und offenbar hatte Leto Halleck sich schon früher nicht unbedingt mit Ruhm bekleckert. „Hm, vielleicht habe ich doch nicht die älteren Rechte“, sagte Tal’ana amüsiert, halb zu sich selbst und halb zu ihrem Gegenüber. „Das könnte man so sagen. Er schuldet mir ein Schiff.“ Diese Information dürfte auch für Leto neu sein und sie rechnete fest damit, dass er heftig dagegen protestierte, wie sie so eine Forderung aus dem Nichts stellen konnte. Doch die Twi’lek hatte wieder begonnen, eine Partie Sabacc zu spielen, mit Menschen statt Spielkarten und ihrem Leben statt Credits. Hoffentlich hatte sie ihre Pechsträhne für heute hinter sich.

Es wäre ein schöner Zufall, wenn Leto ausgerechnet am Tag seiner unglaublich geheimen Mission einer alten Bekannten über den Weg lief, die einen Groll gegen ihn hegte. Doch Tal’ana hoffte darauf, dass mehr dahintersteckte und sie als nun beteiligte Person daraus einen Vorteil ziehen konnte. Doch dazu musste sie erst mehr über Risa und ihre Beweggründe in Erfahrung bringen. Sie schien nicht ganz so plump ihre Absichten zu verraten, doch zumindest hatte die Schmugglerin durch Risas weitere Worte die Bestätigung, dass es tatsächlich nicht nur ein zufälliges Aufeinandertreffen war. Oh, nein. Das Schicksal war doch nicht wirklich so grausam und hatte… Wenn dem so war, musste sie dabei sein – allein zu Unterhaltungszwecken! Zudem hatte sie fest vor, Letos bisher unbekannte Schulden einzutreiben. Und wenn sie ihm dafür sein eigenes Schiff stehlen musste. Die zweite Inkarnation ihrer besten Freundin Risa würde sicher nichts dagegen haben, wenn sie sich die Libby einmal ‚ausborgte‘. Doch erst musste sie das Vertrauen der elegant gekleideten Frau gewinnen – und Captain Halleck auf den neuesten Stand der Dinge bringen.

Tal’ana versuchte unbeeindruckt auszusehen, während Käfer-Leto sich auf den Bauch drehte, in ihre Richtung robbte und sie Mitleid heischend anblickte. Sie ging vor ihm in die Hocke. Wenn du wenigstens Zev wärst… Doch es half nichts, jetzt an ihren toten Freund und Bettgefährten zu denken. Halleck streckte seine Hand aus und die Twi’lek kam ihm mit ihrer Hand tatsächlich entgegen – nur, um Leto am Kragen zu packen und unsanft an sich heranzuziehen. Seine Alkoholfahne eilte ihm voraus. „Hör zu, Pateesa. Ich mache dir ein Angebot, das du besser nicht ablehnst. Ich bewahre deinen hübschen, kleinen Hintern vor der Rache deiner hübschen, kleinen Freundin – und dafür kriege ich, wenn Geheimagent Halleck den Tag gerettet hat, eine Spritztour mit der Libby, um mein vom Imperium völlig unberechtigt einkassiertes Schiff zu befreien.“ Anschließend stemmte Tal’ana sich hoch, noch immer Leto am Kragen packend – der Mann war schwerer als gedacht – und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder Risa zu. „Du solltest mich mitnehmen. Dann sind wenigstens zwei kompetente Personen beteiligt und du musst die Ale-Nase hier nicht allein ertragen. Und im Gegensatz zu ihm weiß ich, wann ich den Mund zu halten habe.“ Das war ein gewagter Einsatz, der ihr genauso gut das Genick brechen konnte. Aber nun steckte die Twi’lek ohnehin zu tief drin, um noch einen Rückzieher zu machen. Verdammt, Leto hatte garantiert auf sie abgefärbt…
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#19
Leto, unsicher, ob er auf dieses Angebot eingehen sollte, überlegte einen langen Moment. Es kam einer Niederlage gleich, wenn er vor einer Frau kapitulieren musste. Einer Frau, wie dieser blauhäutigen Twilek! Es setzte schlicht seine Selbstachtung zurück, erneut einer Frau ausgeliefert zu sein. Er nickte schlicht, wobei sein Verstand ihm bereits sagte, dass dies noch böse enden würde. Diese Frau bedeutete mitunter größeren Ärger als Risa. Immerhin war er so vor Risa geschützt, wenn Tal wirklich ihren Deal einlöste. Ein Deal war eben ein Deal. Unsanft riss sie ihn hoch, was ihm sichtbar missfiel. Im wackeligen Stand, setzte er wieder sein gewohnt instabiles Sufflächeln auf, was dann zerbrach, als Risa erneut herantrat, während Tal mit ihr sprach. "Du weißt, worauf du dich einlässt?" - fragte die Frau im Kleid, lachte auf und deutete auf den betrunkenen Narren. "Der Mann hat mehr Unglück als ein Bantha vor der Schlachtbank." Und das war nur die Wahrheit. Nicht nur im Bezug auf die beiden Frauen, die ihm an die verschwitzte Haut wollten. Risa wollte Tal'ana gerade in die Mission einbinden, aber unterbrach diesen Gedanken, als eine Sirene durch den Abend schallte. Ein CorSec-Gleiter setzte sich herab, landete unweit einer Kreuzung. Jedoch stiegen aus der Luke keine CorSec-Beamten, sondern Sturmtruppen, um die Imperialen, die gerade die Cantina betreten hatten, zu verstärken. Im Eilschritt, mit aktiviertem Kom, welches aus den Helmen schallte, näherten sie sich. "Verstärkung. Rebell festgesetzt. WIderstand erheblich," waren Worte, die man vernehmen konnte, als die Soldaten an der willfährigen Dreiergruppe vorbeizogen.

