#11
Ria blickte ihn an. Schweigend. Unfähig ein einziges Wort in ihren sich überschlagenden Gedanken tatsächlich zu artikulieren. Schließlich wendete sie sich von ihm ab und sah aus dem Fenster hinaus. Sie konnte ihn nicht ansehen. Nicht in diesem Augenblick, als dieses Gefühl von Leere und Verzweiflung in ihrem Inneren beinahe schmerzhaft wurde. Sie wollte ihm helfen. Sie wollte irgendetwas tun, weil... weil es eben so war. Irgendein Insekt versuchte mehrfach durch die Scheibe in das Innere des Cockpits zu gelangen, schwirrte dann aber unverrichteter Dinge wieder ab als es merkte, dass es wohl nicht gelingen würde. Ria hasste Insekten. Nicht weil sie sie ekelhaft und abstoßend fand, sondern einfach weil sie störten. Das Gesumme und Gebrumme, zirpen und Gekrabbel, das dafür sorgte, dass sich die kleinen Härchen auf den Armen und im Nacken aufstellten.
"Ich verstehe dich sehr gut," murmelte sie schließlich, ohne den Blick von ihrer herausragenden Aussicht auf die Wand der Landebucht zu nehmen. Ja, sie verstand ihn. Sie verstand ihn sogar sehr gut, jetzt nachdem sie eine Ahnung bekommen hatte, wie groß seine Schwierigkeiten tatsächlich waren. Allerdings änderte auch diese Erkenntnis nichts daran, dass sie ihn nun einmal nicht einfach so aufgeben würde. Ihn nicht und Jace und Tasha ebenso wenig.

"Nimm die CarVe. Mit oder ohne deine Crew, aber wenn du dir und/oder ihnen Zeit verschaffen willst, dann nimm sie. Mit ihr wirst du nicht in Verbindung gebracht. Keiner von euch." Es fiel ihr wahrlich nicht unbedingt leicht diese Worte auszusprechen, denn die CarVe, wie Areyn sie genannt hatte - abgeleitet von ihrer Bezeichnung Cargo Vessel - war ein Schiff, an dem viele Erinnerungen der familiären Art hingen. Nicht nur für sie, sondern eben auch ganz besonders für ihren Bruder, der sie allein für diesen Gedanken - geschweigedenn das Angebot, nein, den tiefen Wunsch - verfluchen würde. Ganz besonders weil es hier um Gavin ging. "Sie ist vielleicht nicht so schnell wie die Legacy, aber sie ist einsatzbereit. Du sagst, dir hängt die Zeit im Nacken... bitte." Ria vollführte eine fast auffordernde Geste, bevor sie ihn anblickte. "Ich gebe dir eher mein Schiff, als tatenlos dabei zuzusehen, wie du in dein Verderben rennst und dir dabei auch noch einredest genau das richtige zu tun, um andere zu schützen." Er verstand einfach nicht, dass er ihr bei weitem nicht egal genug war, um dieses Thema einfach abzuhaken und auf sich beruhen zu lassen, aber vielleicht war diese Ignoranz auch besser... für sie beide. Auch wenn es einige Dinge nicht unbedingt leichter machte. Ria war sich noch nicht einmal sicher, wann dieses Gefühl die Oberhand bekommen hatte, aber sie hasste sich selbst dafür, weil sie nie in die Situation hatte kommen wollen. Wie oft hatte sie die dummen Weiber für ihre naive und selten dämliche Gefühlsduselei belächelt? War sie jetzt in irgendeiner Form besser?

"Vielleicht ist es an der Zeit, dass du lernst, dass es manchmal besser ist Hilfe anzunehmen, ohne in Gedanken schon den Heldentod zu planen. Aber in dieser Hinsicht seid ihr Männer alle gleich." Ihr entwich ein leises Schnauben, bevor sie kopfschüttelnd das Cockpit verließ, um sich ein paar ihrer Sachen zu holen. Ja, tief in ihrem Inneren war sie verletzt, auch wenn sie nicht gedachte ihn das spüren zu lassen. Sie fühlte sich hilflos und war wütend. Wütend auf ihn, weil er mal wieder in Schwierigkeiten steckte, die sicherlich hätten vermieden werden können und wütend auf sich selbst, weil sie keinen blassen Schimmer hatte, wie sie ihm - und den anderen - helfen sollte und vermutlich war das in dieser Situation noch das schlimmste daran.
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#12
Gavin hörte das, was Ria ihm sagte und für einen kurzen Moment fühlte es sich in seinem Kopf so an, als wäre eine Sicherung durchgeschmort. Er setzte sich so ruckartig in dem Sitz auf, dass er fast schon aus diesem geflogen wäre, wenn da nicht die Beine im Weg gewesen wären. „Halt! Stop!“, rief er aus und schüttelte den Kopf. „Moment! DU erzählst mir etwas von lebensmüde und ich soll keinen Blödsinn machen und jetzt willst du mir dein Schiff geben? Ich wusste gar nicht, dass du deines Lebens mittlerweile so überdrüssig bist.“ Er schüttelte noch immer den Kopf, denn dieser Vorschlag war absoluter Wahnsinn und von durchdacht ja mal überhaupt gar keine Spur. „Denkst du wirklich, du schützt irgendjemanden, wenn du mein Schiff nimmst und ich deines?“ Er stand von seinem Platz auf, denn im Augenblick konnte er einfach nicht ruhig auf seinen vier Buchstaben sitzen bleiben. „Denkst du wirklich, du hilfst irgendjemanden, wenn du dir das Fadenkreuz auf den Rücken malst?“ Wieder schüttelte Gavin seinen Kopf. Das konnte sie doch jetzt nicht ernst meinen oder? Er neigte ja gelegentlich zu absurden Ideen, aber das was Ria gerade vorgeschlagen hatte, übertraf selbst seine absurdesten Ideen die er jemals gehabt hatte. Der Vorschlag glich nahezu einer Kombination aus all seinen absurden Ideen.