"Mein Bauchgefühl sagt mir...," wollte Leto einen Satz beginnen, als Risa Tal an die Schulter griff, um ihr etwas von Angesicht zu Angesicht zu sagen. Leto grummelte, während er unsicher sowie ängstlich zum Eingang der Cantina starrte, durch den gerade die Sturmtruppen mit gezogenen E-11 schritten. "Leto ist leider die einzige Chance für einen Job, den ich hier habe. Bringe ihn nicht um, bevor ich dir ein Zeichen gebe," sagte sie im Halbscherz, als sie Tal'ana einen Schritt mit sich zog, damit Leto es nicht hören konnte. Es war der Pakt zweier Frauen, die einen Mann gemeinsam verachteten, den sie der Twi'lek gerade unterbreitete. "Du darfst gerne mitkommen. Alles ist besser als mit Leto allein zu sein," erklärte sie noch ehrlich, wobei ihre Augen sich zu kleinen Schlitzen verkleinerten. Ja, sie verachtete Leto Halleck, musste dieses Gefühl aber weit zurückstellen, um die Mission nicht zu gefährden. Am liebsten würde sie ihm nun in die Beine schießen.

Urplötzlich, kurz nachdem die Sturmtruppen die Cantina betreten hatten, löste sich eine kleine Detonation, welche die Glasfassade des Etablisment zersplitterte und eine schwarze Rauchwolke aus der Tür trieb. Zwei Sturmsoldaten krochen durch die zerborstenen Scheiben hinaus, schwer keuchend und von Splittern übersät. In Schmerz und Pein fasste sich einer der beiden Soldaten an den Helm, um ins Kom zu brüllen: "Feind entkommen. Festsetzung gescheitert. MediEvac." Danach brach er bewusstlos zusammen, beide arme herabsinkend. Aus der Cantina wankten schließlich eingeschwärzte, verstörte Personen, welche teilweise leicht verletzt Erlösung in der Außenwelt suchten. In der Ferne waren weitere Sirenen zu hören. Der leere CorSec-Gleiter blinkte immer noch im typischen Warnlicht der hiesigen Sicherheitsbehörde. Leto hatte sich bei der Explosion schlecht geduckt, so dass er wie ein Affe in einer Schaukel aussah, welcher nur keine Schaukel mehr hatte. Risa hatte Tal schlicht ein paar Meter weiter geschoben, da sie die Detonation richtig eingeschätzt hatte. "Wir sollten verschwinden," befahl Risa, die echte Agentin, und blickte böse zu Leto, der sich aus seiner Angst-Affenpose befreite. "Ja, gute Idee," sagte er ängstlich mit brüchiger Stimme und blickte sich verwirrt um. Er hasste solche Situationen, denn er war kein Kämpfer, sondern schlicht ein Glücksritter - und im Kampf hatte man eigentlich nie Glück, da ein Blaster oft mit einem Schuss ein Leben beenden konnte.

Im hektischen Rundumblick entdeckte er den offenen CorSec-Gleiter. "Lass' uns den dort nehmen!" Leto meinte es ernst, so dass Risa auch in seine Blickrichtung schaute. "Den Gleiter? Spinnst du?" Sie war nicht begeistert und überließ Tal die Entscheidung, indem sie nun diese anblickte - mit zwei Fragezeichen in den Augen. Irgendwie mussten sie entkommen, da Sturmtruppen in einer solchen Situation nur unangenehme Fragen stellen würden.
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#20
Nachdem sie Leto wieder auf die Beine gebracht hatte und der Mann sich anscheinend von alleine aufrecht halten konnte, wandte Tal sich zu Risa um. Die Frau im Kleid reagierte überraschend entspannt darauf, dass sich die Schmugglerin in eine Geheimoperation hineindrängelte. Vielleicht war ihr vorgebrachtes Argument doch nicht so fadenscheinig, wie sie selbst vermutet hätte. „Wahrscheinlich nicht“, erwiderte die Twi’lek mit einem Grinsen, das eher wie ein Zähnefletschen wirkte und ihre raubtierhaften Eckzähne entblößte. „Aber ich habe heute Abend sowieso nichts anderes vor.“
Ihr selbstbewusstes Auftreten wurde auf eine harte Probe gestellt, als plötzlich eine Sirene aufheulte und ein CorSec-Gleiter in unwesentlicher Entfernung von ihnen landete. Mehrere Sturmtruppen traten daraus hervor und bewegten sich zielstrebig in Richtung Cantina. Das Rauschen von Tal’anas Blut wurde von dem Komm-Rauschen der Soldaten untermalt, die sich ihnen zügig näherten. Entspannt wirken. Unbeteiligt sein. Einfach weiteratmen. Die Schmugglerin drehte das Gesicht von der Straße weg und – scheinbar nur ihr Gewicht verlagernd – trat ein wenig in den Schatten. Sie hoffte darauf, dass Risa und Leto ähnlich erfahren darin waren, auffällig unauffällig zu sein. Zumindest der Frau traute sie dies zu.