„Und hast du dir auch schon überlegt, dass dein Schiff nichts daran ändern wird, dass der imperiale Geheimdienst früher oder später herausbekommen wird, wer der Captain des flüchtenden Frachters war? Die Republik weiß es ja schon.“ Mit fragendem Blick sah er sie an, auch wenn sie ihm den Rücken zugewandt hatte. Aber auch wenn sie seinen Blick nicht sehen konnte, so war er doch gewiss spürbar. Gavin beugte sich mit dem Oberkörper nach vorne, stützte die Ellenbogen auf seinen Oberschenkel ab und fuhr sich immer wieder mit den Händen über den Hinterkopf. Dieses Gespräch verlief eindeutig nicht so wie von ihm geplant. Nun zugegeben, er hatte überhaupt nichts geplant, aber trotzdem hatte das Gespräch eine Richtung eingenommen, in das es eindeutig nicht weitergehen sollte. „Ich habe nicht vor den Heldentod zu sterben“, erhob er dann wieder seine Stimme und sah wie Ria gerade dabei war das Cockpit zu verlassen. Er stand von seinem Platz auf und ging ihr nach, denn so einfach würde er sie damit jetzt nicht davon kommen lassen. „Aber wie es mir scheint hast du – Verdammt!“, fluchend rieb er sich die Stirn. Wieso musste in den Frachtern auch alles so schrecklich niedrig sein. „Hast du gerade vor den Heldentod zu sterben mit deiner Idee … Plan … Selbstmordaktion.“ Er rieb sich noch immer die Stirn und so wie es sich gerade anfühlte, würde man es morgen noch sehen können.

Konsequent nahm er Ria die Sachen aus der Hand, legte sie dorthin zurück, von wo sie sie weggenommen hatte und legte ihr die Hände auf die Oberarme, so dass sie erst einmal keine Chance hatte, sich von ihm abzuwenden oder weg zu gehen. „In Ordnung. Ich hab's verstanden“, sprach er seufzend und legte die Stirn ein wenig in Falten. „Ich kann dich offenbar nicht davon überzeugen, dass du tausend Parsec von mir entfernt aktuell besser aufgehoben wärst. Und vermutlich nicht einmal dann, wenn ich dir verspreche unbeschadet aus der Angelegenheit heraus zu kommen.“ Ganz abgesehen davon, dass es ein Versprechen wäre, dass er vermutlich nicht würde halten können und es daher auch gar nicht geben würde. Er wusste nicht wie alles Enden würde, aber er hatte garantiert nicht vor dabei drauf zu gehen. Nicht solange er nicht jede andere Option probiert hatte. Er hing an seinem kleinen, komplizierten Leben, aber dennoch war er bereit einen Schlussstrich zu ziehen, wenn er damit die Menschen, die ihm nahe standen, aus der Gefahrenzone bringen konnte. „Ich werde dein Angebot nicht annehmen Ria, denn wenn ich es tue, habe ich nicht nur weiterhin das Imperium und die Republik im Nacken hängen, sondern auch noch Jace und das willst du mir doch nicht wirklich antun oder?“, fragte er mit bittendem Tonfall und einem fast schon flehenden Blick.
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#13
Ria hielt nur widerwillig in ihrem Tun inne und musste aufgrund seiner letzten Worte und dem dazugehörigen Blick tatsächlich lachen. Und zum ersten Mal seit einer ziemlich langen Zeit, fühlte es sich für sie tatsächlich echt an, auch wenn der Ernst der Lage sie sogleich wieder eingeholt hatte, aber für diesen kurzen Augenblick war es ein gutes Gefühl gewesen. "Also ich trau dir ja durchaus zu, dass du mit dem Imperium klar kommst, selbst mit allem, was hintendran hängt, aber Jace? Nein, das geht wahrlich zu weit." Sie schüttelte den Kopf und sah ihn an. "Gavin, ich habe nicht vor die Legacy zu nehmen," seufzte sie leise und unternahm einen kurzen, jedoch recht erfolglosen Versuch sich von ihm zu lösen. "Du wolltest deinen Leuten Zeit verschaffen und ich wollte dazu auch etwas beitragen, verdammt! Natürlich ändert es nichts daran, dass scheinbar jeder weiß, dass du die gesuchte Person bist, aber sie suchen in erster Linie nach deinem Schiff, um dich zu finden. Nicht nach meinem. Und natürlich werden sie früher oder später auf den Trichter kommen, dass womöglich ein Schiffwechsel stattgefunden hat, aber bis dahin vergeht eine Weile. Ich würde hier schon weg kommen und die CarVe... sie ist eben aufgrund eines Flugfehlers meinerseits so schwer beschädigt, dass sie bis auf weiteres ausfällt. Oder vielleicht ist sie in einem furchtbar dubiosen Raumhafen unter meiner Nase weggestohlen worden, weil ich diese leichtsinnige Angewohnheit habe die Luke offen zu lassen. War ja nur eine Frage der Zeit, dass sich jemand unbefugtes an Bord schleicht." Rias Mundwinkel verzogen sich leicht zu einem kurzen Grinsen, ehe dieses auch schon wieder verblasste.

"Ich treffe für gewöhnlich keine gänzlich unüberlegten Entscheidungen, auch wenn diese Idee jetzt ziemlich überraschend kam, aber ich meine es eigentlich genau so, wie ich es sagte. Du wunderst dich, dass ich irgendeine überstürzte Selbstmordaktion von dir fürchte? Was würdest DU denn tun, wenn ich so bei dir ankäme? Stell dir vor, jemand der dir nicht gänzlich egal ist, kommt zu dir, nachdem du einen Hilferuf von dieser Person empfangen hast und erzählt dir, dass diese Person sich wenigstens dieses Mal anständig verabschieden wollte für eine 'sehr sehr lange Zeit'. Und jetzt sag du mir, dass du diese Sache einfach so hingenommen hättest. Und selbst wenn DU es so hingenommen hättest, hätte spätestens Jace eingegriffen und das weißt du, verdammt nochmal. Also versuche nicht mir einen Strick daraus zu drehen. Nicht daraus." Es gab wahrlich genug andere Dinge, aus denen man ihr einen Strick drehen konnte, aber nicht, dass es in ihrem gesamten Umfeld ganze 4 Personen - inklusive natürlich ihres Bruders - gab, für die sie alles in ihrer Macht stehende tun würde... ob es ihnen nun gefiel oder nicht. "Also, was hast du vor?" Es interessierte sie wirklich, wie er gedachte in dieser Sache weiter vorzugehen, denn scheinbar hielt er ihre Reaktion ja für völlig übertrieben und überhaupt nicht nachvollziehbar. Ja, womöglich spielte in ihrem 'Plan' ein gehöriges Maß an Unerfahrenheit mit hinein, denn sie war in diesem Metier nunmal verdammt jung und bei weitem nicht so ausgefuchst wie Gavin, Jace oder ihr Bruder, aber sie war auch weit davon entfernt blind vor Naivität zu sein, denn dafür hatte sie wahrlich bereits zu viel erlebt und das nicht nur im Rahmen ihres jetzigen Lebens, sondern bereits lange davor.
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#14
„Siehst du“, meinte Gavin und kratzte sich ein wenig verlegen im Nacken. „Das ist der Grund warum ich so gerne wortlos verschwinde, weil ich habe dieses faszinierende Talent bei solchen Sachen stets die falschen Worte zu wählen.“ Ok, so ganz stimmte das natürlich nicht unbedingt. Es mochte vielleicht ein Grund sein, aber wohl eher so ein winzig kleiner. So recht unbedeutend und mehr oder weniger auch vernachlässigbar. „Aber es ist einfach ein Fakt, dass es unter Umständen die einzige Möglichkeit ist, dass zumindest ein paar Leute unbeschadet aus dieser Aktion heraus kommen und daher kann ich diese Möglichkeit nicht ignorieren. Du kennst mich und du weißt, dass ich keine Fakten außen vor lasse, nur weil sie jemanden nicht passen könnte.“ Aber nur weil er eine Option für eine realistische Möglichkeit hielt, bedeutete das nicht, dass es auch das Erste war, was er vorhatte umzusetzen. Gerade wenn das Leben von jemanden – in dem Falle seines – auf dem Spiel stand, war es für ihn stets die allerletzte Wahl. Erst wenn vorher alle anderen Möglichkeiten und Szenarien komplett versagt hatten, war er bereit zum letzten Mittel zu greifen. Sicherlich hatte Ria Recht, dass er es ihr versuchen würde auszureden, genau so wie es Jace versuchen würde und wie sie alle es ihm wohl versuchen würden auszureden. Aber er konfrontierte eben die Personen in seinem Umfeld lieber von Anfang an mit allen Eventualitäten, als die unangenehmen zu verschweigen und dann, wenn es so weit war, die Personen einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen. Je früher man von etwas wusste, desto mehr Zeit hatte man, sich zumindest auf den Tag vorzubereiten, in der Hoffnung natürlich, dass er niemals eintreffen würde.

Mit dem Rücken lehnte sich Gavin an die Kabinenwand. „Nun in erster Linie suchen sie nach der Frachtkiste“, verbesserte er Ria mit einem breiten Grinsen. „Und die von der Legacy in die CaVe zu verladen wäre eindeutig zu auffällig.“ Er erinnerte sich noch sehr gut daran, wie man sich auf Corellia abgemüht hatte und hier würde es unter Garantie nicht unbemerkt bleiben. Irgendjemand würde davon Wind bekommen und schon wäre ihr Vorteil dahin. „Dazu kommt, dass ich die Legacy nicht auf diesem Drecksloch zurücklassen will und die Kiste ist, auch wenn sie der Grund für meinen Ärger ist, noch immer das einzige Mittel, um mich aus der Sache wieder rauszuholen. Verliere ich sie, dann habe ich richtig verloren.“ Sie war einfach zu wichtig, um sie aus den Augen zu lassen und Gavin wusste, dass er sie irgendwie verwenden konnte, wenn auch er noch nicht genau wusste, wie genau er sie nutzen sollte. Nur weil eine Seite die Ware hatte, hatte die andere Seite ja noch immer jeden Grund ihm weiter auf den Geist zu gehen. Aber vielleicht bestand ja irgendwie die Option eines Doublecrossing. Die Frage war nur, wie er das am dümmsten anstellen sollte. Er konnte ja nicht einfach bei Beiden vor der Türe stehen.