Der Moment verging und die Truppler zogen an ihnen vorbei, ohne sie zu behelligen. Tals Hand, die sehr nahe an das Halfter ihres Blasters gerückt war, entspannte sich wieder. Doch der Komm-Spruch, den die Gruppe hatte mithören können, war wenig beruhigend. Ein Rebell in der Cantina. Noch einer? Oder hatten sich die Imperialen an der falschen Person vergriffen? Es wäre nicht das erste Mal. Risa übernahm das Kommando und gab erst Leto, dann der Twi’lek einige Anweisungen. Tal grinste lächelte grimmig – dieses Mal ohne Zähne – und nickte verständig. „Ich werde mir Mühe geben.“ Und ich hoffe, er kann sich noch daran erinnern, was für ein Job das sein soll. Seit wann unterstützte sie eigentlich wieder die Republik? Nicht, dass sie je wirklich damit aufgehört hätte, gegen das Imperium zu arbeiten. Aber bewusst in so eine Mission einzusteigen, war schon etwas ganz anderes. Einmal Rebell, immer Rebell. Oder so ähnlich. Wenn sie ehrlich mit sich war, ging es zumindest nicht mehr nur um ihr Schiff – auch wenn die Shimmering Hazard nach wie vor der Hauptgrund dafür war, dass sie sich auf diesen Wahnsinn einließ. Entweder dieser Abend würde ihr helfen, wieder an ihr Schiff zu kommen. Oder die Republik würde ihr wenigstens ein neues Schiff schulden. Oder sie war tot. Es gab praktisch nichts zu verlieren!

Wie um ihren Sarkasmus zu unterstreichen, gab es in der Cantina eine Explosion. Die Frontscheiben zerbarsten und Sturmtruppler krochen hinaus, nur um kurz darauf bewusstlos zusammenzubrechen. Stang! Die Lage begann zu eskalieren und nahezu gleichzeitig hatten sie alle den gleichen Gedanken: Weg hier! Tals Überlebensinstinkte schlugen an und übernahmen die Führung. Noch war man nicht auf die Dreiergruppe aufmerksam geworden, aber das würde sich bald ändern. Vorher sollten sie die Szenerie verlassen. Die Twi’lek folgte Letos und Risas Blick zu dem CorSec-Gleiter, überlegte einige Herzschläge und schüttelte dann den Kopf. „Zu gefährlich. Genauso gut könnten wir uns eine Zielscheibe auf den Bauch malen! Wir bewegen uns mit den Flüchtenden – hier ist immerhin gerade etwas Schlimmes passiert – und suchen uns einen privaten Gleiter. Dann ist immerhin nicht gleich das ganze imperiale Militär hinter uns her!“ Nur das halbe.

Tal zückte den Comlink aus ihrer Jackentasche und stellte eine Verbindung zu Quen her, während sie bereits die ersten Schritte weg vom Tatort machte. Nicht rennend, aber eilig. Sie würden nicht als Cantinabesucher durchgehen, die dem Unglück knapp entkommen waren – aber immerhin als alarmierte und verängstigte Passanten. „Quen, spontane Planänderung. Nimm die nächste Querstraße und stoß dann wieder zu uns.“
„Planänderung? Hast du die Sturmtruppen gesehen!?“
„Ja, und genau deswegen machen wir jetzt eine kleine Spritztour. Beeil dich!“
Damit beendete sie die Verbindung und hielt Ausschau nach einem Zivilfahrzeug, das Platz genug für vier Leute hatte. Reinspringen – zünden – flüchten. Das war der Plan. Kein besonders ausgefeilter, aber während der Rebellion hatte es reichen müssen. Wieder glitt ihre Hand zu ihrem Blaster – dieses Mal in der Gewissheit, dass sie ihn brauchen würde. „Mein Crewmitglied kommt mit.“ Auch wenn sie in absolut keiner Verhandlungsposition war, duldeten ihre Worte keinen Widerspruch. Sie würde Quen hier nicht zurücklassen… Sie würde ihn nicht verlieren… „Zumindest, bis wir in Sicherheit sind. Risa, kannst du fahren?“
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