„Was ich vorhabe? Als allererstes die Legacy so weit reparieren, dass ich von diesem Sumpf hier weg komme“, beschrieb Gavin sein weiteres Vorgehen. So weit, wie er es eben bisher geplant hatte. „Dann ein Sprung hier hin, einer da hin und vielleicht noch zwei oder auch drei mehr. Tja und dann hatte ich vor mir ein Stückchen Landefläche auf einem dritt- oder viertklassigen Planeten oder von mir aus auch Asteroiden zu suchen, die Reparaturen zu Ende zu bringen und in Ruhe und Abgeschiedenheit einen Plan überlegen. Sozusagen einfach für eine Weile von der Bildfläche zu verschwinden.“ Die Chancen einen sinnvollen Plan zu entwickeln waren einfach höher, wenn niemand wusste wo man sich herumtrieb, als wenn man vor aller Nasen herumflog. Aber um wirklich verschwinden zu können musste man natürlich auch so wenig Personen wie eben nur möglich darüber informieren, wo man gerade steckte. Man musste komplett vom Radar verschwinden und jegliche Kommunikation auf das absolute Minimum reduzieren. Ein nicht gerade einfaches Unterfangen, aber im Bereich des Machbaren.
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#15
"Ja, für falsche Worte hast du tatsächlich ein herausragendes Talent," bestätigte Ria nur ein klein wenig neckend, bevor sie seufzend den Kopf schüttelte. "Aber ich bin ja froh, dass du überhaupt mit mir sprichst. Wenn auch recht unbefriedigend, aber man muss dir ja anrechnen, dass du es wenigstens versucht hast." Ihre Lippen verzogen sich zu einem leichten Grinsen. "Und da wir DAS schonmal geschafft haben, können wir das nächste Mal daran arbeiten, dass du zumindest nicht mehr ganz wortlos verschwindest." Sie wusste, dass er ganz genau wusste, worauf sie anspielte und genau aus diesem Grund beließ sie es dabei und vertiefte dieses Thema nicht weiter, denn dies würde unter Umständen nur zu einer weiteren Diskussion führen, die an diesem Ort und in dieser Situation einfach an völlig falscher Stelle war.
"In Ordnung, ich habe schon verstanden. Du willst dein Schiff nicht hier zurücklassen. Versteh ich. Wirklich. Aber dann sag mir bitte, wie ich dir - euch - helfen kann. Sag es mir! Ich kann einfach nicht glauben, dass du allen Ernstes davon ausgehst, ich könnte und würde dich, nein euch, hier und jetzt im Stich lassen und verschwinden, ohne alle Möglichkeiten in Betracht gezogen zu haben, wie ich eine Hilfe sein könnte. Du erwartest immer, dass alle um dich herum verstehen, dass du sämtliche Faktoren und Eventualitäten berücksichtigst, aber dann solltest DU eben auch verstehen, dass die Menschen in deinem Umfeld dies eben auch versuchen. Für dich." Und nachdem sie dies nun schon zum wiederholten Mal betont hatte, hoffte sie, dass er es endlich verstanden hatte, sonst würde sie es ihm das nächste Mal noch deutlicher klar machen müssen.

"Und was sagt deine Crew zu deinem herausragenden Plan? Oder wissen sie noch gar nichts von ihrem Glück, was du wieder ausheckst?" Mit einer leicht nach oben gezogenen Augenbraue und verschränkten Armen vor der Brust blickte sie ihn an. "Weißt du, was mein Problem ist? Bei dieser ganzen Sache? Dass es ausgerechnet das Imperium sein muss. Ich habe bereits einen Bruder an das Imperium verloren, während der andere munter auf deren Seite kämpft. Ich will einfach nicht..." Ihr ältester Bruder hatte jeden Kontakt zu ihr abgebrochen, nachdem er erfahren hatte, welchen Weg sie nach dem Tod ihres Vaters eingeschlagen hatte. Und obwohl der Kontakt auch zuvor nur sporadisch vorhanden gewesen war - immerhin hatte er als Soldat im aktiven Dienst nunmal viel zu tun - war dieser Kontaktabruch nicht ganz einfach gewesen. Es war nicht das Imperium, das Ria fürchtete. Es war die Furcht noch jemanden an - oder durch - dieses zu verlieren. Ria seufzte und strich sich eine einzelne verirrte Haarsträhne wieder aus dem Gesicht. "Und wenn du auf der Seite der Republik um Hilfe bittest? Zumindest wäre deine Fracht in deren Händen eindeutig besser aufgehoben als in den Händen des Imperiums. Ein Bauteil für eine neue Superwaffe ist überall besser aufgehoben als bei ihnen. Selbst in unserem HQ." Nur möglichst weit von den Menschen entfernt, die es so dringend zurück haben wollten. "Wir wissen beide, dass sie nicht einfach irgendwann aufhören nach dir - oder ihrer Fracht - zu suchen, nur weil du dich auf irgendeinem Asteroiden versteckst. Man müsste sie irgendwie... austricksen." Nur wie? Es musste doch einen Weg geben, um diese Angelegenheit zu beenden, ohne dabei gleich draufzugehen.
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#16
„Heee!“, beschwerte sich Gavin lachend, zog sie mit einem Arm zu sich und wuschelte ihr mit der anderen Hand durch die Haare, genau wissend, dass sie das nicht leiden konnte, daher hörte er auch ziemlich schnell wieder damit auf. „Es ist ja äußerst lobenswert, dass du mir zustimmst, aber doch nicht ausgerechnet hierbei.“ Es wollte sich wohl niemand gerne bestätigt hören, wenn er gerade dabei gewesen war, seine nicht so vorteilhaften Talente zu erwähnen. Außerdem, es war ja nicht so, dass Gavin nicht auch zu einem äußerst schmeichelhaften Verhalten gegenüber dem weiblichen Talent in der Lage war, aber da musste man wohl auch dazu sagen, dass es sich dann um Weiblichkeiten der beruflichen Ebene handelte. Tja und auf dieser Ebene war Gavin der geborene Rhetoriker. Das behauptete er jedenfalls von sich und die Ergebnisse, welche er damit erzielte, konnten, sofern man wollte natürlich, ebenfalls als Beweis herangezogen werden. Aber beruflich war eben nicht privat und Ria gehörte für ihn eindeutig in die private Kategorie und schon funktionierte es mit dem Reden nicht mehr ganz so elegant.

„Das nächste Mal?“, wiederholte er mit hochgezogenen Augenbrauen und einem unterdrückten Grinsen auf den Lippen und tat vollkommen überrascht, dass sie so eine Möglichkeit in Betracht zog. „Du wünschst mich also nicht mehr in die nächste Sonne oder in eine Sarlacc-Grube? Oder was war das noch? In die Arme eines wild gewordenen Wookies?“ Ok, es war vermutlich ein wenig gemein, sie jetzt damit aufzuziehen, aber manchmal gelang es ihm einfach nicht eine Vorlage nicht umzusetzen. Außerdem sah er darin gerade die perfekte Möglichkeit um das, für seinen Geschmack viel zu ernste, Gespräch in eine etwas andere Richtung zu lenken. Jedenfalls für ein paar Augenblicke, denn die Realität holte einen ja leider viel zu schnell wieder ein. Er wusste selbst, dass er sich in diesem Moment selbst belog oder zumindest versuchte selbst abzulenken, von Gedanken, die ihn noch lang genug beschäftigen würden. Vor ihm würden noch so einige ruhige und mehr oder minder einsame Stunden liegen, in denen man nichts anderes tun konnte, als sich entweder mit sich selbst zu beschäftigen oder eben nachzudenken und beides waren nicht gerade befriedigende Aussichten.

„Und du erwartest gerade von mir, dass mir jetzt sofort auf der Stelle Antworten auf alle deine Fragen einfallen und ich mir ganz nebenbei noch den ultimativen Plan aus den Hosenbeinen schüttle“, seufzte Gavin, der, auch wenn es nicht zugeben würde, von der Situation eindeutig überfordert war. Er wusste doch noch nicht einmal, wie er aus der Situation herauskommen konnte und wie sollte er da jetzt schon wissen, wie sie ihm helfen könnte? Es war, als wenn man versuchte ein Tauntaun von hinten aufzuzäumen und das war, bewiesenermaßen, eine verdammt schlechte Idee. „Ich kann viele Sachen gleichzeitig hier oben“, mit dem Zeigefinger tippte sich Gavin an den Kopf, „Durchdenken und planen, aber auch meine Kapazitäten haben Grenzen.“ Um einen guten Plan auszuhecken benötigte man Zeit und Ruhe und beides hatte er bisher nicht gehabt. Man musste Möglichkeiten durchspielen, man musste Ressourcen überprüfen, man musste Kontakte in Erfahrung bringen … All das waren Sachen, die nicht übers Knie gebrochen werden sollten. Nichts, was man auf die Schnelle mal so auf den Tisch zauberte. Es sollte ja eine dauerhafte Lösung sein und nicht eine, die sich nach nur wenigen Tagen wieder erledigt hatte. Es stand einfach viel zu viel auf dem Spiel und da wollte Gavin schlichtweg keinerlei Risiko eingehen. Nicht für sich und nicht für seine Crew.

„Ich bin mir sicher, dass ihnen eine Abtauchen-Mission lieber ist, als eine Kopf-durch-die-Wand-Aktion“, meinte Gavin und sah Ria an. „Aber wenn du mir nicht glaubst, dann kannst du sie ja gerne selbst fragen.“ Es war ja nicht so, dass seine Crew nicht ihre eigene Meinung hatte und niemand, nicht einmal er, wusste was in ihrem Kopf vor sich ging. Gelegentlich gelang es ihm zwar, aber eben auch nicht immer. „Mein Auftrag lautete eine Person auf einem Planten abholen und woanders hinfliegen. Ich wusste nicht, dass es sich um Corellia handelte und ich konnte auch nicht ahnen, was sie am Ende für ein Spiel mit mir spielen!“ Nein, von dem, was man ihm damals als Angebot ausgebreitet hatte, war ein derartiger Ausgang absolut nicht vorhersehbar gewesen. Hätte er damals auch nur ein Fünkchen Zweifel gehabt oder das Gefühl, es könnte in einem totalen Fiasko enden, wäre er aufgestanden und gegangen. „Die Republik um Hilfe bitten? Diejenigen, die mir die Suppe überhaupt erst eingebrockt haben?“ Gavin warf ihr einen zweifelnden Blick zu und lachte dann trocken auf. „Weißt du was die machen? Die werden die Fracht einsacken, vielleicht bekommen sie noch ein Danke über die Lippen und das war's gewesen“, meinte Gavin und schüttelte den Kopf. „Die werden keinen Finger krumm machen, um mir gegen das Imperium zu helfen. Vermutlich – Nein mit Sicherheit! – muss ich dann noch dankbar sein, dass sie mich nicht sofort verhaften und wegsperren.“ Es war ja kein besonders großes Geheimnis wie die Republik zu ihnen Schmuggler stand. Han Solo mochte vielleicht einmal einer von ihnen gewesen sein, aber seine Beziehung zu einer Prinzessin, hatte seiner Reputation einen solchen Schub verpasst, dass alles vergeben und vergessen war. „Sie werden erst aufhören, wenn sie ihren Scheiß zurückhaben“, murmelte Gavin, denn in dieser Hinsicht war er sich absolut sicher.
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#17
Ria gab einen missmutigen Laut von sich und boxte Gavin gegen den Oberkörper, kaum dass er sie aus seinem Griff entlassen hatte. Sie hasste es, wenn er es das tat, auch wenn es für einen winzigen, viel zu kurzen Moment den Anschein von Unbeschwertheit und sehr viel sorglosere Erinnerungen wachrief. “Mach dir keine falschen Hoffnungen. Ich hasse dich noch immer,“ grummelte sie missmutig, zog unwirsch ihren Haargummi aus den Haaren und band sich die Haare ebenso unwirsch wieder zusammen, während Gavin ihre ungewollte Vorlage natürlich für sich verwendete.
“So ungern ich mich ja wiederhole und so sehr ich es hasse dies extra aussprechen zu müssen, nach allem, was in der Vergangenheit passiert ist, aber wenn du mir so egal wärst, wie du es verdient hättest, wäre ich gar nicht erst hier. Ich hoffe, du bist jetzt zufrieden.“ Und dies wäre das überhaupt allerletzte Mal in ihrem ganzen Leben, dass sie es aussprach, denn es fiel ihr sehr viel leichter ihn zu verfluchen, auf ihn zu schimpfen und ihm eine Horde wilder Wookies an den Hals zu wünschen.

Seufzend nahm sie auf der schmalen Pritsche platz, die hin und wieder sogar zum Schlafen genutzt wurde und blickte Gavin an. “Weißt du,“ begann sie, ehe sie eine Pause einlegte, um ihre Worte noch einmal zu überdenken, ehe sie weitersprach, “mir ist durchaus bewusst, dass ich nicht die erfahrendste und schlauste Person in den Schmugglerkreisen bin und ja, wahrscheinlich bin ich noch nicht einmal die hilfreichste, denn selbst Areyn hätte dir mehr den Arsch retten und hilfreichere Tipps geben können, als ich es auch nur in den Ansätzen kann, aber ich bin hier, Gavin. Ich habe nie und werde niemals von dir irgendeine Gegenleistung für meine Hilfe verlangen und das weißt du, also schließe mich nicht aus. Ich verlange gar nicht, dass du mir jede Einzelheit verrätst, aber verschwinde nicht einfach. Meldet euch wenigstens... über fünftausend Umwege, wenn es denn sein muss und in Form von verschlüsselten Nachrichten, vollkommen egal, aber tu mir das nicht an.“
Moment. Hatte sie das gerade wirklich gesagt?
“Ich meine, also ich wollte damit sagen, dass...“ Kurz gestikulierte sie mit den Händen in den Luft herum, bevor sie resignierend mit dem Kopf schüttelte. “Verschwinde einfach nicht sang- und klanglos in die ewigen Weiten, in Ordnung?“

Warum musste es auch unbedingt das Imperium sein, mit dem Gavin es sich verscherzt hatte? Jeder, absolut jeder und jede Organisation wäre ihr in diesem Fall lieber gewesen, als das Imperium. “Und nur damit das klar ist: Wenn du ihnen das Teil einfach wieder zurückgibst – auf welche Art und Weise auch immer – werde ich nie wieder ein Wort mit dir sprechen.“ Im Grunde war das Imperium ihr egal; ja, sie mochte sie nicht, deren Vorgehensweisen, deren Propaganda und die Art und Weise, wie sie ihre Macht und Vorherrschaft ausspielten und präsentierten. Aber sie wollte weder Gavin, noch Jace oder Tasha an das Imperium verlieren.
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#18
„Nun, wenn das so ist“, meinte Gavin mit einem verschmitzten Grinsen, nachdem ihm Ria offenbart hatte, dass sie ihn noch immer hassen würde und was er ihr in diesem Moment einfach absolut nicht abnahm. „Dann ist ja alles beim Alten.“ Ob das jetzt gut oder schlecht war, war einmal dahin gestellt, aber zumindest war es beruhigend genug in einer Situation zu sein, mit der man vertraut war. Doch als Ria dann auf einmal überraschend offen in ihren Worten wurde, senkte Gavin betreten den Blick zu Boden. Er war ein Arschloch und ein Idiot und er wusste es. Wusste es sogar sehr genau. Er war nie so wirklich fair ihr gegenüber gewesen, hatte sie auf eine gewisse Art und Weise benutzt und seine persönliche Freiheit über alles andere gestellt. Weder hatte er es verdient, dass sie nun hier war und bereit war ihm zu helfen und am allerwenigsten hatte er sie verdient. Im Laufe der Jahre hatte sich ein verdammt großes Schuldenkonto bei ihm angehäuft und bisher hatte er sich nie groß Gedanken darüber gemacht, wie er es jemals wieder tilgen sollte, denn es hatte nie einen Anlass dafür gegeben. Es hatte immer irgendwie funktioniert, aber nun wurde ihm klar, dass es so eben nicht mehr funktionieren würde. Nicht heute, nicht morgen und schon gar nicht in Zukunft.

„Mir wäre es lieber, du würdest es tun“, murmelte Gavin, dem klar war, dass damit sein Schuldenkonto bei ihr nur noch weiter anwuchs. „Verdient hätte ich es immerhin.“ Normalerweise war er immer derjenige gewesen, der nie einen Gefallen unbezahlt ließ und der immer versucht hatte, eine faire Basis bei allem zu bewahren. Doch bei Ria war das von Anfang an voll in die Hose gegangen. Er wusste selbst nicht einmal mehr warum es so war und wie es überhaupt dazu gekommen war. „Ich habe mich gemeldet gerade weil mir klar geworden ist, dass es nie fair von mir gewesen war immer wortlos zu verschwinden“, entgegnete er und versuchte in dem Raum hin und her zu gehen, was allerdings nur dazu führte, dass er sich den Kopf anschlug und mit einem dumpfen Grunzen wieder stehen blieb. „Wenn ich aber gewusst hätte, dass ich dich damit in die Sache reinziehe, dann – Brennende Sterne! Dann hätte ich darauf verzichtet, weil -“, Gavin brach den Satz ab und ließ sich mit dem Rücken gegen die Wand des Raumes sinken. „Weil ich nicht will, dass dir etwas passiert“, murmelte er dann den Satz zu Ende, den Blick stur auf den Boden gerichtet. „Ich kann mir vieles verzeihen, aber nicht das.“ Oh wie er es doch hasste über sich selbst zu sprechen und ganz besonders, was in ihm vorging. Nicht die Dinge, über die er normalerweise dachte oder wie er sich normalerweise fühlte, sondern eben all die Dinge, von denen er überzeugt war, dass sie niemanden etwas angingen. Nicht darüber zu sprechen hatte ihm immer dabei geholfen eine gewisse Distanz zwischen sich selbst und seiner Person zu wahren. Hatte ihm dabei geholfen gewisse Dinge zu tun, die er ohne diese Distanz nicht hätte tun können. Eine Distanz, die er vermutlich auch die ganze Zeit Ria gegenüber eingehalten hatte. Unbewusst, weil er es anders einfach gar nicht gewohnt gewesen war.

„Das bedeutet dann wohl, dass ich die Gelegenheit, wo du noch mit mir sprichst, ausnutzen sollte, denn ich werde es ihnen zurückgeben“, seufzte Gavin, denn das war die einzige Chance um irgendwie lebend aus der Sache raus zu kommen. „Wenn auch nicht ohne Gegenleistung, aber ich muss es ihnen zurückgeben, wenn ich nicht den Rest meines Lebens auf einem fünftklassigen Asteroiden im Outer Rim verbringen will.“ Die Chance auf ein normales Leben, wenn er dem Imperium nicht gab was es von ihm haben wollte, lag exakt bei 0. Allerdings würde die Chance auf ein normales Leben auch weiterhin bei 0 liegen, wenn er es ihnen einfach so zurückgab. Somit war die einzige Möglichkeit die Chancen zu erhöhen, die Rückgabe zu seinen Bedingungen. „Und auch wenn die Republik mich belogen und über den Tisch gezogen hat, mir diese Suppe überhaupt erst eingebrockt hat, wird sie nicht leer ausgehen“, sprach Gavin weiter und richtete seinen Blick auf Ria. „Das verbietet mir mein Eid in allen Angelegenheiten neutral zu sein.“ Ein Grinsen legte sich auf Gavins Lippen, ehe er die Schultern nach oben zog und wieder sinken ließ. „Und auch meine persönliche Einstellung“, fügte er dann noch hinzu.
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#19
Ria blickte ihn entgeistert an. Hatte sie gerade etwa aus seinem Mund gehört, dass er nicht wollte, dass ihr etwas passierte? Hatte er das wirklich gesagt? Wahrscheinlich würden sich seine Worte als reine Wunschvorstellung herausstellen, wenn sie länger darüber nachdenken würde, denn immerhin waren das so ganz andere Worte, die sie gerade von ihm hörte, als sie eigentlich von ihm gewohnt war und tief in ihrem Inneren, war sie sich nicht sicher, ob sie das als etwas positives werten sollte. Eher verliehen seine Worte dieser ganzen Situation eine zusätzliche Schwere, die sie so zuvor recht erfolgreich hatte verdrängen können und ja, natürlich war sie es gewesen, die mit den offenen Worten angefangen hatte, aber wie hätte sie ahnen können, dass er, Gavin, damit weitermachen würde?
“Gavin, ich...“ begann sie, brach dann ab und schüttelte mit einem leisen Seufzen den Kopf. “Mir wird nichts passieren. Ist es in der Vergangenheit nicht, wird es jetzt nicht und auch nicht in der Zukunft. Ich bin umgeben von Männern aufgewachsen, ich kann mich durchaus zur Wehr setzen. Und wenn ich irgendwann dem Imperium in die Hände fallen sollte, dann hat das ganz sicher nichts mit dir zu tun, sondern weil es irgendetwas anderes ist, das ihnen nicht passt. Es gibt also nichts, was du jetzt oder in Zukunft daran ändern könntest.“ Außer sie würde sich auf der Stelle aus allen illegalen Geschäften zurückziehen, sich auf irgendeinem entlegenen Planeten niederlassen und sich ein ruhiges – aber vollkommen langweiliges und unbefriedigendes – Leben aufbauen.

“Und nachdem wir DAS geklärt haben, kannst du mir jetzt erklären, was du vorhast. Was meinst du damit, du gibst es ihnen zurück, aber nicht ohne Gegenleistung? Und wie soll die Republik profitieren? Denkst du, du kannst mit dem Imperium einfach irgendwelche Deals abschließen und damit ist diese Angelegenheit dann erledigt und vom Tisch?“ Ria würde nie behaupten, dass sie sehr viel Erfahrung darin hatte, wie man mit dem Imperium Deals abschließt, von der die Republik profitiert und dann noch lebend aus der ganzen Misere herauskommt, aber sie wagte zu bezweifeln, dass das so einfach funktionieren würde. Das Imperium wäre schließlich nicht das, was sie eben waren, wenn man mit ihnen verhandeln könnte. Sie hatte in ihrem ganzen Leben noch nie gehört, dass das Imperium ein angenehmer Verhandlungspartner war.
“Wie gesagt, ich erwarte nicht, dass du mir jede winzige Kleinigkeit erklärst, aber so ein paar Informationen wären schon nett. Bitte?“ Sie blinzelte ihm entgegen und strich sich – in der unschuldigsten Geste, die sie in dieser Situation auffahren konnte – eine einzelne Haarsträhne aus dem Gesicht hinter das Ohr zurück. Natürlich würde sie ihm helfen, wenn sie die Möglichkeit hätte und selbstverständlich würde sie dabei Jace und Tasha vorschieben und niemals zugeben, dass ihre Hilfe natürlich auch Gavin galt, denn auf IHN war sie immerhin – tatsächlich – wirklich wütend.
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#20
Ihm würden nun aus dem Stehgreif genug Argumente einfallen, die er ihr jetzt entgegen bringen könnte, warum ihr doch etwas passieren konnte, von dem sie nicht einmal ahnte, dass es ihr passieren könnte. Er kannte sie und er kannte sie schon eine ganze Weile und somit wusste er auch, was sie konnte und zu was sie in der Lage war, aber manchmal geriet man einfach in Situationen die man nicht mehr überblicken konnte. Er war ja gerade das beste Beispiel. Alles hatte mit einem ganz einfachen Job angefangen und nun saß er tiefer in der Banthascheiße als jemals in seinem Leben zuvor. Aber würde er jetzt etwas sagen, dann würden sie nur wieder in eine endlose Diskussion verfallen, bei der jeder versuchte den anderen von der Richtigkeit seiner Meinung und Ansichten zu überzeugen. So war es früher meist gewesen und keiner hatte einen Schritt zurück wollen, allerdings waren sie so auch nie einen Schritt voran gekommen.

„In Ordnung. Ich werde es erklären“, seufzte Gavin schließlich und seufzte ein wenig resigniert auf. „Aber lass uns vorher zurück zur Legacy gehen, damit auch Jace und Tasha es mitbekommen, denn die wissen auch noch nichts und ich will es nicht zweimal erklären müssen.“ Denn würde er es ein zweites Mal erklären, dann würde dieser Plan nur noch viel dämlicher wirken, als er es jetzt schon in seinem Kopf tat. Aber er war in seinem Kopf so viele Optionen durchgegangen, hatte so viele Möglichkeiten durchgespielt und die Ergebnisse waren jedes Mal verheerend gewesen. Dieser Plan war alles, nur nicht perfekt und hatte auch alles, nur keine Erfolgsgarantie, aber im Vergleich zu allem anderen beinhaltete er zumindest eine winzige Chance mit einem blauen Auge aus der Angelegenheit heraus zu kommen.

Zusammen mit Elyria verließ er die Landebucht und ging mit gesenktem Kopf und geschickt jede mögliche Deckung nutzend zurück zur Landebucht in welcher die Legacy lag. Er stieg die Rampe nach oben, zog rechtzeitig den Kopf ein und ging zuerst in Richtung Cockpit. Mit Sicherheit würde Jace dort sitzen und versuchen aus den Datenstick schlau zu werden, der sich ja noch immer in ihrem Besitz befand und genau dort fand er ihn auch vor. „Es gibt etwas zum besprechen“, meinte er an ihn gewandt und wollte ihn gerade fragen wo Tasha war, als diese auch schon hinter ihnen auftauchte.
„Wurde ja auch Zeit“, meinte diese nur und verschränkte die Arme.
Gavin verkniff sich ein Kommentar und lehnte sich daher mit dem Rücken an die Verkleidung des Ganges.
„Also behalten können wir das Ding nicht und an die Republik können wir das Ding auch nicht schicken, denn in beiden Fällen würde uns das Imperium qualvoll leiden lassen“, fing er dann auch kurzerhand an zu erklären. „Sie werden erst Ruhe geben, wenn sie das Ding zurück in ihrem Besitz haben. Es hatte zwar kurzzeitig einen Nutzen, dass sie uns deswegen über Corellia nicht einfach abgeschossen haben, aber diesen Effekt wird es nicht auf Dauer haben. Sie werden uns bald den ganzen Abschaum der Galaxis auf den Hals hetzen und ihr wisst was das bedeutet.“ Sie alle hatten schon den einen oder anderen Kontakt mit derartigen Individuen gehabt. Personen, die keinerlei Skrupel hatten und für die einzig und alleine Credits zählten. Die nicht einmal Ansätze von Moral aufwiesen. „Aber wir können auch nicht einfach hinfliegen und es ihnen zurückgeben, denn dann sind wir tot“, sprach er weiter. „Selbst wenn wir das überleben sollten, dann haben wir die Republik im Nacken hängen. Für das Ding sind gute Männer gestorben und da wir ja wissen wie die Neue Republik über uns Schmuggler denkt – Wir sind schneller der Sündenbock als die Legacy zum Hyperraumsprung ansetzen kann. Wie ihr seht ist es vollkommen egal wem wir das Ding geben, wir haben dann garantiert die Gegenseite am Hals. Außer -“ Gavin unterbrach sich an dieser Stelle, denn für das was jetzt kommen würde, würden sie ihn wohl alle für endgültig für übergeschnappt halten. Es war, wenn man es mal nüchtern betrachtete, der absolute Wahnsinn. „Außer beide bekommen was sie wollen.“

Gavin ließ sich in einen freien Stuhl fallen, streckte die Beine aus und verschränkte die Arme hinter seinem Kopf. Viel zu lässig eigentlich in Anbetracht der derzeitigen Situation. „Eigentlich ist es eine Sache, welche nicht uns betrifft sondern die Republik und das Imperium und mein Plan sieht vor, es auch genau wieder so werden zu lassen“, meinte er und überlegte, wie er seinen Plan am besten formulierte, so dass man ihn verstand und ihn nicht gleich hier und jetzt einen Kopf kürzer machte. „Ich habe vor dem Imperium sein Spielzeug zurückzugeben, allerdings nicht ohne gewisse Forderungen und sie bekommen es auch erst, wenn die Forderungen erfüllt wurden und alles beinhaltet natürlich eine Absicherung, dass sie nicht gleich nach Geschenkübernahme alles wieder rückgängig machen.“ Wie er das anstellen wollte, das wusste er noch nicht, aber da würde ihm gewiss etwas einfallen. Es musste ihm einfach etwas einfallen. „Die Republik bekommt kein Spielzeug, dafür aber Informationen über das Spielzeug. Viele Informationen gegen ein paar wenige Gefälligkeiten und natürlich erhalten sie noch als Zeichen meines guten Willens einen Hinweis wo sich das Spielzeug befindet“, erklärte er weiter. „Sollen sich doch die beiden um das Ding streiten und zwar Angesicht zu Angesicht und nicht ihren Krieg auf unserem Rücken austragen und ja ich weiß, dass ich gerade dabei bin die Republik und das Imperium gegeneinander auszuspielen.“ Es war ein verdammt gefährliches Spiel bei dem er sich mächtig die Finger verbrennen konnte. Es gab eigentlich nur zwei mögliche Ausgänge für diesen Plan: Entweder sie gingen als Gewinner aus der Schlacht oder als Verlierer. Aber verloren hatten sie jetzt auch schon, somit bestand zumindest eine geringe Chance, dass es für sie besser wurde.
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